Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 38 (1993) (Pécs, 1994)
Művészettörténet - Várkonyi György: Szalay Imre üveggyűjteménye a Janus Pannonius Múzeumban
228 doppelten "Nabel" erhärtete, stammen wahrscheinlich aus süddeutschen Gebieten, aus Bayern oder auch aus Tirol. Sie wurden vermutlich im 18. Jahrhundert hergestellt. Zum bisher geschilderten Stilkreis können noch die besonderen, Kellerbalkenflaschen mit ihrem kantigen Körper mit wechselreichem Dekor gezähet werden: sie wurden bemalt, farbig emailliert, graviert und sind meistens rustikale Produkte kleinerer Glashütten. Auch Apothekengefäße wurden in diesem Stil im 18-19. Jahrhundert hergestellt. Zwei besondere Gefäße dieser Art sind in der Szalay-Sammlung zu finden, beide stammen aus der Preßburger Apotheke der Barmherzigernonnen, sie sind mit bemalten Szenen aus dem Neuen Testament in typischen Rokokorahmen verziert. Einen besonderen Wert verleiht es ihnen, daß sie ehemals zur Sammlung des hervorragenden Sammlers des Jahrhundertbeginns, Imre Pékár gehörten. Einen Übergang zwischen dem geblasenen und dem Kristallenstil vertreten diejenigen 1670-90 hergestellten wahrscheinlich tschechischen Pokale mit charakteristisch geblasener Form, aber etwas dickerer Wand, die noch nicht geschliffen sind, an denen aber die gravierten Szenen (Hirsche, Gebäude, Pflanzen) keine untergeordnete Rolle mehr spielen. Im Stil der eindeutig zum Kristallstil zuzuordnenden tschechischen Pokalen aus dem 18. Jahrhundert sind in zwei- oder dreifache Spirallen gewindete rubinfarbige, manchmal goldene und rubinfarbige Fäden zu sehen. Ein besonderes Stück dieses Stils ist jener um 1720 in einer tschechischen Werkstatt hergestellte Pokal, dessen Gravierung mit Wappen und Monogramm wahrscheinlich eine thüringische Arbeit ist. Der reichste Teil der Sammlung ist die Gruppe der tschechischen Glaskunst aus dem 19. Jahrhundert. Auch hier kommen Stücke vor, die mit dem Namen einzelner Meister verbunden werden können. Aus der Werkstatt des in der Fabrik in Haida (heute Novy Bor) tätigen Friedrich Egermann gibt es mehrere Stücke in der Kollektion. Die eigenartigen Halbedelsteine, Marmor, Alabaster und Lackoberflächen ahmende Gefäße, Gläser, Raschen, Lythialin- und Hyalithgläser bilden eine besondere kleine Gruppe. Sie wurden im 1830 hergestellt. Auch von den Produkten der berühmten Buquoy-Glashütten in Südtschechei lassen sich einige identifizieren. Dank der Forschungen von Olga DRAHOTOVÁ kennen wir sowohl Herstellungsort als auch den Hersteller der gravierten Verzierung von der kleinen Karaffe, die im 18. Jahrhundert in diesem Kreis hergestellt wurde. Ein Karaffenpaar aus den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts erinnert an die Welt der Biedermeiergläser mit ihrem farbigen Überfang, Kameoschleifwerk und Silbermalerei, hier ist jedoch auf einem Kobaltglasgrund eine opakweiße Emailüberfang mit farbiger Malerei darüber zu sehen. Einen besonderen Typ vertreten die verschiedenen Anlaß- und Gedenkgläser, die allein durch ihre Rarität immer im Mittelpunkt des Interesses der Sammler standen. Auch die Szalay-Sammlung besitzt einige Stücke dieser besonders wertvollen Art. Im Stil von Anton Kothgasser wurde 1815-20 das mit filmartig dünner transparenter Emaillbemalung und französischer Aufschrift versehene Vermählungsglas hergestellt. Um 1840-50 wurde in Neuwelt-Harrachsdorf das rauhgeschälte, zweischichtige Glas mit Kobaltüberfang hergestellt, an dessen einer Seite ein Büstbild von Wellington (?) zu sehen ist. Das Monogramm von János Scitovszky, dem Erzbischof von Esztergom, früher Bischof von Pécs und die Jahreszahl 1856 markieren jenes rubinfarbig gebeiztes, rauhgeschältes Kelchglas, das mit dem geschliffenen Bild der Esztergomer Basilika verziert ist. Noch eigenartiger sind die verschiedene Freimaurerabzeichen und Werkzeuge abbildenden beiden farblosen Gläser mit graviertem Dekor. Das eine kann 1820-30 hergestellt worden sein, weist einen tschechischen Einfluß auf, das andere stammt aus späterer Zeit, vom Beginn des 20. Jahrhunderts, und im Zwischenraum in dessen doppelwändigem Grund sind drei Spielwürfel eingeschlossen. Einige einfache und bedeutende Produkte der ungarischen Glaskunst fehlen auch nicht aus der Kollektion dieses Sammlers, der eine besondere Vorliebe zum Glas nachweist. Neben einigen dickwandigen Hüttengläsern und einem wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert stammenden geblasenen Weihwassergefäß ergänzen repräsentative Produkte der Glashütten aus Siebenbürgen, Somhegy, die europäische Kunsstücke besitzende Sammlung.