Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 33 (1988) (Pécs, 1989)
Történettudományok - Bezerédy Győző: Baranya megye településeinek pecsétjei a feudális korban (I. rész)
104 BEZERÉDY GYŐZŐ Die Siegel des Komitates Baranya in der Zeit des Feudalismus (Teil I.) Győző BEZERÉDY Der Gebrauch der Siegel wurde in Ungarn — abgesehen von einigen Fällen — im XVI. Jahrhundert zur Praxis und in den 1700-er Jahren allgemein verbreitet. Die ersten zwei bekannten Siegel im Komitat Baranya stammen aus der Zeit der Türkenherrschaft (Viszló 1607 und Hernádfa 1671). Zum Glück wurden beide Siegel auch mit der Jahrzahl versehen! Im allgemeinen sind die Siegel nicht mit der Jahrzahl versehen, es besteht die Hoffnung, dass dies keine Ausnahme ist, aber bisher konnte man noch nicht mit einer offiziellen Urkunde beweisen, dass zu dieser Zeit auch andere Gemeinden, Dörfer amtliche Siegel benutzt hätten. Der Gebrauch des Siegels in den Dörfern war noch nicht durch Anordnungen geregelt, der Gebrauch entfaltete sich durch die Praxis und die Siegel wurden im Rahmen der Gerichtsbarkeit der Gemeinden für authentisch gehalten. Dieser Meinung waren auch die Gutsherren. Die Verfertigung des eigenen Siegels lag also im Interesse eines jeden Dorfes, da das Siegel, neben dem Richerstock, sogar über den gesetzt, zum wichtigsten Machtzeichen des Leiters der örtlichen Verwaltung, des Richters geworden ist. Weil der Dorfbewohner werder lesen noch schreiben konnte, war das Bild der wichtigste Teil des Siegels. So konnte ein jeder Betroffene sofort das Siegel des eigenen Dorfes erkennen. Man war auch bestrebt eine solche Abbildung zu finden, die für das eigene Dorf charakteristisch und abweichend von den Nachbarn war. Trotz der vielen übereinstimmenden Motiven (Pflugschar, Pflugeisen, Weizenähre) ist das grösstenteils gelungen. Neben den Motiven aus der Landwirtschaft tauchen oft auch Menschund Tierdarstellungen und auf den Schutzpatron der örtlichen Kirche hinweisende Motiven, heraldische Darstellungen auf. Auch im Komitat Baranya finden wir oft, auf den Namen des Dorfes hinweisende, sogenannte sprechende Siegel. In der Baranya erschienen die Siegel in den 1720-er Jahren massenweise und um 1770 verfügten praktisch alle Gemeinden über ein Siegel. Die Umschrift war anfangs lateinisch, selten tauchten auch ungarische, deutsche und kroatische Umschriften auf. Von den 1840-er Jahren an wurden die Umschriften nur noch ungarisch verfasst. Die Leute, die die Siegel gemacht haben sind unbekannt. Von der Qualität des Siegels ausgehend waren es gebildete Stempelschneider, geübte Schmiedemeister aber es konnte auch ungebildete, vielleicht sogar des Schreibens unkundige Wander- oder auch Zigeunerschmiede.