Veres László: Magyar népi üvegek (Borsodi Kismonográfiák 28. Miskolc, 1989)

UNGARISCHE VOLKSTÜMLICHE GLASWAREN In der ungarischen Volkskunst stellen die ehemals in den bäuerlichen Haushalten befindlichen Gebrauchsgläser einen eigenartigen Farbtupfer dar. Die ungarische völkerkundliche Wissenschaft hat bis vor einigen Jahren die­sen Gegenständen keine besondere Bedeutung beigemessen, bei der Untersu­chung des bäuerlichen Milieus wurden sie praktisch außer Betracht gelassen. Zur Jahrhundertwende, als man die Glasgegenstände noch in grosser Zahl hätte sammeln können, suchte die Forschung auf dem Gebiet der Volkskunst die spezifisch bäuerlichen, ursprünglichen Kunstrichtungen. Diese Bemü­hung kam zur Geltung, damit bei der Schaffung der Nationalkultur auch aus der Volkskunst nur die spezifischen, urwüchsigen, nur in Ungarn zu finden­den Richtungen herausgesucht werden. Die Glasherstellung war dagegen ziemlich international. Das Mißtrauen gegenüber den in der bäuerlichen Ver­wendung befindlichen Glasgegenständen wurde noch dadurch weiter gestei­gert, daß diese Glaswaren genausogut eng an das alltägliche Leben des Adels und der Bürgerschaft gebundene Gegenstände waren, wie an das der Bauern­schaft. Die Volkskunst ist entsprechend der herkömmlichen Auffassung an die im weiteren Sinne verstandene Bauernschaft anzulehnen. Zu Recht wurde auch die Frage gestellt, ob die Natur der Glasherstellung, also die Tatsache, daß die Glasfertigung größere industrielle Einrichtungen benötigt, es möglich macht, sie zur Volkskunst werden zu lassen. In den letzten Jahren beinhaltet der Begriff der ungarischen Volkskunst auch die bei der volkstümlichen Kultur einzureihenden Kunstzweige. Die ge­gebenen Gegenstände werden nicht nur von der Seite der Hersteller, sondern auch von der Seite der Nutzer betrachtet. In Ergebnis dieser Änderung der Ansicht werden heutzutage die im bäuerlichen Gebrauch befindlichen Glas­142

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