Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1959) (Pécs, 1960)

ifj. Fehér Géza: A Pécsi Janus Pannonius Múzeum hódoltságkori török emlékei

HÓDOLTSÁGKORI TÖRÖK EMLÉKEK 147 DENKMALER AUS DER ZEIT DER TÜRKISCHEN UNTERWERFUNG IM JANUS PANNONIUS MUSEUM IN PÉCS* G. FEHÉR (Zusammenfassung) In Bezug auf den Kulturwert des Erbes der türkischen Eroberer aus dem 16—17. Jahrhundert konnte sich in der ungarischen Geschichtsschreibung bis heute kein einheitlicher Standpunk durchsetzen, besonders kein solcher, der auch der wissenschaft­lichen Objektivität einspräche. Wir kennen zwei, einander vollständig widersprechende Ansichten. Natürlich ist die vollständige Negation der türki­schen Einwirkung genau so verfehlt wie ihre Über­schätzung, ist es doch — die in unseren Städten, Burgen und an den Stellen unserer vernichteten Dörfer gefundenen Denkmäler untersuchend — schon auf Grund unserer bisherigen Kenntnisse unzweifelhaft, das sich durch die türkische Erobe­rung nicht bloss imi Lebenswandel der ein halbes Jahrtausend lang besetzten balkanischen Völker eine bedeutende Veränderung vollzogen hat, sondern auch in dem des ungarischen Volkes, obwohl bei uns die Türkenherrschaft viel kürzere Zeit als am Balkan dauerte. Das methodische Studium des türkischen Denk­malmaterials vermag also nicht nur auf zahlreiche ungelöste Fragen der ungarischen Gewerbege­schichte ein Licht zu werfen, sondern uns in ge­wisser Beziehung auch dem Verständnis der Lebens­verhältnisse des ungarischen Volkes näher zu brin­gen. Als Beispiel können wir vielleicht den Einfluss, den das Türkentum auf die Entwicklung unserer Küchemkultur ausgeübt hat hervorheben, da diese dem archeologischen Material das wir in diesem Aufsatz vorführen am nächsten steht. Natürlich kann das vollstädige türkische Denk­malmaterial der ungarischen Museen, auch nach der gründlichsten Zusammenstellung desselben, nur mit der Erforscung und dem Studium des ähnlichen Materials der gegenüber Ungarn viele Jahrhunderte länger besetzen Gebiete parallel auf beruhigende Art gewertet werden. Trotzdem wollen wir es auf Grund der Vorführung einiger unserer bedeuten­deren Sammlungen schon vor Erledigung dieser grosszügigen Aufgabe versuchen, einige archeolo­gische, gewerbe- und wirtschaftsgeschichtliche Fra­gen zu beantworten. Eines der bedeutendsten Sammlungen des tür­kischen Denkmalmaterials Ungarns befindet sich im Janus Pannonius Museum, in Pécs. Die Bedeu­tung des Materials wird neben seiner beachtlichen Quantität noch dadurch gehoben, dass es in ver­hältnismässiger Nähe jugoslawische Keramik tür­kischen Charakters erzeugender Töpfereizentren zum Vorschein kam. * Die Tafeln XXVII—XXXVIII. gehören hier­her. In diesen Tafeln sind die im Text auf sie hin­weisenden Tafelziffern in Klammern zu finden. Den grössten Teil des türkischen Keramik-Ma­terials der Sammlung des Museums in Pécs bilden die Krüge (Taf. I—II.; Taf. IV. 1—6, 10—13; Taf. V. 5—13; Taf. IX. Ш— 13). Unter diesen finden sich Krüge mit Ausgussrohr (Taf. I.; Taf. III. 1—5, 7; Taf. IV. 10—13; Taf. IX. 7), schwarz und grau geräucherte Krüge (Taf. II. 1—3, 6—15; Taf. III. 9; Taf. IV. 8; Taf. V. 6—7, 9—12), Krüge urzeitlichen Charakters (Taf. II. 4—7; Taf. VI. 1—2; Taf. IX. 10—13), eiförmige Krüge ohne Ausgussrohr (Taf. IV. 1—6) sowie von allen aufgezählten abweichende Krüge (Taf. V. 5; Taf. IV. 1). Zur nächstem grossen Gruppe gehören die ste­henden Schlüsseln. Diese kommen in verschiedenen Formen vor. Ihr Inneres ist monochrom glasiert, doch sind auch die polychrom glasierten, miarmorähn­lichen Schüsselinneren nicht selten. In kleinerer Zahl kommen auch andere Ge­fässtypen: Gläser (Taf. IV. 7—9), Henkelnäpfe (Taf. V. 1—4), bemalte Schüsseln (IX. 9) vor. — In der keramischen Sammlung gibt es neben den Gefässen auch Kerzenhalter (Taf. IX. 1—6) und napfähnliche Ofenaugen (Taf. X. 1—18). In der türkischen Kupfergefäss-Sammlung des Museums finden wir ausser Wasserbehältern auch Küchengeschirr. Zur ersten Gruppe gehören zwei Kannen (Taf. XI. 1—2) und ein Kannendeckel (Taf. XI. 3), während der zweitein zwei flachgedrückte, kugelförmige Schalen (Taf. XI. 4,6), eine Pfanne mit Henkeln (Taf. XI. 7), ein Napf mit zylinderförmigem Hals (Taf. XI. 8) und ein Sieblöffel (Taf. XI. 9.) angehören. Neben diesen gibt es noch einen Ker­zenhalter (Taf. XI. 5). Die mit Ausgussrohr versehene Art der Krüge ist zweifelsohne eine minderen Ansprüchen genü­gende Keramiknachahmung der ähnlichen Kupfer­geschirre (Abb. 2. 1—2, 4). Dieser Geschirrtyp ist uns aus zahlreichen Töpfereizentren Bosnien —Her­zegowinas (Abb. 3. 2, 4), aus dem neuzeitlichen Ma­terial verschiedener Territorien Bulgariens (Abb. 4.) bekannt, und auch in Ungarn zeugen unzählige Va­riationen desselben von der Erfindungsgabe und dem Formschatz der heiimischein Töpfer. Schwarz und grau geräucherte Gefässe kommen im archeologi­schen Fundmaterial von Pécs, Buda (Abb. 5. 4) und Belgrad (Abb. 5. 1—3) gleichwohl vor. in Zahlrei­chen Gebieten Bosnien —Herzegowinas und Ungarns werden sie auch heute noch mit grosser Vorliebe erzeugt. Dise Technik der Gefässerzeugung gelangte ohne Zweifel durch die Türken auf balkanisch.es Gebiet, von wo sie von einwandernden bosnischen Gewerbetreibenden nach Ungarn eingeführt wurde. — Die gleiche Situation besteht auch bei den tür­kischen Gefässen. deren Schmückungstechnik ur­zeitlichen Charakter besitzt. Weiter gibt es im Ma­10*

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