Goda Gertrúd: Ficzere László (Borsodi Kismonográfiák 26. Miskolc, 1987)

LÁSZLÓ FICZERE (1910-1967) In der Erinnerung der Stadt Miskolc lebt die Gestalt von László Ficzere, des malenden Eisenbahners. Das Schicksal seiner eigenwilligen geometrischen Werke wird von Beach­tung begleitet — seine Schöpfungen beschäftigen auch heute noch diejenigen, die ihn zu sich gehörig betrachten. Er bildete sich unter Ausnutzung der Möglichkeiten seiner engeren Heimat Miskolc und ambitionierte seine innere Entschlossenheit, das er sich durch seinen ordentlichen Dienst bei der Eisenbahn das Recht verschafft, Maler sein zu dürfen. Inder 1946 geschaffenen „Freien Schule" begann er im Alter von 35 Jahren den ersten ernsthaften Schritt zur Erfüllung seines Kindheitstraumes zu tun und es waren ihm nur zwei Jahrzehnte gegeben, um seine Studien zu treiben, die Gesetzmassigkeiten der Bildkonstruktion zu lernen, seine eigenen Ausdrucksmittel zu finden und dann entfaltet ein erfolgreicher Maler zu sein. 1967 wurde im Kammersaal der Kunsthalle in Budapest die Ausstellung seiner ge­sammelten Werke veranstaltet. Der Weg von der „Freien Schule" bis zur Kunsthalle, der von ihm zurückgelegt wurde, ist an sich schon ohne Beispiel in der ungarischen Kunst. Zu dem für ihn unentbehrlichen Lebensraum gehörte die ordentlich erledigte Arbeit und das Bestehen unter allen Bedingungen. Seine höchsten Auszeichungen sind: 1955 „Orden der Arbeit", 1962 erhielt er auch den Kunstpreis des Landesrates der Gewerkschaften. Ficzere in seinem „Zu-sich-selbst-Finden" war Bestandteil des regen geistigen Lebens, das das miskolcer Künstlerviertel kennzeichnete. Er war oft dort und in Unterhaltungen, Streitgesprächen formte er seinen künstlerischen Blick. Er war schon ein anerkannter Maler, als er zu einem Atelier kam und parallel dazu malte er in seiner Küche weiter und schuf dort seine graphischen Arbeiten. Mit der Entschlossenheit des Aktivisten bildete er seine Arbeitskollegen, die Eisenbahner, die in der Stadt arbeitenden Bauarbeiter, die in der damals in der Mechanisierung befindlichen Landwirtschaft Arbeitenden ab. Das war praktisch sein ausschliessliches Thema: Der aktive, schaffende Mensch. Er schuf seine Werke in der von der Grafik ausgehenden Auffassung der Flachengeometrie. Ab 1950 war er auf allen landeseiten und nordungarischen Ausstellungen regelmassig vertreten und er bekam mehrmals die Goldmedaile auf internationalen Ausstellungen der Eisenbahner, der Federation Internationale des Societés Artistiques et Intel lectuel les de Cheminots (FISAIC). In seinem Jugendalter stand er stark unter den Einfluss von Munkácsy, bis er dann spater den im Alltag im Thytmus der Arbeit lebenden Menschen bewusst in höhere künstlerische Regionen leben wollte, wie das in der ungarischen Kunst seine Vorbilder Gyula Derkovits, István Dési Huber schon getan hatten. Von den euro­paischen, gegen den Krieg auftretenden Künstlern wirkte die Malerei von Marcel Gromaire am meisten auf ihn, auch die Auffassung der Bildschaffungen von Bernard Buffet ist an seinen Werken zu spüren. Seine herausragenden Hyklen sind: Alltage (Verviel-faltigungs­graphik), Krieg und Frieden (Eitempera-Panneau), Bergarbeiter (Eitempera-Tafelbild), Dózsa, der Bauernführer (Eitempera-Tryptichon), Hiroshima, 6. August 1945, 8^0 uhr (Kupferstich). Seine Person ist zur Verkörperung des von der Befreiung erwarteten Sehnens geworden, dass die neue Ordnung mehr Möglichkeiten zur Entfaltung der Talente bringt und zur Anerkennung der dafür Würdigen beihilft. Gertrud Goda 96

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