Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1964) (Pécs, 1965)

Helytörténet - Szabó, Gy.: A szocialista nőmozgalom útja Baranyában 1921-ig

A SZOCIALISTA NŐMOZGALOM 309 SOZIALISTISCHE FRAUENBEWEGUNG IN KOMITAT BARANYA BIS 1921. GY. SZABÓ Die im Zeitalter des Kapitalismus begin­nende Frauenbewegung hat in unserem Lan­de seine reiche Traditionen. Ein hervorran­gender Vertveter der Aufklärung, Pálóczi Horváth Ádám tritt schon im XVIII. Jahr­hundert für die gleichen Rechte der Frauen ein. Fáy András, Teleki Blanka und andere fortschrittliche Menschen des politischen Le­bens im XIX. Jahrhundert führen den Kampf — im Einklang mit den Bestrebungen der an­deren fortschrittlichen Kräfte Europas — für die Emancipation der Frauen weiter. Da in Ungarn die industrielle Entwicklung später als in den westlichen Ländern Europas angefangen hat, und infolge dessen auch die Frauen später in die Produktion einbezogen wurden, enstanden vor der Jahrhundertwen­de in Rahmen der feminen Bewegung mehre­re Vereine der „adeligen" Damen. Sie ver­folgten nicht das Ziel des Umsturzes der be­stehenden Gesellschaftsordnung, sondern strebten allein nach mehr politische und wirt­schaftliche Rechte. Eine Frauenbewegung mit sozialistischen Zielsetzungen begann sich in Ungarn erst nach der Gründung der II. Internationale zu entfalten. 1903 wurde der Arbeiterinnen-Ve­rein Ungarns zum Leben gerufen, das erste Presseorgan dieser Bewegung erschien 1905. Nach der IL Internationalen Konferenz der sozialistischen Frauen in Koppenhagen 1910 erlebte die Organisationsarbeit einen regen Aufschwung. Die Arbeiterklasse von Pécs und Baranya gründete schon ziemlich früh, 1870 Den ersten Arbeiterverein von Pécs, der aber dank seiner bürgerlichen Leitung nicht lebensfähig war. Eine sozialistische Arbeiterorganisation konn­te erst nach 1890, nach der Gründung der So­zialdemokratischen Partei Ungarns seine Tä­tigkeit entfalten. Die verschiedenen Arbeit­seinstellungen am Anfangen des Jahrhunderts beschleunigten die Gründung der verschiede­nen Arbeiterorganisationen, die organis­torisch durch den Arbeiter-Bildungsverein zusammengefasst waren. In den grössten Be­trieben, so im Kohlenbergwerk der Donau­Dampfschiff-Gesellschaft und in der kera­mischen Fabrik „Zsolnay" ist eine bedeutende Zahl von Frauen beschäftigt. Im Bergwerk sind bis Í921 durchschnittlich 180—200 Frau­en angestellt. In der keramischen Fabrik ar­beiten 1885 74 Frauen, 1918 aber schon 168. Die meisten Frauen trifft man aber in den zahlreichen, kleineren Schneidereien. In den ersten Jahren unseres Jahrhunderts sind schon die Arbeiter der meisten Branchen organisiert. Auf die Kraft der Arbeiterschaft weist die Tatsche, dass 1898 schon ein Wochenblatt „Munkás" (Arbeiter) erscheinen kann. In den einzelnen, fachgerichteten Vereinen verfügen die Frauen noch über keine selbs­tändigen Organisationen, Die ersten Doku­mente einer alle Frauen-Arbeiter zusammen­fassenden Organisations-Arbeit stammen aus dem Jahre 1913. Ein Jahr darauf, 1914 begeht man schon unter feierlichen Umständen den Frauentag. An dieser Feierlichkeit erhoben sich schon Stimmen gegen die Kriegsgefahr. 1915 wurde der Tag der Frauen — es ist nicht festzustellen, warum — nicht begangen, 1916 wurden die sie durch die Polizei verboten. In der Begründung heisst es, dass man eine kriegsfeindliche Kundgebung der Teilnehmer befürchtet. Im Jahre 1817 wagte es die Polizei nicht — wahrscheinlich unter dem Eindruck der Feb­ruar-Revolution in Russland — die Feierlich­keiten zu verbieten. Die Frauenbewegung der Stadt entfaltete ihre Tätigkeit in diesem Jahre unter der Devise der Forderung des Friedens. Im Zeichen dieser Forderung wird der Frauentag auch im Jahre 1918 gefeiert. Am 19-ten April dieses Jahres organisierten die in der Kriegsproduktion angestellten etwa 400 Frauen höhrer Löhne fordernd einen Protest­streik, der bis zum 8-ten Mai anhielt. Am 20­ten Mai werden auch vier Frauen wegen Un­terstützung des militärischen Aufstendes an den „blutigen Pfingsten" vom Staatsanwalt angeklagt. Vom November 1918 bis zum 20-ten August 1921 befindet sich fast das ganze Komitat un­ter der Okkupation der imperialistischen Ar­mee des Königreichs Serbien. Während der Besatzung konnte sich die Arbeiterbewegung und auch die Frauenbewegung lange Zeit nicht weiterentwickeln. Erst Anfang 1920 ändert sich die Lage und die Arbeiterorgani­sationen können wieder ihre Tätigkeit fortset­zen. Unter dem Druck des weissen Terrors überschreiten viele Arbeiter die Demarka­tionslinie und lassen sich im Komitat nieder. Unter ihnen befindet sich auch Csorba Mária, die bekannteste Leiterin der sozialistischen

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