Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 33 (1988) (Pécs, 1989)
Régészet - Kiss, Attila: Die Frage der geographischen Lage des früh- und mittelawarenzeitlichen Herrschaftszentrums
80 ATTILA KISS Nach dem heutigen Stand der archäologischen Forschung ergaben weder Westungarn, Syrmien oder die Gebiet jenseits der ,Thei/?, noch Siebenbürgen Funde, auf deren Grund man ein „anderes" frühawarenzeitliches Khaganenzentrum vermuten könnte. a) In der Frühawarenzeit gab es nur ein einziges Machtzentrum, das des Khagans. Die Schriftquellen wiedersprechen hier nicht. b) Die Konzentration der reichen Gräber des Donau-Thei^-Zwischenstromgebietes weist auch darauf hin, da/? der Khagan mit despotischer Macht nur einen einzigen, ständigen Wohnort hatte und es gibt keine Anzeichen dafür, day? er seine Zeit — nach dem Beispiel der Herrscher im Frühmittelalter — mit dem Wechsel der Winter- und Sommer quartiere oder mit dem Besuch von mehreren, voneinander weitliegenden „königlichen curia" verbracht hätte. (Was die unveröffentlichten Funde von Kölked — Ausgrabung von A. Kiss — und die Goldgegenstände der Jankovich-Sanimlung 18 betrifft: diese stammen wohl nicht aus dem Milieu des Khagans !) Die zeitliche Verteilung der Funde, die mit dem frühawarenzeitlichen Khaganenzentrum in Verbindung gebracht werden kann, bleibt aber immer noch problematisch. Im Zeitraum vom 567 bis 670/680 fallen nämlich die Funde, die auf das Khaganenzentrum deuten, in die zweite Hälfte der Periode. Nach der Überlegungen von Gy. László 19 datiert die Forschung den Fundkreis der Pseudoschnallen in die Jahrzehnte von 630 bis 670/680. I. Bona versuchte, die untere Grenze dieses Zeitraums durch die Jankovich-Pseudoschnalle (Orn. Jank. Nr. 56) b. z. w. durch die Verbindung der Pseudoschnalle mit den „Goldgegenstände der Jankovich-Sammlung" (Örn. Jank. Nr. 49—51) zu ermäßigen, 20 doch scheint dies bei den derzeit bekannten Daten nicht beweisbar. Als sicher kann jedoch gelten: das Quartier des awarischen Khagans befand sich im mittleren Drittel 18 „Der Versuch der Fundortbestimmung, nämlich Györköny(?)—Bona 1979, 45, Anm. 396 — wurde später aufgegeben (mündliche Mitteilung von I. Bona)" (Kiss 1984, 200). Letztesmal hat I. Bona als Fundort dieser Funde Komitat Tolna genannt (Bona 1984, 323). 19 László 1955, 255. 20 Bona 1982—83, 84—85. 21 „623 schüttelten die Karantanen (Weneden) unter Samos Führung ... Awarenjoch ab, nach mißglückten Belagerung von Konstantinope] (626) fielen die Balkamslaven von Khagan ab (die von einwandernden Kroaten und Serben schlössen sich dem Ks. Herakleios an), ... 631 flohen 9000 bulgarischen Familien nach blutigem Bürgerkrieg aus dem Awarenland zu den Bayern, um 635 sagte sich Kuvrat, der Herrdes 7. Jhs. im Donau-Thei/?-Zwischenstromgebiet. Da der Beginn dieses Zeitraums offensichtlich etwa mit dem Ende der militärischen/politischen Krise 21 des frühawarischen Staates (?) zusammenfällt, ist die Frage naheliegend, inwieweit eine Kontinuität des awarischen Zentrums im Donau-Theiyo-Zwiischenstromgebiet nach der Konsolidierung der awarischen Herrschaft nach 630 bestand. Obwohl eine solche zu bestehen scheint, wird gleichzeitig eine zweite Frage aufgeworfen: wo befand sich das Khaganenzentrums zwischen 567 und dem Ende des ersten Drittels des 7. Jahrhunderts? Wo befand sich der ständige Wohnort Bajans im Karpatenbecken? Es wäre verlockend hier,, den Fund von Tépe heranzuziehen, da sieht dieser von den anderen Pseudoschnallen-Funden sowohl geographisch als auch in seiner Zusammensetzung unterscheidet: es handelt sich hier nämlich um den einzigen Fundkomplex dieser Art in dem auch Gegenstände aus dem 6. Jahrhundert zu finden sind. Die Herstellungszeit der Silberschüssel: 547—550 22 , Datierung der verwendeten Goldplatte: Mitte des 6. Jhs. 23 Eine Reihe von anderen Argumente spricht jedoch dafür, daß die Teile des Fundes von Tépe doch mit den anderen Funden von Pseudoschnallen ungefähr gleich alt sind: a) die stilistischen Merkmale der Pseudoschnalle, b) die Vergleichsstücke des Fußbechers, 24 c) die Analogien des Messer(?)beschlages aus durchbrochenen Gold 25 mit dem Fund des Grabes XLIV von KiskőrösVágóhíd 26 und mit dem Fund des Grabes I. von Igar 27 sowie mit den Funden des Grabes III (ll.) 28 und IV (12.) 29 von Dunapentele. Während sich das awarische Khaganenzentrum (die Wohnorte des Khagans, seiner Familie und seiner vornehmen Leute) im mittleren Drittel des 7. Jhs. auf dem Donau-Theß-Zwischenstromgebiet immer markanter abzeichnet und umgegrenzt werden kann, ist eine entsprechende Aussage für die Frühawarenzeit I (567 bis zum Ende des ersten Drittels des 7. Jhs.) schwer möglich. Der Verbreitung von goldbeschlagenen scher Großbulgariens in Steppengebiet, vom Khagan los; aus dem Land der Duleben verschwunden die Awaren spurlos, die Nachfahrer der durch die Awaren massenhaft verschleppten byzantischen Kriegsgefangenen ins Reich zurück..." (Szadeezky—Kardoss 1980, 1284). ^Dc-dd 1961, 74. 23 László 1940, 79—80. 24 Garam 1976, 143, Tabelle. 25 László 1955, Abb. 77. ^László 1955, Taf. 15:16. 27 Fettich 1929, Taf. 6:1. 28 Marosi— Fettich 1936, Taf. 6:39—40. 29 Marosi—Fettich 1936, Taf. 5:25—26. — Auf die hier genannten Analogien hat mich É. Garam aufmerksam gemacht, der ich dafür zu Dank verpflichtet bin.