Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 34 (1989) (Pécs, 1990)
Művészettörténet - Romváry Ferenc: A pécsi Vasvári ház története
A PÉCSI „VASVÁRY-HÁZ" 233 Die Geschichte des Pécser Vasváry-Hauses Ferenc ROMVÁRY Diese Studie ist eine Fortsetzung der früher im Jahrbuch des Janus Pannonius Museums erschienenen Abhandlung. Die Verbindung wird durch die Identität der im Fokus stehenden Persönlichkeit gewährleistet : durch György (Traiber) Vasváry, der aus Westungarn nach Pécs zog, als Nachfahre einer auf ihre Patrizierabstammung stolzen kaufmännischen Familie tätigen Anteil an der dynamischen Entwicklung der Stadt Pécs im 19. Jahrhundert hatte und der ein anerkannter Vertreter der industriell-handelmässig tätigen mittleren Bürgerschicht in Pécs war. Er war Eisenhändler, der sein Geschäft in der Innenstadt zur Blüte brachte, sein städtisches Haus reich ausstatten liess, die Wohnung mit grosszügiger Pracht einrichtete und seine Villa auf dem Weinberg mit einer fast prahlerischen, luxuriösen Innen- und Aussenausstattung versah. Infolge einer Reihe glücklicher Zufälle blieb sowohl die innere Einrichtung als auch die äussere Form des Vasváry-Hauses fast unverändert erhalten. Das Thema und zugleich die Methode der Studie war der Vergleich des heutigen Zustandes mit den auffindbaren Dokumenten — v. a. Fotos und Gemälden. Auf dem selben Grundstück stand ein um 1700 gebautes Parterrehaus. Nach mehreren früheren Inhabern liess dann Mátyás Rosinger 1826 ein Etagenhaus errichten, das die Familie Traiber 1840 von seiner Wittwe ankaufte, um dort eine Eisenhandlung einzurichten. Die Leitung des Geschäftes wurde 1869 von dem fünfzehnjährigen György Traiber/Vasváry übernommen. Das Haus erhielt 1873 seine heutige Form. Nach dem Plan des Architekten Antal Szánthó wurde 1878—79 die Strassenfassade des Hauses erhöht und mit Zierelementen bereichert. 1883 wurde nach der Änderung des Familiennamens eine Skulpturengruppe mit dem Familienwappen zunächst auf die Strassenfassade, dann auf die Hoffassade gesetzt, und zuletzt auch auf die Villa. Die keramischen Zierelemente wurden in der Pécser ZsolnayFabrik hergestellt, auch die beiden Reliefs, die heute noch zwischen den Fenstern der Etage zu sehen sind. Zuvor waren nur zwei eisernen Firmenschilder an der Wand des Geschäfts, im Erdgeschoss angebracht. Diese wurden von einem Pécser Bildhauer, Albin Jirátkó geschaffen und in der Budapester Ganz-Fabrik in Eisen gegossen. Die Familienportraits wurden 1880 von dem Maler wienerischer Ausbildung, János Mücke geschaffen, der als ein Maler spätromantischer Bilder über die kroatische Geschichte bekannt geworden war. Nach seinem Tod waren seine Tochter, Marianna Mücke und Kelemen Kaldewey die Maler der Familie. Der Hoffotograf Károly Zelesny verewigte 1886 nicht nur die Familienmitglieder, sondern auch die Strassenfassade und den Hof des städtischen Hauses, sowie 1888 die Familie, und 1892 machte er Aufnahmen über die Hauptfassade des Hauses und über dessen Portal, sowie Interrieuraufnahmen in der Wohnung und in der Eisenhandlung. Alle Aufnahmen sind von ihm signiert und datiert worden, sodass diese als authentische Dokumente betrachtet werden können und einen Quellenwert besitzen. Der Hof des Hauses erhielt 1883—84 seine heutige, endgültige Form. Im Laufe der letzten hundert Jahre wurden nur kleinere Änderungen registriert. Die durch einen Mittelachsenrisalit und ein durchgehendes Karnies gegliederte Hauptfassade des früheklektischen, besser gesagt historisierend eklektischen Gebäudes wird von einem dreigliedrigen Obergesims abgeschlossen. Die darüberragende Attika wurde mit Beschriftung und einem Wappenschmuck bereichert. An dem mit Eckarmierung ausgebildeten oberen Teil der Fassade wurden Bogenfenster, am Risalit hingegen Rahmenfester mit einer dreieckigen Verdachung angebracht. Das Erdgeschoss wird von den der Architektur angepassten, neueren Geschäftsportalen eingenommen. Die Hoffassade bildet eine organische Stileinheit mit der Hauptfassade. Die Familie Vasváry wohnt seit 1840 in diesem Haus, in einem seit den 1870-er Jahren ziemlich ungeänderten Millieu. György Vasváry hatte fünf Kinder: Ferenc, den ältesten Sohn, der unverheiratet war und zum Juraprofessor an der Pécser Universität wurde, Vilma, die dr. István Szilágyi heiratete, die Zweitälteste Tochter Irma, die nicht heiratete, Flora, Frau Lajosné Nádor, deren Tochter, Frau Dr. Kálmánné Majorossy die letrte Herrin des Hauses ist, und Dora, die ebenfalls nicht verheiratet war. Es besteht eine Vereinbarung zwischen den heutigen Familienvertretern und dem Pécser Museum, dass die Einrichtung des Hauses nach dem Tod von Frau Dr. Majorossy — unter entsprechenden Konditionen — dem Museum übergeben wird. Das Haus selbst ist nämlich seit 1950 bereits in staatlichem Eigentum.