A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 8. (1969)

DÖMÖTÖR Sándor: Adatok a felsőmagyarországi betyárvilág kialakulásának kezdeteihez

430 DÖMÖTÖR SÁNDOR Die legalen freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Hirten der beiden Landschaften entarteten und es kam zu Betrügereien und Veruntreuungen im grossen Ausmass. Ganze Herden wurden entwendet, und in weit entferntgelegene Landteile vertrieben. Der junge Gutsbesitzer András Onódy verwickelte sich 1786 in einen solchen Diebstahl. Es erregte landweit Aufsehen, als er auf frischer Tat ertappt, gefes­selt auf das Komitatshaus gebracht und wie ein ganz gewöhnlicher Dieb zu einer Kerkerstrafe verurteilt wurde. Er wurde populär, es wurde sogar ein Loblied auf ihn geschrieben. Obwohl Onódy später ein ganz gemeiner Angeber war, gefiel er sich in der patriotischen Rolle eines zweiten Abellinos von Zschokke. Er setzte seine Diebstähle fort, wieder wurde ein Verfahren gegen ihn eingeleitet, aber es gelang ihm den Prozess auf Jahre hinauszuzögern. 1807 starb er eines jähen Todes. Damit war der Prozes beedet und man versuchte seine Schandtaten zu verheimlichen. Umso mehr Gerüchte kamen auf, haupt­sächlich aufgrund des volkstümlichen Theaterstückes, das István Balogh über sein Leben und seine Taten geschrieben hatte. Es wurde 1812 uraufgeführt. Als Vorbild diente Heuslers Ausstattungsstück „Rinado Rinaldini". Doch war István Baloghs Werk keinesfalls eine sklavische Kopie, denn er hatte die Taten Bandi Angyals umgedichtet und hatte das Stück auch mit zahlreichen ungarischen Volksliedern vollbespickt. Sein Theaterstück wurde zum Ur- und Vorbild des kitschigen Volksschauspiels. Dass Bandi Angyal berühmt und zum Sinnbild des humanistischen Räubers werden konnte, daran sind vor allem die Motive der deutsch-österreichischen Räuberromantik schuld, doch haben auch Überlieferungen der ungarischen Märchenwelt das ihrige dazu beigetragen. Der Betyár, der für das Wohl des armen Volkes kämpft, ist ein konkretes, ungarisch-ethnisches Spezifikum. Die instinktiven Freiheitsbewegungen des ungarischen Volkes — vornehmlich der Hirten — vermischten sich mit den Schandtaten der Freibeuter. In diesem Verschmelzungsrozess wurden die letztgenannten irgendwie menschlicher, während die Hirten, die fahnenflüchtigen Soldaten und die flüchtigen hörigen Bauern zu ganz gewöhnlichen Verbrechern degradiert wurden. Das qualitative Ergebnis dieser nach zwei Richtungen hin zugleich wirksamen sozialen Bewe­gung war; der Betyár, der Freiheitskämpfer­—Räuber, der Scheinheld. Bandi Angyal war ein Räuber, aber seine Taten und die Motive derselben hielt die öffentliche Meinung für viel edler und revolutionärer, als sie es tatsäch­lich waren. Das Lied, das seine Taten verherrlichte, wurde im Komitat Borsod und im ganzen Land gesungen. Es ist aber kein Loblied des Räubers, denn es spricht vom Recht des unterdrückten Volkes auf Gerechtigkeit. Dieser Ruf des Volkes nach Gerechtigkeit ist urewig — nicht aber das romantisch aufgebauschte Heldentum eines Räubers. Die Gestalt des Betyárén ist sinnfällige Wirklichkeit und als solche das charakteristische Produkt einer bestimmten historischen Epoche. Sándor Dömötör

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