Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 22 (1977) (Pécs, 1978)

Régészet - Ecsedy, István: Die Funde der spätkupferzeitlichen Boleráz-Gruppe von Lánycsók

DER BOLERÁZ-GRUPPE VON LÁNYCSÓK 169 Wenn wir in Betracht ziehen, wie erfolgreich die Metallschmiede der späten Neusteinzeit und der frühen Kupferzeit die verschiedenen Erzlagerstät­ten auf dem Balkan, 57 in den Alpen oder in Sie­benbürgen und auf den slowakischen Gebieten 58 erforscht haben, dann kann mit Recht die Wahr­scheinlichkeit der Verwendung des Mecseker Asu­rits aufgeworfen werden. Aus dieser Hinsicht kann der verhältnismäßige Metallreichtum der bekann­ten Zengővárkonyer Siedlung und des Friedhofes (frühe Phase der Lengyel Kultur) beachtenswert sein. 59 Zwar sind bis heute keine Spuren eines antiken Erzbergbaus im Gebiet des Mecsek Ge­birges bekannt, aufgrund der bisherigen Angaben ist es aber nicht ausgeschlossen, daß zur Zeit der Verwendung der Oxiderze, also in der Periode von dem späten Neolithikum bis zur späten Kup­ferzeit die Bevölkerung des südöstlichen Gebietes von Transdanubien von hier wenigstens einen Teil des notwendigen Kupfererzes beschaffte. 60 Die späte Kupferzeit, also das Fundmaterial der Badener Periode, spiegelt auf dem Gebiet ganz Mittel-Europas einen bedeutenden Verfall der Me­tallkunst wider. Dieser Niedergang steht wahr­scheinlich direkt mit den, am Anfang der Periode erfolgten bedeutenden geschichtlichen Veränderun­gen in Verbindung, was das Auseinanderfallen, das Verschwinden der großen kulturellen Einhei­ten der mittleren Kupferzeit zeigt. Es sieht zwei­felsohne so aus, daß sich die Population der mitt­leren kupferzeitlichen Kulturen eigentlich gene­tisch an die neusteinzeitlichen Völkergruppen des Gebietes anknüpft und zwar begann ihre Metall­kunst wahrscheinlich auf balkanischen Einfluß hin, ihrer Entwicklung nach kann sie aber als au­tochton bezeichnet werden. 62 57 Siehe oben Anm. 51.; Vergl.: Wertime 1973. 484— 485. 58 Novotná 1976. 118—121. Er macht darauf auf­merksam, daß bereits in der frühen Phase der Kup­ferverarbeitungskunst mit viel Erzquellen gerechnet werden muß. Aufgrund der Untersuchung von 94 Ge­genständen (tschechoslowakische Material) können 10 Materialtypen gebildet werden. 59 Dotribay, ].: Die Siedlung und das Gräberfeld von Zengővárkony. ArchHung. 37. 1960. 229. 60 Die Richtigkeit der Hypothese können nur wei­tere vergleichende Analysen entscheiden. Auf alle Fäl­le ist es aber schwer es als eine reine Zufälligkeit zu betrachten, daß von den auf dem Gebiet von Un­garn bekannten vier kupferzeitlichen Schmelztiegel­bruchstücken drei in den, in Lánycsók erschlossenen, insgesamt zwei Boleráz-zeitlichen Gruben zutage ka­men. 61 Vulpe 1976. 151—152.; Novotná 1976. 127—128. Vorläufig können wir auf die wichtigste Frage, womit die grundlegend unterschiedliche Anschau­ung der Völker der Badener Periode bezüglich der Metallgegenstände erklärt werden kann, keine Antwort geben. Gerade die spezialisierte Metall­schmiede-Schicht der mittleren Kupferzeit haben die Veränderungen am schwersten betroffen? Mit dem Verschwinden der kulturellen Tradition scheint auch die eigenartige Metallurgie verschwunden zu sein. Die in der Boleráz-Periode noch beobachtbare Metallurgie mit einem mittleren kupferzeitlichen Charakter ist aller Wahr­scheinlichkeit nach ein kulturelles Erbe der örtlichen Bevölkerung, das in den späteren Phasen der Badener Kultur nicht fortgesetzt wur­de. Hierher gehören die Lánycsóker Funde, das in der Siedlung Hlinsko gefundene Boleráz-De­pot, 63 wo die enge Analogie der aus Zalavár bekannten Spirale zutage kam und die laut No­votná zur Boleráz-Periode gehörenden Äxte des „Handlová-Types", deren Hersteller die Erzquel­len in der Umgebung von Nitra benutzten. 64 In der klassischen Badener Periode und anschließend sind einerseits die weniger charakteristischen Ah­len und Kupferperlen, andererseits das Erscheinen der früher kaum bekannten neuen Formen, des Torques und des Diadems charakteristisch. 65 Im Gegensatz zu den bekannten Erzeugnissen der mittleren kupferzeitlichen autochtonen Metallver­arbeitungskunst, können wir im Falle des aus punzierter Platte angefertigten Stirnbandes (Vörs, Velka Lomnica), der in den Gräbern der Badener Periode gefundenen Torques an eine direktere Verbindung mit SO-Europa denken. Diese neue Orientation kann schon das geschichtliche Vorer­eignis der frühbronzezeitlichen Metallverarbeitungs­kunst bedeuten. 66 62 Siehe Anm. 50. 63 Pavelcik, ].: Die sechste Grabungsetappe in Hlinsko bei Lipnik. (Bez. Prerov). Prehled Vyzkumu 1972. (Brno 1973.) 22. 64 Novotná 1976. 128. 65 Ebenda. 66 Ich spreche auch an dieser Stelle dem Lektor die­ses Aufsatzes, István Torma für seine Unterstützung meinen Dank aus.

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