Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1958) (Pécs, 1958)

Fülep Ferenc: A vasasi kora-császárkori temető

126 FÜLEP FERENC? Die Entstehung der mit Niello verzierten Trom­petenfibel (Abb. 3. 1, 18 und Taf. LVIII. 4) kann in das 2. Jh. verlegt werden. 2 Die Bronzeschale (Abb. 5. 5, 10 und Taf. LVI. la —e, mit dem Stempel des L. Ansius Epaphroditus) erscheint in datierten Grab­funden am Ende des 1. bis Anfang des 2. Jhs. 3 Firmalampen mit geschlossenem Discus (Abb. 4. 3, 5 und 5, 4) waren bis Trajan in Gebrauch/' Die Volutenlampen verschwinden im allgemeinen während der Regierungszeit des Hadrian aus Panno­nién. 5 Der Gebrauch solcher dünnwandiger Näpfe mit Rädchenverzierung wie die auf Taf. LIV. la —e und Abb. 5. 5, 24 gebrachten Gefässe mit Barbotin­verzierung (Taf. LIV. 2a —d) geht ebenfalls in das 2. Jh. hinein. Das Gräberfeld wurde also von der Re­gierungszeit des Domitian bis zu Hadrian belegt. In die Amphora, 1, 2 ist ein retrogrades N in den Krug 1, 3, die Urne 5. 9 und die kleine Am­phora 5, 15 sind der Buchstabe N, in der Krug 2, 5 ein X und endlich in die Urne 2, 6 ein X und ein N eingeritzt. Da mit solchen eingeritzten Lettern ver­sehene Gefässe sowohl aus dem Grab 1 und 2, wie auch aus dem eingelieferten Streufundmaterial stammen, ist es wahrscheinlich, dass sie nicht vom Besitzer, sondern dem Hersteller der Gefässe her­rühren. Die im Gräberfeld zum Vorschein gekommenen Funde norditalischer Herkunft (Abb. 3. 1, 22: Sil­berring; Abb. 3. 2, 4: padanische Sigillata —Schale; Abb. 3. 3, 2: Bruchstücke einer padanischen Sigil­lata —Schale schlechter Qualität; Abb. 5. 5, 10: Bronzeschale; Abb. 5. 5, 22: Volutenlampe; Abb. 5. 5, 24: Fragmente eines Gefässes in Barbotine­technik; usw.) beweisen, dass das Gräberfeld eine starke italische Komponente aufweist. Eine andere wichtige Komponente des Materials ist die lokale Tradition. Sie erscheint in erster Linie in der Keramik. Die Form der Urnen aus Grab 2 (2, 6) und des Streufundes (5, 9) wurzeln tief in den späten La-Tène —Traditionen. Viele Analogien der Urne 5, 9 sind uns aus Tessiner Gräberfeldern ge­läufig, wo bekanntlich die keltische Tradition stark hervortritt. 6 Auch die Schüssel 5, 5, die kleinen, dunkelgrauen Näpfe und der Napf mit orangefarbe­ner Verzierung (5, 14) können auf späte La Tène — Formen zurückgeführt werden. Die kleinen, zwei­8 I. Kovrig: A pannóniai fibulák főformái (= Die Haupttypen der kaiserzeitlichen Fibeln in Panno­nién). Budapest 1936. Diss. Pann. II. 4. S. 18. — RLiö XVIII (1937) S. 86, 41. Trompetenköpfige Fibel aus Carnuntum, I. Jahrh. — Ebenda mit wei­terer Literatur. 3 A. Radnóti: A pannóniai római bronzedények (= Die römischen Bronzegefässe von Pannonién). Budapest 1938. Diss. Pann. IL 6. 53. Anm. 12. 4 D. Iványi: A pannóniai mécsesek (= Die pan­nonischen Lampen). Budapest, 1935. Diss. Pann,. II. 2. S. 16. — A. Mócsy: Arch. Ért. 81 (1954) S. 188. 5 A. Mócsy: a. a. О. 6 Ch. Simonett: Tessiner Gräberfelder. Basel 1941. S. 22. henkeligen Amphoren entstammen dem illyrischen Kulturkreis; bereits Hunyady hatte festgestellt, dass die keltischen Scordisci eine Vermittlerrolle hat­ten. 7 Auch die mit Silberniello verzierte Fibel kann dem illyrischen Kulturkreis zugewiesen werden. Die kräftig profilierte Fibel (3, 18) kann ebenfalls auf La Tène —Traditionen zurückgeführt werden. Das Vorhandensein des keltischen Messers (4, . 5) be­weist eine starke Retardation des spät-La Tène — Materials. Die mit Glättmustern versehenen kleinen Am­phoren können wir von den Amphoren der La­Tène —Kultur, mit derselben Verzierung, ableiten. Mit den einhenkeligen Krügen mit Glättverzie­rung zusammen erscheint eine ungewöhnliche Form. Diese Krüge kamen aus Grab 1 mit den Münzen des Vespasian bzw. des Domitian und den ähnlich verzierten, zweihenkeligen Amphoren zusammen zum Vorschein. Unter den Funden 5, 1—46 gibt es ebenfalls solche einhenkeligen Krüge. Den Fundzu­sammenhang kennen wir nicht, doch kamen auch Münzen des Domitian, kleine, zweihenkelige Am­phoren und im allgemeinen solche Gefässe früh­zeitigen Typs zum Vorschein, die den Funden aus Grab 1 entsprechen. Kein einziger Fund aus dem Gräberfeld deutet ein späteres Datum, als die Mitte des 2. Jhs. an. — Für die Form der einhenkeligen Krüge haben wir ebenfalls in der Keramik des spä­ten La Tène (Szob—Kőzúzó) 8 einen Anhaltspunkt. Aus alldem kann die Schlussfolgerung gezogen wre­den, dass die einhenkeligen, Krüge mit eingeglätter Verzierung eine lokale Variante, die auf La Tène — Traditionen beruht, sind. Auch andere, zur Haus­keramik gehörende Gefässe, sind lokale Produkte. Für die örtliche Herstellung spricht, dass im Gräber­feld von Vasas auch ein Teller war, der als Aus­schussware gelten mag (5, 27). L. Barkóczi fand in der Nähe, in Bicsérd, einen einheimischen Töpferofen, 9 der ebenfalls ein Be­weis für die lokale Produktion ist. Er datiert ihn an das Ende des 1. bis Anfang des 2. Jhs. und stellt fest, dass hier kein älteres Material zum Vorschein kam. Weiter folgernd kommt er zu dem Schluss, dass hier (und auch anderenorts) am Ende des 1. Jhs, sich die Ansiedelung der aus West-Pan­nonien stammenden Völkern vollzieht, doch nimmt er auch das Vorhandensein lokaler ethnischer Ele­mente an. Ein Vergleich der Mehrheit der im Komi­tat Baranya nachweisbaren keltischen und römi­schen Fundorte zeigt, dass wir — als Vorläufer der römischen Siedlungen — im bedeutenden Masse mit Urbewohnern rechnen müssen. Dies gilt auch für das Gräberfeld von Vasas, da hier auch sehr be­7 I. Hunyadi: A kelták a Kárpátmedencében (= Die Kelten im Karpatenbecken). Budapest 1944. Diss. Pann. IL 18. S. 37 ff. 8 I. Hunyadi: а. а. О. S. 52. Taf. LXXII, 12. Ung. Nat Mus. Inv. Nr. 147/1910. 41. 9 L. Barkóczi: FA 8 (1956) S. 63 ff.

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