A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 9. (1970)

KILIÁN István: Kiss Dániel önéletrajzi naplója (1784-1838)

KIS DANIEL ÖNÉLETRAJZI NAPLÓJA 251 er Jahren gab es Jahr für Jahr eine Epoche der Hungersnot vor der Ernte. Der Schreiber des Tagebuches überstand glücklicherweise die Koleraepidemie des Jahres 1831. Er schreibt über die Verheerung der Seuche in Jósvafő, auch über die Abwehrmaßnahmen, die getroffen wurden um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Seine Zeilen verraten, wie schlecht es damals um die Hygiene und das Sanitätswesen im ganzen Komitat stand, denn näher als in Rozsnyó oder Miskolc gab es keinen Arzt. Das Lesen des Tagebuches gewährt hier und da einen Einblick in das Unterrichtswesen zu Beginn des 19. Jahr­hunderts. Es fragt sich, was Dániel Kis veranlaßt haben mochte, sein Tagebuch mit einer Rückschau auf seine Jugend zu beginnen, später aber systematisch sei­nen Tagesbericht zu schreiben. Dank der Aufklärung lernten die Kinder in der Schule die ungarische Literatur kennen, und es bildeten sich gesell­schaftliche Vereinigungen, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, die ungarische Nationalkleidung wieder einzuführen. Die den späteren Selbstbildungsverei­nen ähnlichen Studentenvereinigungen — obwohl sie sich bewußt von der Po­litik fernhalten wollten — strebten im Gegensatz zu den österreichischen Kulturüberlieferungen ein Unterrichtswesen im nationalungarischen Sinne an, was an und für sich schon als revolutionäre Politik gedeutet wurde. Dies er­klärt, warum der Statthaltereirat in den 30-er und 40-er Jahren zweimal die damals bereits fast in allen Schulen vorhandenen ungarischen Jugendver­bände auflösen ließ. Der Gedanke zu schreiben mochte Dániel Kis noch in Sárospatak gekommen sein, als er Mitglied des ungarischen Leserzirkels ge­wesen war. Vermutlich hatte er sich bereits dort die Kunstfertigkeit des Schreibens angeeignet. Besonders schätzenswert ist der gewandte Stil des Tagebuches, der eine Verschmelzung der Urbanität eines gebildeten Menschen mit der selbstver­ständlichen Natürlichkeit eines Mannes vom Lande zu sein scheint. Die Reichhaltigkeit seiner Ausdrucksweise, die Beherrschtheit der sprachlichen und künstlerischen Form wird durch seinen gesunder Humor noch eindrück­voller. Dániel Kis schrieb das Tagebuch nicht für seine Kinder, auch nicht für die Nachwelt zu ihrer Aufklärung und Belehrung, sondern für sich selbst, unter einem inneren Zwang und fand — ohne ins Extreme zu verfallen — den richtigen Mittelweg zwischen der im allgemeinen für die Tagebücher be­zeichnenden Subjektivität und dem Positivisten, der unbedingt alle Tatsachen aufzählen möchte. Aus diesem Grunde ist Dániel Kis's Tagebuch vom Anfang bis zum Ende eine spannende Lektüre, an der man sein Vergnügen findet. ISTVÁN KILIÁN

Next

/
Thumbnails
Contents