Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 36 (1991) (Pécs, 1992)

Régészet - Kiss, Attila: Zur Zeitstelling des „münzdatierten” awarischen Fürstengrabes von Kunágota

70 A. OSS ich, dass in den heutigen Tagen, da schon seit ca 20 Jahren genügend vergleichbarer Fundstoff zur Verfü­gung steht, (vgl. die Mehrheit des Fundkomplexes der Tabelle 1) es möglich ist, den Fundkomplex von Kun­ágota so zu untersuchen —und vielleicht zu einem ob­jektiverem Ergebnis zu kommen —als wäre im Fund­komplex keine Münze vorhanden. (Eigentlich sollte man eine solche Untersuchung wie eine arithmetische Operation durchführen, die von ihrer Probe kontroliért wird.) Diese Untersuchung habe ich mit Hilfe derTabel­le 1 durchgeführt: 1. Bei der Auswahl der zum Vergleich herangezo­genen Fundkomplexe — bei horizontaler Gliederung der Tabelle — war ich bestrebt, Fundkomplexe auszuwählen, die sich durch Gegenstände mit dem Grab von Kunágota verbinden oder ausschliessen. Diesem Ziel entsprechend habe ich folgende Gegen­standsgruppen aufgenommen: I. Schmucksachen (Ohr­gehänge, Fingerringe), II. Zubehör des Gürtels (Schnal­le, Gürtelbeschläge, Lochschützer, kleine- und Grosse Riemenzunge), III. Waffen (Schwert bz. Säbel), IV. Pferdegeschirrbeschläge (kreuzförmige, gepresste Pferdegeschirrbeschläge mit Fransenmuster, halbku­gelförmige Pferdegeschirrbeschläge), V. Metallgefässe (Henkelkrug, Kelch, Trinkhorn), VI. Kerbschrift — Inschriften, VII. kleine, dünne Goldscheibe/Münzi­mitation. 2. Die in den Vergleich einbezogene Fundkomple­xe wurden —bei vertikalen Gliederung der Tabelle — in vier Gruppen geteilt in die Gruppe „a" wurden die hervorragenden unbestreitbar frühawarischen Fund­komplexe eingereiht; in die Gruppe „c" habe ich die unbestreitbar mittelawarischen Fundkomplexe einge­reiht, an ihrer Spitze die Funde der Gräber von Tóti­puszta, die durch die Goldmünze Constantins II. (geprägt zwischen 668 und 673 21 ), bzw. einer anderen Bestimmung nach Constantins IV. Pogonat (geprägt zwischen 669 und 674 22 ), im Sinne post quem/ante quem non datiert sind. In der Gruppe „d" sind die Fundkomplexe mit gegossenen Garnituren gelangt, die wegen der Verbindungen der Schleife mit Ring­anhänger in die Untersuchungen einbezogen werden sollten. Zum Schluss wurden die Gegenstände des Grabes von Kunágota — mit Berücksichtigung der Beobachtungen von É. Garam 23 — zwischen die frühawarenzeitliche Gruppe „a" und die mittelawa­renzeitliche Gruppe „c" eingereiht, wo sie selbst die Gruppe „b" bilden. Die Tabelle 1 spricht für sich selbst, aber ich kann nicht gewissen Interpretationen ausweichen. Aus der Tabelle 1 ist eindeutig klar geworden, dass das Fund­stoff des Grabes von Kunágota drei Tendenzen zeigt: 1. Gruppe: es gibt Fundtypen, die an die Fund­komplexe „a" der Frühawarenzeit anknüpfen (zwei­schneidige Ringschwerter mit dreiteiligen Hänge­21 Bona 1982—83 114 22 Emission МШ 4: Bestimmung W. Hahn: Daim—Lippen 1984 85 23 Garam 1976 145, Anm. 66 Ösen; kleinkugelige Ohrgehänge (vgl. Anhang 1), weiterhin gepresste kreuzförmige Pferdegeschirr­beschläge mit Fransenmuster (in der Tabelle nicht auf­genommen!) 2. Gruppe: es gibt Fundtypen, die sich nur mit der mittelawarenzeitlichen Gruppe „c" bzw. der spätawa­renzeitliche Gruppe „d" (gepresste grosse Riemen­zunge mit S-förmigen oder umhekehrten S-förmigen Verzierung; Schleife mit Ringanhänger, bzw. Kerb­schrift-Inschriften) verbinden lassen und die, 3. Gruppe: es gibt Fundtypen, die langlebig sind, und wegen ihres langen Lebens den Fundkomplex von Kunágota sowohl mit der frühawarenzeitlichen Grup­pe „a" als auch mit der mittelawarenzeitlichen Grup­pe „c" verbinden (Blechfingerringe mit gepressten runden Kopf; Schnallen mit zusammengegossenem Beschlag; scheibenförmige, gepresste Gürtelbeschläge mit glattem oder geperltem Rand mit Steineinlage oder ohne Steineinlage; aus aus zwei halbmondförmi­gen Teilen zusammengesetzte Lochschützer; gepress­te halbkugelförmige Pferdegeschirrbeschläge; wei­terhin Metallgefässe). Offenbar bestimmen die vielseitigen Verbindun­gen des Grabfundes von Kunágota die Lage des Fund­komplexes an der Grenze der Früh- bzw. Mittelawa­renzeit (Das ist die Bestimmung durch É. Garam, ge­gen ihre Meinungen hat I. Bona nur der frühawaren­zeitlichen Komponente — z. B. der Abnutzung des Solidus — Bedeutung beigemessen: vgl. „Beginn des 7.Jhs.") Falls wir nicht nur entscheiden möchten in wel­chem zeitlichen Abständen die einzelnen Gegenstände entstanden, oder welche „Verbindungen" die Ge­genstände aufzeigen, sondern: wann der Besitzer der Gegenstände/Funde gestorben ist, dann dürfen wir nur die spätesten Fundstücke (d. h. die 2. Gruppe) in Be­tracht ziehen. Aus chronologischer Sicht ist das entscheidende Fundstück des Grabfundes — meines Erachtens nach —die Schleife mit Ringanhänger. Der Fundtyp selbst — mit Ringanhänger —ist sehr langlebig, und darum kann das erste Auftauchen des Fundtypes ebenso we­nig das Kriterium für die Datierung des Grabfundes von Kunágota sein, wie das letzte Auftauchen des Fundtyps. Das älteste —mir bekannte —Vorkommen der Schleife mit Ringanhänger wurde in den Gräbern von Amlesh (Persien) gefunden 24 und dieses Stück wurde von J. Werner in die Regierungszeit von Chos­rau П. (590—628) datiert. 25 In Syrien zusammen mit einer Schleife mit Ringanhänger 26 gefundene goldene Gürtelbeschläge, die möglicherweise in Konstantino­pel hergestellt wurden, wurden von M. C. Ross an das Ende des 6. Jhs. bzw. den Beginn des 7. Jhs., auf alle Fälle vor die arabische Eroberung Syriens im Jahre 637 datiert. 27 Den heutigen Daten nach scheint von den Datierungen von Ross nur die jüngere annehmbar 24 Werner 1974 133, Taf. 16 M Werner 1974 133 "Алю 1965 42, Taf. 34D "Ross 1965 41—42, Nr. 42

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