Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 36 (1991) (Pécs, 1992)
Néprajztudomány - Tóth Judit: Mozsgó és vonzáskörzetének temetkezési szokásai a XX. században
228 TÓTH JUDIT Bestattungsbräuche in Mozsgó und Umgebung im 20. Jahrhundert Judit TÓTH Es stehen uns über die Bestattungsbräuche der vier Siedlungen — des katholischen Mozsgó, Szulimán und Andráskeresztúr und des reformierten Csertő — keine frühere Zustände fixierende, beschreibende Dokumente zur Verfügung. Deshalb wird der Prozess der Veränderungen so dargestellt, dass uns inzwischen auch der traditionelle Brauch vor Augen steht Die Veränderung der Bräuche kann in drei Perioden festgehalten werden. Bei der Beschreibung der Jahre vor dem ersten Weltkrieg stützten wir uns auf die Erinnerung der Stammesseinwohner, bei der der heutigen Zustände, ausser dem auch noch auf unsere eigenen Beobachtungen. Die hiesigen Erfahrungen der Neusiedler machen hingegen die 40er Jahre für die Sammler ergreifbar —indem sie zugleich die Besonderheiten dieses Gebietes in Vergleich zu anderen erörtern. In der Reihe der Bestattungsbräuche — auch die unterschiede von der abweichenden Liturgie der beiden Glauben in Betracht ziehend —gibt es ausser den für das ganze ungarische Sprachgebeit typischen Übereinstimmungen auch solche wesentliche, für die reformierten Dörfer von Ormánság und dem inneren Somogy typischen Elemente, die die vier Dörfer eindeutig zu diesen Gebieten binden, da ja diese Bräuche zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits ohne Religionsund Nationalitätenunterschiede im Kreise der Bewohnerschaft aufzufinden waren. Solche Momente sind u.a.: die Einladung; das Zusammentragen der Zutaten zu den Speisen des Trauermahls; die Terminologie des kalten Bettes, das Anreissen des Leichentuches, die Beweinigung; das Behauen der Tiere, die Lösung ihrer Stricken während der Bestattung; das Hineintragen des Verstorbenen in die Kirche oder vor die Kirche; das Zusammenstürzen der Totenbahre und das Umstürzen der auf dem Hof stehenden Stühle; das Händewaschen der von der Bestattung Heimkehrenden. Spuren der ehemaligen weissen Trauer werden durch das ausser Csertő auch in den drei katholischen Dörfern gebrauchte weisse Kinntuch und das Abdecken der Einrichtungsgegstände im Zimmer mit einem weissen Stoff bewart Reformierte und Katholiker Begruben alte Frauen — zwar aus verschiedenen Motivationen — in weisser oder sehr heller Bekleidung fast bis zu unseren Tagen. Die Ähnlichkeiten ergeben sich infolge eines dauerhaften Zusammenlebens. Besonderheiten der Bräuche der Bewohnerschaft anderer Nationalität liessen sich nur bei ganz wenigen Brauchselementen nachweisen. Kaum lassen sich in der Bestattungskultur der Gegend Bräuche der in den 40er Jahren vom Oberland angesiedelten Bewohnerschaft erkennen, da ja ihre Ansiedlung bereits auf die Periode der Auflösung der Bauernkultur fiel. Die Unterschiede der Bestattungsbräuche der einzelnen Gesellschaftschichten lassen sich nur in Äusserlichkeiten, in der Art der Anschaffung der Requisisten (von Bestattungsunternehmern) feststellen. Spezialisten, Unternehmer und Bestattungsvereine hatten übrigens nie eine bedeutende Rolle. Der Tod im Krankenhaus, die Unterlassung des Begräbnisses vom Haus aus, bei den Älteren zugleich die Notwendigkeit der Versorgung der Familienmitglieder des Verstorbenen verstärken immer mehr die Bräuche, die mit dem Andenken an die Toten verbunden sind, besonders schöne Bräuche der Allerseelen woche sind in unseren Tagen immer noch lebendig. Diese verlieren jedoch immer mehr von ihrem religiösen Charakter und gestalten sich zu Familienfesten um. Die heute 35—40-jährigen sind passive Kenner der Bräuche, aktive Ausüber finden sich aber nur unter den älteren Frauen. Da sie bei den Bestattungen als Verwandte oder als eingeladene Hilfen immer noch eine leitende Rolle haben, sind heute noch ziemlich viele traditionelle Elemente in den В estattungsbräuchen anwesend.