Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 35 (1990) (Pécs, 1991)

Történettudományok - Pickl, Othmar: Nachschub für Pécs/Fünfkirchen im Kriegswinter 1686/87

104 О. PICKL ausreichend versorgt werden könnten. Aller­dings fehlten in Pécs Mühlen; es befanden sich dort nur schlechte Handmühlen. In der Nähe von Siklós hingegen hatten sich auf den Drau­Inseln und an den Drau-Armen Wassermühlen befunden,, die jedoch durch die einheimische Bevölkerung abgetragen worden waren. Baron Zehentner meinte aber, dass bei gutem Ein­verständnis zwischen dem Kommandanten und der einheimischen Bevölkerung diese Mühlen sicherlich bald wieder in Verwendung genom­men werden könnten. 32 Um jedoch keine Un­terlassung zu begehen, Hess Baron Zehentner Mitte November 1686 vom Proviantlager Le­grad aus 15 Plätten beladen mit 3000 ce (= 168 to) Mehl und 30 ce (= 1,68 to) Lunten durch einen Konvoi von 100 Mann unter dem Kom­mando des Hauptmannes Schnäbelin bis „Ot­tóvá" (= heute Old) und von dort nach Siklós und Pécs transportieren. Der Oberst-Proviant­kommissar war der Meinung, dass mit diesem Proviant und den eroberten Getreidevorräten die Besatzungen der beiden Festungen leicht sechs Monate verpflegt werden könnten. Soll­te dennoch weiterer Bedarf an Nachschubgü­tern bestehen, könnten diese aus den Proviant­lagern Legrad, Dernje und Virovitica in ge­nügender Menge geliefert werden. Die Kom­mandanten von Pécs und Siklós müssten je­doch für eine ausreichende Bewachung der Transporte und einen entsprechenden militä­rischen Konvoi von der Drauschanze bei „Otto­var" bis zu den Festungen sorgen. 33 Vermutlich begab sich mit diesem ersten Provianttransport auch der von der innerös­terreichischen Hofkammer zum Kriegskommis­sar von Pécs bestellte Hofkammer-Bediente, Johann Ernst Kössler, nach Pécs. Die Entsen­dung Kösslers steht offenbar im Zusammen­hang mit den Bemühungen der Wiener Hof­kammer, die neueroberten Teile Ungarns vor­derhand im Namen des siegreichen Kaisers, nicht jedoch durch die ungarische Hofkanzlei bzw. Hofkammer, verwalten zu lassen. Die Wie­ner Hofstellen vertraten nämlich den Stand­punkt, dass die neueroberten Gebiete Ungarns dem Kaiser nur „Jure belli" gehörten, da eine vertragsmässige Altretung von den Türken noch nicht erfolgt war. Daher fühlte man sich auch staatsrechtlich durchaus nicht verplichtet, die eroberten Gebiete sofort dem Königreich Ungarn einzuverleiben, da sie „in Unsere kay­32 LRA Gnaz HK 1686— XII— 5 und XII— 12 33 Ebd. 34 Vgl. dazu Mayer „Verwaltungsreform in Un­garn nach der Türkenzeit". Wien —Leipzig 1911, S. 16 ff. serliche devotion und rechtmässigen gewallt gebracht worden und f olgsamb uns de jure belli ... zu freier disposition und aigenem ge­nuss unwidersprechlich gebühren". Zweifellos war diese Massregel nur als Provisorium ge­dacht; sie kenzeichnet aber die Absicht des kaiserlichen Hofes, die neueroberten Gebiete als freies Eigentum des kaiserlichen Siegers nach dessen Belieben zu verwalten und einzu­richten, ohne dabei an die alten Gesetze ge­bunden zu sein. 34 Zu den wichtigsten und zugleich schwierigsten Aufgaben der in die neoacquistischen Gebiete entsandten Cameral-Beamten gehörte es zwei­fellos, die einheimische Bevölkerung nach Mög­lichkeit vor Übergriffen der „Soldatesca" zu schützen ; sie sollten verhindern, dass auch noch die letzten Bauern vertrieben würden und hat­ten den Auftrag, womöglich neue Siedler in die durch den Krieg entvölkerten Gebiete „her­beizulocken". 35 Andererseits hatte der Pécser Kriegskommissar Johann Ernst Kössler die un­dankbare Aufgabe, die Grazer Hofkammer zur raschen Übersendung aller jener Nachschubgü­ter zu veranlassen, welche die Generäle Thün­gen und Vecchia immer wieder dringendst for­derten. 36 Nach der Mitteilung Kösslers mangel­te es — trotz der im November übersandten 168 to Mehl — Mitte Dezember 1686 in den Festungen Siklós und Pécs an vielen Notwen_ digkeiten. General-Feldwachtmeister Graf Vecchia forderte zur Ausbesserung der Befesti­gungen von Siklós und dem Bau der Schanze an der Drau dringendst 4 Zimmerleute, 4 Mau­rer, 2 Schmiede samt den notwendigen Werk­zeugen sowie 2000 Laden bzw. dicke Bretter, 1000 Latten und 200 Scheibtruhen. 37 Nach der Ansicht von Kriegskommissar Kössler bestand die Hauptschwierigkeit darin, die Lebensmittel und sonstigen Nachschubgüter von der Drau auf dem Landweg nach Pécs zu transportieren. Es fehlte nämlich in den von der kaiserlichen Miliz besetzten Festungen vor allem an Pfer­den und Wagen. Die Fuhrwerke der Miliz wa­ren nach der Einnahme von Buda/Ofen durch die weiten Märsche und durch die weiten Pro­viantlieferungen derart heruntergekommen, dass man sich darauf einfach nicht mehr ver­lassen konnte. Kössler meinte, dass zur Versor­gung dieser „elenden Plätze" (d.h. von Pécs und Siklós) mit den notwendigen Mengen Mehl, Hafer, Salz und Munition mindestens 50 be­35 Ebd. S. 18 und die Briefe Johann Ernst Köss­lers (HK 1687—1—1). 36 Dies stets die Hauptpunkte in den Briefen J. E. Kösslers. 37 LRA Graz HK 1687—1—1, fol. 20 f.

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