Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 33 (1988) (Pécs, 1989)
Régészet - Kiss, Attila: Die Frage der geographischen Lage des früh- und mittelawarenzeitlichen Herrschaftszentrums
FRÜH- UND MITTEL A WARENZEITLICHES HERRSCHAFTSZENTRUM in der ehemaligen Sammlung-Fleissig ist nämlich die Angabe von J. Kalmár. 64 Im handschriftlichen Inventarbuch 65 der Fleissig-Sammlung, das vor dem Zweiten Weltkrieg angelegt worden ist, kommt jedoch kein goldener Fund mit Granateinlage aus einem transdanubischen Fundort vor, der dem goldenen Haken entsprechen würde. Deshalb ist die von Kalmár hinterlassene Fundort-Bestimmung des Gegenstandes zumindest zweifelhaft. Für die Lösung des „Rätsels" ergibt sich die folgende Möglichkeit: Im Inventar der Fleissig-Sammlung steht unter dem Posten 83 eine ,,awarische goldene Fibel mit almandin Verzierung aus der TheißGegend", die József Fleissig in 1929 vom Budapester Antiquitätenhändler Stürmer erwarb. 66 Das Inventar der Fleissig-Sammlung wurde nach der Anordnung der Objekte in den Vitrine geschrieben. Innerhalb des Postens 83 („Tafel XVIIIb") wurden später — offenbar beim Verlegen des Gegenstandes an eine andere Tafel — der Name und die Beschreibung des Gegenstandes gestrichen. Der Gegenstand tauchte dann unter dem Posten Nr. 109 („Tafel XV, untere Reihe") mit Fundort aus der Umgebung von Szeged mit der Beschreibung „goldene Fibel mit roter almandin Einlage, Stürmer 1929" — der Neuordnung entsprechend — wieder auf. Da frühen: (die Kalmár-Studie mit dem Titel „Metall-Haken und Beschläge der ungarländischen Völker wanderungszeit" erschien erst 1943) die Funktion eines solchen Schmuck-^Hakens — besonders für einen Priva tsammler! — schwer zu bestimmen war, (besonders wenn der Gegenstand — wie es auch auf dem Photo von Kalmár 67 — „mit dem Kopf nach unten" in der Hand gehalten wurde; in dieser Position könnte der genannte goldene Haken, der Figur nach, für eine Bügelfibel gehalten werden). So halte ich es für möglich, da/5 „die goldene Fibel mit Alimandineinlage" mit dem „goldenen Haken mit Granateinlage" Kalmars identisch ist. In diesem Fall wäre der Fundort des goldenen Hakens Kalmars 68 nicht Transdanubien, sondern ,/Theiß-Gegend" oder die „Umgebung von Szeged". (Im vorigen und am Beginn des 20. Jahrhunderts erstreckte sich die Grenze von Szeged westwärts auf das Donau-Theiß-Zwischenstromgebiet, bis etw. 30 km von der Theiß!) Auch formale Merkmale machen die Hypothese über den Fundort der rätselhaften goldenen Pseudoschnalle in der Theiß-Gegend wahrscheinlich. Eine alte Regel : auf Grund der stilistischen Ähnlichkeit der archäologischen Funde darf man nicht auf die die geographische Umgebung deren Fundorte folgern. Wenn wir jedoch die goldenen Haken von Bocsa 69 mit dem Haken von Kiskunfélegyháza—Pákapuszta 70 vergleichen, dann haben wir den Eindruck, daß nach den Ähnlichkeiten der stilistischen Merkmale der Gegenstände und aufgrund der geringen Entfernung der Fundorte (cca. 30 km) and selbe Werkstatt im Donau-Theiß-Zwischenstromgebiet gedacht werden darf. Und wenn wir den Haken der Fleissig-Sammlung 71 mit den Haken von Bocsa und Pákapuszta vergleichen, so gehört ohne Zweifel auch der Haken von Fleissig aus der „Theiß-Gegend" oder der „Umgebung von Szeged" formell zu der gleichen Gruppe, und kann vermutlich das Produkt derselben, im mittleren Drittel des Donau-Theiß-Zwischenstrorngebietes arbeitenden Werkstatt sein. Die Angabe des Fundortes des goldenen Haken der Sammlung-Fleissig wird also auch durch die stilistischen Merkmale wahrscheinlich gemacht. In diesem Falle kann aber der Fundort der goldenen Pseudoschnalle, ebenfalls das Donau-Theiß-Zwischenstromgebiet sein. (Die im Inventar der FleissigSammlung befindlichen, auch aus der DonauTheiß-Zwischenstromgebiet stammenden hunnenzeitlichen Funde von Szeged — Nagyszéksós 72 mit dem Posten Nr. 109 stehen auch unter dem Stichwort: „Funde aus der Umgebung von Szeged"!) 6. Ungarn, unbekannter Fundort = Orn. Jarik. Nr. 56™ I. Bona versuchte in seinem Werk 74a über die großen awarischen Grabfunde des 19. Jahrhunderts, nachdem er bewiesen hatte, daß die sog. ,^ankovich-Goldgegenstände" (Orn. Jank. Nr. 49—51) 74b aus einem Grab stammen, auch die Herkunft der Pseudoschnalle der JankovichSammlung (Orn. Jank. Nr. 56) an die Gegenstände zu knüpfen, d. h. ihren Ursprung aus demselben Grab zu bestätigen. Diese letztere Hypothese von Bona ist aber an mehreren Stellen bestreitbar: 64 Kalmár 1943, 151. 65 Magyar Nemzeti Múzeum (Ungarisches Nationalmuseum), Archäologische Abteilung, Archiv, Inv. Nr. 21/1947. 66 Angabe von G. Kiss über Stürmers Beruf. 67 Kalmár 1943, Tai 24:2. 68 Kalmár 1943, Tai 24:2. № László 1955, Tal 35:12, 14. 70 László 1955, Tal 69:13—14. 71 Kalmár 1943, Tal 24:2. 72 Fettich 1953, 116. 73 Fettich 1937, Tai. 119:3; László 1955, Tal 57:4. ™a Bona 1982—83, 84—85. 74 b Fettich 1926a, Taf. 1:1—3, Tal 2:29; Bona 1982 —83, Abb. 1:1— 4. •