Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 17-18 (1972-1973) (Pécs, 1975)
Régészet - K. Zoffmann, Zs.: Die Aufarbeitung des kupferzeitlichen und frühbronzezeitlichen antropologischen Materials aus Vučedol (Jugoslawien)
54 ZS. К. ZOFFMANN die zwei mit Vu.3 und Vu.4 bezeichneten weiblichen Schädel vertreten. Mit seinen dolicho-hypsiakrokranen Attributen und seiner schmalen Stirn ist der Schädel Vu.4 dem Kreis der schmalgesichtigen Dolichokranen zuzuorden, der gleiche Grundtypus ist bei dem Schädel Vu.3 festzustellen, bei ihm ist jedoch schon mit einer geringen, wahrscheinlich Cromagnon-Wirkung zu rechnen. Die nähere Bestimmung der beiden Schädel innerhalb des schmalgesichtigen dolichomorphen Kreises ist wegen der Brüchigkeit des Gesichtsschädels und infolge Fehlens der Skelettknochen nicht möglich. 5 Zusammenfassung Bei der gemeinsamen Auswertung des zuerst in dieser Arbeit datenmässig veröffentlichten sowie des erneut aufgearbeiteten — aus dem Fundort Vucedol stammenden — Materials sind die Faktoren in Betracht zu ziehen, dass das anthropologische Material zwei archäologische Kulturen — also zwei Populationen — vertritt, und zwar mit einem sehr geringen Repräsentationswert, und dass zwischen dem Leben dieser beiden Populationen gerade am Vucedoler Burgberg ein Hiatus von ca. 100 Jahren bestand (in der Zeit von 2100 bis 1900 v. u. Z. lebte hier das zur Badener-Peceler Kultur gehörende Volk, von 1800 bis 1650 v. u. Z. das zur Vucedoler Gruppe gehörende Volk). Die Badener-Péceler Kultur: Die kupferzeitliche Badener-Péceler Kultur erstreckt sich beinahe auf das gesamte Gebiet des Karpatenbeckens. Aufgrund archäologischer Angaben ist die Bevölkerung dieser Kultur südlicher Herkunft, die im Karpatenbecken lebenden autochthonen Völker (im Falle Slawoniens und des mit ihm benachbarten südtransdanubiens die Population der Gruppe Balaton-Lasinja) spielen nur in geringem Masse bei der Herausgestaltung dieser Kultur eine Rolle. Auf dem Gebiet Slawoniens und Transdanubiens wurde bisher kein aus dieser Zeit stammendes Gräberfeld freigelegt; vond em anthropologischen Material, das aus diesem Gebiet stammt und in die Badener-Péceler Kultur zu datieren ist, gelangte nur ein Schädel zur Aufarbeitung (NEMESKÉRI 1956). Der weibliche Schädel aus Palotabozsok zeigt einen schwache Brachykranie. 5 SCHMIDT erwähnt bei der Publizierung des Materials mehrmals auch die Körperhöhe. Da er aber im Text (SCHMIDT 1945) nie auf die Skelettknochenbeschreibung eingeht und in dem aubewahrten Material selbst Fragmente von Skelettknochen nicht vorkommen, ist es anzunehmen, dass sich die von ihm erwähnten Angaben über die Körperhöhe auf die im Grab gemessene Skelettlänge beziehen. Die Bevölkerung dieser Kultur ist uns aufgrund der Aufarbeitung des anthropologischen Materials des Gräberfeldes von Alsónémedi bekannt (NEMESKÉRI 1951), dieses Bild wird durch den skizzierten taxonomischen Aufbau des Gräberfeldes von Budakalász durch NEMESKÉRI (1956) gewissermassen ergänzt. NEMESKÉRI (1951) unterscheidet innerhalb der Bevölkerung von Alsónémedi drei Gruppen: 1. meso-hypsikran (mediterrane + alpine — dinarische Typen); 2. meso(dolicho-) hypsikran (mediterrane + protoeuropide Typen) ; 3 .brachy-hypsikran (alpine + dinarische Typen). Die vierte taxonomische Gruppe der Population (4. dolicho-hypsikran — das ist der atlantomediterrane Typus) war nur im Material von Budakalász zu beobachten (NEMESKÉRI 1956). Der aus Vucedol stammende, mit Vu.l bezeichnete, meso-ortho-tapeinokrane, breitgesichtige Schädel weist zwar einige mediterrane Elemente auf, sein Grundtypus aber wiederum ist cromagnoid und zeigt demzufolge mit der zweiten Gruppe von NEME3KÉRI (1951) Identität. Die Vucedoler Gruppe: Während bei der oben genannten Population zu dem verhältnismässig grossen Vergleichsmaterial nur ein aus Vucedol stammender Schädel zur Verfügung steht, fehlt zu der frühbronzezeitlichen, aus Vucedol stammenden anthropologischen fragmentarischen Serie das in Zeit und Raum nahestehende, eventuell genetische Verbindung aufweisende Vergleichsmaterial. Die Vucedoler Gruppe ist mitteleuropäischen Ursprungs, ihre Bevölkerung setzt sich aus der hier ansässigen Urbevölkerung und der frühbronzezeitlichen Bevölkerung Westungarns bzw. der Gebiete westlich des Karpatenbeckens zusammen. Die hier ansässige Bevölkerung (Somogyvár—Zók-Gruppe) ist anthropologisch vollkommen unbekannt, einige österreichische frühbronzezeitliche Gräberfelder sind jedoch anthropologisch aufgearbeitet (Hainburg — EHGARTNER 1959; Gemeinlebarn — SZOMBATHY 1934; EHGARTNER — JUNGWIRTH 1959). Nach diesen Aufarbeitungen ist auf dem Gebiet Österreichs in der Frühbronzezeit sowohl der mediterrane als auch der cromagnoide bzw. brachykrane Typ zu finden, für die einzelnen Kulturen bzw. deren Gräberfelder ist jeweils ein anderes Verhältnis ihrer Vermischung charakteristisch. Die anthropologische Untersuchung der kleineren und grösseren urzeitlichen Serien und Funde machen es immer offensichtlicher, dass bereits zu Beginn des Neolithikums im Karpetenbecken sowohl der schmalgesichtige als auch der breitgesichtige dolichomorphe Typ zu finden ist und auch das brachykrane Element, wenn auch in einem weitaus kleinerem Verhältnis, aber mit