Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1957) (Pécs, 1957)

Dombay János: Későrómai temetők Baranyában

330 DOMBAY: KÉSÖRÓMAI TEMETŐK BARANYÁBAN Die ethnische Bestimmung der Gruppe von Szilágy stößt auf Schwierigkeiten, da der zur Verfügung stehende Altertumsmaterial vorläufig gering ist. Sicher kann ange­nommen werden, daß es sich nicht um dieselbe Volksgruppe handelt wie in Zengővár­kony. Darauf weist die genau entgegengesetzte Orientierung der Gräber hin. Das Alter der Gräber kann — auf Grund der Geldstücke — auf die sechziger-achziger Jahre der 4. Jahrhunderts gesetzt werden. Diese Gräber mögen die Bestattungen der einheimischen Bevölkerung sein. Die zerstreuten Begräbnisstätten waren neben Gebäudeüberresten. was der Entste­humigszeit der Ansiedilung in der durch die Geldstücke bezeichneten Zeit widerspricht; man muß auch mit führer Vorangegangenen rechnen. Außer den Gebäudeüberresten unterstützt auch eine vereinzelte Fibel (T. XXXVIII. 26) diese Ansicht. Die Spuren des Verfalls können mit der Belebung der Volksbewegungen in Zusammenhang gebracht werden. Die Funde bieten zur Rekonstruktion der Ge­schehnisse und zur Feststellung dessen, mit welcher Volksbewegung sie zusammen­hingen, keinen genügenden Stützpunkt. Auf Grund einer unserer vereinzelten Fibeln (T. XXXVIII. 25—25 a) und ihrer Verbindungen mag man vielleicht an eine gotisch­alanische Gruppe denken. Wegen der Geringfügigkeit des zur Verfügung stehenden Stoffes ist die ethnische Zugehörigkeit der Funde von Kő, Máriakéménd, Meződ und Birján vorläufig unischer. Die Ansiiedlung Kő besitzt eine dem 4. Jahrhundert vorangehende Vorgeschichte. Auf Grund der Funde im 4. Grab ist es wahrscheinlich, daß auch im Limes West­germainen angesiedelt wurden oder, daß später aus der Gegend von Pécs solche dorthin gelangten. Die Armbänder des Fundes von Meződ (T. XXXIV. 12—24) weisen auch darauf hin, daß es sich dort ebenfalls um das Grab eines westgermanischen Ansiedlers han­deln könne. Dies war ein Ziegelgrab, was zusammen mit dem von Zengővárkony darauf hinweist, daß im Kreise der westgermanischen Gruppe das Ziegelgrab von jeher gebräuchlich war, eventuell aber darauf, daß sie seinen Gebrauch allmählich hier übernahmen. Es kann auch der Gedanke nicht ausgeschlossen werden, daß die Siedlergruppe nicht einheitlich war; bei einzelnen Gruppen war das gemauerte — bei anderen das Erdgrab üblich. Es kann nämlich angenommen werden, daß sich diese Ansiedler aus verschiedenen Gegenden rekrutierten. Dem Charakter unseres Fundensembles von Zengővárkony sich anpassende Funde kamen noch in Mucsfa und .Lengyel (Komitat Tolna), in Gerényes, Marok, sowie in Pécs (Komitat Baranya) zum Vorschein. Soweit es aus den heute zur Verfügung stehenden Daten festgestellt werden kann, erstreckt sich das Fundgelände unserer Fundgruppe im großen und ganzen vorn Grat des Mecsekgebirges bis zur Donau, wird aber hauptsächlich von der Südseite des Mecsekgebirges gebildet. Aus der geographischen Ausbreitung unseres Fundensembles von Zengővárkony geht hervor, daß in der Gegend von Sopianae in der Mitte des 4. Jahrhunderts eine größerangelegte Ansledlung von Westgeirmanen vorsichging. Die Ansied.lu.ng hatte ein zweifaches Ziel: die Verstärkung des Grenzschutzes des nahen Limes, die Beschaffung des dazu nötigen Soldatenimatenals und der Arbeits­kraft für die zahlreichen Großgrundbesitze; Vorläufig gibt es keine Daten, auf Grund derer gesagt werden könnte, daß in unseren Friedhöfen vom Charakter des Friedhofs Zengővárkony auch die frühere ein­heimische Bevölkerung vertreten war. Deshalb glauben wir, daß die angesiedelten Bewohner neue Siedlungen zustande brachten. Außer der Angesiedelten muß auch mit der früheren einheimischen Bevölkerung gerechnet werden, auch dann, wenn die Ansiedlung geschah, weil letztere — sei es von wirtschaftlichem oder militärischem Gesichtspunkt, — unzulänglich war. Der uns heute zur Verfügung stehende archeologische Denkmalsmaterial reicht nicth aus, um mit seiner Hilfe die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung der Gegend von Pécs im spätrömischen Zeitalter aufzuklären. Ein Grund dafür ist, daß es vorläufig kein größeres, authentisches — von der einheimischen Bevölkerung stam­mendes — Fundensemble gibt, das zum Vergleich — in der Hoffnung auf Erfolg — herangezogen werden könnte. Die andere Schwierigkeit besteht darin, daß die an­gesiedelten, fremden, aber bereits romanisierten Volksgruppen oder Elemente ihre volkseigene Kultur durch die Romanisierung bereits verloren hatten, nur blaße Spuren derselben bewahrten, auf die sich die Forschung allein zu stützen vermag.

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