Müller-Walter Judit: Mehr als Lebensgeschichten. Schicksale (Pécs, 2010)

Schicksals Lied Nach meiner Heimat zieht/s mich hin, zu meinen lieben Eltern hin, zu meinen Ehemann, Weib und Kindern Groseltern und Geschwister mein. " Als ich zum Abschied reich die Hand aus meinen lieben Heimatsland." So gar oft werden wir getröst, bis vierzehn Tag/ sind wir erlöst. Die vierzehn Tage sind vorbei, sie treiben uns in Zug hinein. "Die lieben Eltern wollten zu uns, man treibte sie gleich weit von uns." Jetzt reisen wir ins fremde Land, aus uns/ren schönen Vaterland. Ihr lieben Eltern weinet nicht, der liebe Gott beschütze uns. "Ihr liebe Kinder lebet wohl, bis auf das frohe Wiedersehn." Im kalten Winter zieh/n wir fort, aus uns/rem schönen Heimatsort. Unter freiem Himmel schlafen wir, wo Schnee und Regen Uber uns fliesst. "Geduldig tragen wir unser Kreutz, der liebe Gott soll uns befrei/n." Die schöne Bácska liesen wir, wir müssen wieder weiter fort. Wir hatten groses Herzensleid, als wir durch Banath sind gereist. "Bei Freidorf hielten wir zwei Tage an, wo deutsche Besucher zu uns k»m." Sie beschenkten uns mit Liebesgaben, weil sie das Schicksal auch so traf. Ihr Kindern geh/n den selben Weg, behüt euch Gott auf's Wiedersehn. "Die Sehnsucht zieht uns oft zurück, ins ferne Heimatland, zum Glück." Zehn Tage reisen wir dann weiter, dann waren wir aus Rumänien. Da heisst/s aufeinmal aus zu steigen und weiter nach Russiand hinein. Da seh/n wir gar su vieles wieder, was alles einst mal hier geschah. Da war/s einmal für unsren Brüder ein unvergásslich/s Jammertal." Es fanden viele den Heldentod, und manche auch die bittre Not. Weiss Gott was uns auch hier betrifft, das wir nicht kehren mehr zurück. Da gehts mit Hoffen immer weiter, bis einmal kommt die Heimatstund. "Da wollten wir mit Freuden singen, gekommen ist das gröste Glück." Ihr lieben armen Kameraden, die alle dort verschieden seid Der liebe Gott hat euch gerufen aus Not und Ellend Gram und Schmerz Mit Tránen schliesst ihr eure Augen, kein Trost war nicht zu hören dort. "Ver gebens war das wieders ehn mit a lle euren Lieben hier." Nun ruhet sanft in fremder Erde, Gott gönne euch die ewige Ruh. Wir hoffen auf ein Wiedersehen dort oben in dem Himmelszelt." Schicksalslied. Gemeinschaftsdichtung der verschleppten Frauen des Lagers. Sie stellten sich vor, dass sie dann in Viererreihen, -wie sie "bei ihrer Verschleppung abgeführt wurden- in ihrem Dorf ankommen werden und ihr erster gemeinsamer Weg, sie dann in die Kirche führen wird, und sie dieses Lied dort singen werden. Aber so geschah es nicht. Viele kehrten nie wieder zurück. Tante Rosi kann das Lied auch heute noch auswendig und summt dessen Melodie.

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