Paládi-Kovács Attila: A Barkóság és népe (Borsodi Kismonográfiák 15. Miskolc, 1982)
Industriearbeitern, Bergleuten und Bauern noch wichtiger. Um 1900 ging der Anteil der Ackerbauer in den Dörfern auf 50—60% zurück und nahezu die Hälfte der Bevölkerung lebte von der Industrie. In den 1900er Jahren lockerte sich auch die Kohäsion der alten Gentilorganisation, der Gemeinschaften verwandter Familien und der sog. Großfamilien auf. Die Auflösung der Besitz- und Familiengemeinschaften war bis zu den 1940er Jahren beendet. Bis 1920 waren die Erbschaftsgewohnheiten durch die Erbfolge im Mannesstamm gekennzeichnet; an deren Stelle trat nun das Prinzip der gleichen Verteilung. Seither erben die Töchter den gleichen Anteil an Boden und Hausliegenschaften wie die Söhne. Die Verwandtschaftsterminologie der Barkós ist sehr reichhaltig und klassifizierenden Charakters, ebenso wie die der anderen ungarischen Volksgruppen. Die mit Geburt, Heirat und Beerdigung zusammenhängenden Bräuche festigen die gesellschaftlichen Verbindungen nicht nur der Blutverwandten, sondern auch der Kunstverwandtschaft (Taufpaten, Gevatter), der Nachbarn und praktisch der ganzen Dorfgemeinschaft. In diesem Abschnitt werden die im letzten Jahrhundert nur wenig geänderten Gewohnheiten des Gesellschaftslebens ausführlich beschrieben. Während gewisse Riten undeutlich gewordenen Sinnes weggelassen werden, sind in den 1950—1970er Jahren die Unterhaltungen und Gastereien aufwendiger als je zuvor, wobei sich der Akzent von den geistigen und kultischen Manifestierungen auf die materiellen verlagert. Die Geschenke sind wertvoller, die Hochzeitsfeste kostspieliger, mehr Hochzeitsgäste werden eingeladen als in früheren Zeiten; die Frau, die der Wöchnerin das Mittagmahl bringt, wird von 5—6 Frauen begleitet. 9. Die Volksgruppe der Barkós gehört zur römisch katholischen Kirche und begeht deren Kalenderfeste. Der Feiertagszyklus des Winters ist reich an Bräuchen des Jahresbeginns und -abschlusses. Am Andreastag (30. November) feiern die Hirten ihre Jahreseröffnung; am Nikolaustag (6. Dezember) werden die Kinder beschenkt. Der Luzientag (13. Dezember) gilt als „böser Tag", an dem das Spinnen verboten ist; an diesem Tag beginnt man den sog. Luciastuhl zu schnitzen. Vor Weihnachten führen 6—10 köpfige Gruppen Krippenspiele auf; Puppenspiele sind jedoch um diese Zeit unbekannt. In den 1960er Jahren wurden diese wortreichen dramatischen Spiele nur mehr von den Schulkindern vorgetragen. Am Ende der Faschingszeit veranstaltet die Jugend eine dreitägige Unterhaltung. Die Burschen verteilen unter sich die Rollen und ziehen entlang der Hauptstraße auf. Eine typische Tiermaske ist der Rammskopf. Zum Schluß der Unterhaltung wird der eine Bursch zum Gefangenen „ernannt", in Stroh eingewickelt und in Ketten gelegt. Nach Aufzählung seiner „Sünden" wird mit einem Holzschwert seine Enthauptung imitiert 205