Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1962) (Pécs, 1963)
Mándoki Lázsló: Baranyai székek
361 DIE STUHLE IN KOMITAT BARANYA L. MÁNDOKI Die Blütezeit der Sitzmőbel für eine Person dürfte bei dem ungarischen Bauerntum auf das vergangene Jahrhundert fallen, es spielte sich aber um die Jahrhundertwende und in den ersten Hälfte des XX. Jahrhunderts auch der Vorgang ihres Absterbens rasch ab. Nach der Periode der Verbürgerlichung lässt die socialistische Umwandlung unserer Zeit die hie und da noch vorhandenen Bauernmöbel einen Tag um den anderen verschwinden. Obwohl die Literatur der ungarischen Bauernstühle ziemlich ausgedehnt ist und obwohl bereits viele Fragen klargestellt wurden, gibt es doch auch weitere Probleme, bei deren Lösung wir ohne Veröffentlichung tentedils unbekannten Gegenstände aus der Baranya wollen wir für die weiteren Untersuchungen (an denen auch wir selbst teilnehmen möchten) ein reich illustriertes Material zu Verfügung stellen. Wir beschäftigen uns in diesem Aufsatz mit den Stühlen der drei Museen des Komitats und untersuchen die Gegenstände des Janus Pannonius Museums von Pécs, des Kanizsay Dorottya Museums von Mohács und des Zrínyi Miklós Museums von Szigetvár. In der Zusammenstellung unserer Veirbreitungskarte sowie in unseren Folgerungen benutzen wir aber auch die Stühle aus der Baranya im Ethnographischen Museum von Budapest. Wir beschäftigen uns nicht mit den Stühlen, die eine besondere Bestimmung haben (siehe die Abbildungen 1—3.:ein für die Erdwalze des Schollenbrechers hergestellter Sitz; ein Melkstuhl; ein erhöhter Stuhl für kleine Kinder, um sie anden Tisch zu setzen), sondern nur mit den Sitzmőbeln für eine Person, wie die Meinen Stühle (,kissz ék'); die sogenannten Spinnstühle (,f о nószé к'), die aber neben ihrer zeitweiligen Bestimmung beim Spinnen auch als ständige Sitzmöbel gebraucht wurden; mit den Lehnstühlen und endlich mit dein Stühlen mit geflochtener Sitzfläche. Wir streben nach einer einfachen Schilderung der Gegenstände und typisierten die Löhnstühle allein auf Grund der Art der Be^ festigung ihrer Fusse und ihrer Rücklehne, sowie nach ihrer Sitzflädhe. Die Typisierung der Rücklehnen hätte besonders viel sagen können; dazu besitzen wir aber heute noch allzu wenig Material. Unsere Schlüsse halten wir nicht für endgültig, sie wollen vielmehr die Aufmerksamkeit auf unsere ferneren Aufgaben lenken. Die sogenannten Spinnstühle sowie auch die ebenfalls dreifüssigen kleinen Stühle, die eine halbkreisförmige Sitzfläche haben, — beide sind besonders im südlichen Teil von Transdanubien, am Fluss Dráva allgemein — schreibt Gunda nach den Untersuchungen von Nopcsa der mediterranen Kultur zu und hält diese für römischen Nachlass. Seine Meinung teilt auch Vajkai. Die europäische Literatur förderte diesbezüglich viele neue Angaben zutage und zwar grösstenteils aus Terrains, die nicht zum Mittelmeergebiet gerechnet werden können und die Richtigkeit der obigen Meinung vielmehr unzweifeln lassen als bestätigen. (Die Auffassung von Gunda stellte auch Balassa in Zusammenhang mit dem ,j a b a' — Typ der Holzgabeln auf Grund ähnlicher Erwägungen in Frage.) Das Problem fördert noch weitere Untersuchungen und zwar auf Grund einer genau entworfenen Verbreitungskarte. Wir können feststellen, dass die Lehnstühle aus der Baranya zum transdanubisohen Typ der ungarischen Bauernstühle gehören, wie dieser von Károly Viski bestimmt wurde; die Herkunft dieses Typs möchten wir aber — eben auf Grund unserer Beobachtungen am Material vom Komitat Baranya — nicht unmittelbar mit dem Deutschtum in Zusammenhang bringen. Die Stühle mit geflochtener Sitzfläche wären — wie das Károly Cs. Sebestyén meinte — ganz neu und wären der ungarischen Volkskuiltur wesensfremd. Diese Auffassung können wir nicht teilen; teils weil wir bereits seit dem Ende des XVIII. Jahrhunderts diesbezügliche Angaben besitzen, teils aber weil diese auch in der Baranya sehr allgemein waren. Sicher ist es aber, dass ähnliche Stühle die letzten traditionellen Gegenstände des ungarischen Volikmobiliars gelbildet haben, nach denen schon die fabrikmässig hergestellten Möbel kamen. Unsere Möbelsammlung — und so auch unsere Stuhlsammlung — müssen wir aber bereits als abgeschlossen betrachten. Das Komitat Baranya kann uns nicht mehr viel neue Gegenstände versprechen, obwohl unsere Karte nicht die Disproportion des Materials, sondern vielmehr die der Sammlungen beweist, Wir hoffen, dass wir später im Laufe unserer Forschungen (und in breiterem Rahmen) auf ein Stühlmaterial aus der Baranya von gleichmässigerer Verteilung zurückkehren können werden.