Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1962) (Pécs, 1963)

Papp László: A bolyi avarkori temető I.

192 DER AWARENZEITLICHE FRIEDHOF VON BOLY L. PAPP Die Ortschaft Boly liegt in dem von den Flüssen Donau und Drau begrenzten Teil des Kom. Baranya, 20 Km von der Donau ent­fernt, in der Nähe der uralten Strasse, die Eszék (Siscia) mit Aquincum verband, nicht weit von der Übergangsstelle bei Dunaszek­cső, wo die Verbindungen zwischen Trans­danubien und der Grossen Ungarischen Tie­febene immer sehr rege waren. Nördlich des Dorfes, in einem gut abgrenz­baren Gebiet, hat im Laufe vieler Jahre der ehemalige Direktor des Museums in Pécs, der vor kurzem verstorbene János Dombay, acht, in der Mehrheit spätawarenzeitliche Fried­höfe ausgegraben, die in Kürze veröffentlicht werden sollen. 1958 hat Ágnes Cs. Sós einen ziemlich ausgedehnten awarenzeitlichen Friedhof bei Dunaszetkcső ausgegraben, wor­über sie in ausehbarer Zeit berichten wird. Ein awarenzeitlioher Friedhof ist auch nörd­lich von Mohács untersucht worden. Auch in den entfernteren Gebieten des Komitates Ba­ranya sind zahlreiche awarenzeitliche Friedhöfe bekannt, u. a. auch zwei in der Um­gebung von Pécs. Die Ausgrabungen der Friedhöfe von Nagyharsány etwas weiter von Boly und noch weiter in Maria sind im Gan­ge. Der grösste Teil des Komitates ist aber noch unerforscht. Der Friedhof von Boly liegt 2 Km süd­westlich von der Ortschaft. Hier wurde Jahre hindurch Lehm für die Ziegelei gewonnen, wobei die Arbeiter cca 70—(8(0 Gräber zer­störten. Unter diesen befanden sich ungefähr acht-neun Reitergräber. Eine kleine Anzahl der Grabbeigaben wurde zwar von einem An­gestellten des staatlichen Gutes und einem Lehrer des Dorfes gesammelt, doch erhielt das Museum Janus Pannonius erst im Früh­jahr 1960 Kenntnis von den Funden. Darauf führte der Autor zwei kleine Ausgrabungen und vier Notbergungen von 40 Tagen durch. Jedesmal mussten die wirtschaftlichen Inte­ressen berücksichtigt werden. Nach der zwei­ten Notbergung erhielt das Museum Kennt­nis, dass cca 70 m nördlich von der Stelle der früheren Ausgrabung, beim Graben einer Si­logrube (42x12 m Grösse) Skelette entdeckt wurden, bei denen sich Gold- und Silberbei­gaben befanden. Diese konnten vom Ausgrä­ber gerettet werden. Anlässlich der folgenden Ausgrabung stellte sich heraus, dass sich hier zwei Gräbergruppen befanden, eine grössere und eine kleinere. Die grössere war der Friedhof des gemeinen Volkes, die kleinere der Ruhepisatz der Vornehmeren. Der Friedhof erstreckte sich beim Dorf auf einem kaum bemerkbaren Hügelrücken, in einer auch anderwärts oft beobachteten und gewohnten geographischen Umgebung. Der Hügelrücken wird von zwei Bachrinnen mit wenig Wasser umgrenzt, an dessen Ufern einmal gute Weideplätze gewesen sein mö­gen. In der Nähe des Friedhofes wurden bron­ze-, späteisen- (keltische), römer zeitliche und mittelalterliche (ungarische) Siedlungen fest­gestellt. Autor beschreibt in diesem ersten Bericht die geretteten Streufunde und die Resultate der mehrfach trotz verschiedener Hinder­nisse durchgeführter Ausgrabungen. Das Material kann in zwei Gruppen ge­gliedert werden: das der ersten, grösseren (A) Gräbergruppe (Gräber 1—20, 24, 25, 29, 31— 34, 39—40, 51—56, 58—76) und der kleineren (B) Gräbergruppe (Gräber 21—23, 26—28, 30. 34—38, 50, 57 a—-b, letzteres ein Doppel grab). In beiden Gräbergruppen waren die Ske­lette durchwegs nach О —W orientiert, doch befanden sich in der Gräbergruppe A auch entgegengesetzt orientierte Skelette (Gräber 39, 40, 41, 46, 47, 52, 53, 61, 62, 64, 66, 67, 73.), was die Folgerung gestattet, dass dieser Fried­hof lange Zeit als Bestattungsort diente, das Volkstum gemischt war und auch wahrschein­lich die Gesellschaft sozial streng gegliedert war. In der Gräbergruppe В war das eine Kinderskelett des Doppelgrabes 57 nach О — W orientiert. Von den 63 Gräbern der Gruppe A waren zehn Reitergräber. (1, 2, 3, 19, 20, 55, 59, 60, 61, 63.) In allen lagen Männerskelette. In zwei Fällen blieben bei der Lehmgewinnung nur die Gruben mit den Pferdeskeletten ver­schöhnt: Gräber 2 und 55. Die Menschen- und Pferdeskelette lagen immer in derselben Achse undzwar in zehn Fällen das Pferd zu Füssen seines Herren mit dem Kopf gegen die Männerskelette. In acht Gräbern waren die Menschen- und Pferdes­kelette voneinander durch eine kleine Erd­mauer getrennt. In drei Gräbern lagen die Pferdeschädel auf diesen wie auf einem Pols­ter erhöht. Von fünf Pferden wurden die Schädel abgeschnitten und in einem Grab (59) lag der Pferdeschädel in der Grube der Pfer-

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