Horváth Attila – Orosz László szerk.: Cumania 6. Historia (Bács-Kiskun Megyei Múzeumok Közleményei, Kecskemét, 1979)

Szendrő F.: A Bánk bán munkásszínpadon

Mitgliedern der Gruppe gewissen Widerwillen hervorgerufen hat. Es wurde die veraltete, theatrali­sche Vorführungsform und Sprechweise beanstandet. Trotz der niedrigen Schulausbildung dieser Laien­schauspieler verfügten sie über eine hohe politische Bildung. In ihrer Mehrheit waren sie Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei, jedoch einige von ihnen haben sich auch in den Reihen der illegalen Ungarischen Kommunistischen Partei betätigt. Ihre weltanschauliche Einstellung hat in hohem Maße auch die Zielbewußtheit ihrer Arbeit bestimmt. Über die Vorführung hat man in der ganzen Arbeiterbewegung gesprochen. Auch die Presse be­faßte sich mit den Vorbereitungen. Zur Vorführung erschien die Polizei mit großer Bereitschaft. Der Zuschauerraum mit 1000 Plätzen im Theatersaal des Zentralhauses der Eisenarbeiter­gewerkschaft war von mehr als 2000 Personen ge­füllt. Die keinen Sitzplatz erhielten, standen zwischen den Reihen oder auf den Korridoren. Unter solchen Umständen wollte die Polizei die Vorführung nicht gestatten. Schließlich nahmen die Stehenden auf dem Fußboden Platz. Die Schauspieler betraten zuerst sehr verlegen die Bühne. Jedoch überwanden sie bald ihre Erregung und spielten immer freier und sicherer. Die schick­salsschweren Worte von József Katona begannen zu leben und erhielten einen freien Flug. Als in der ersten Szene die sich auf dem Fest des Königspalas­tes versammelnden "Unruhigen" "auf die ungarische Freiheit" ihre Becher leerten, brach auf dem Zu­schauerraum der Beifall mit elementarer Kraft aus, was noch in gesteigerter Form die ganze Vorführung begleitete. Der Banus Petur, der Anführer der Rebel­len spornt mit flammenden Worten seine Kamera­den, endgültig mit den deutschen Bedrückern ab­zurechnen. Der Banus Bánk, der höchste Repräsen­tant der Macht in Abwesenheit des Königs schließt sich ebenfalls den Rebellen an, nachdem seine Frau vom genußsüchtigen Bruder der Königin in hinter­listiger Weise entehrt wurde. Die Vorführung spitzte sich in dem Dialog zwischen dem Banus Bánk und dem armen Leibeigenen Tiborc zu. Aus Tiborc bre­chen die Wehklagen der jahrhundertelangen Leiden des entrechteten ungarischen Bauern hervor, die den Banus Bánk auf den Gedanken der endgültigen Ab­rechnung mit der Königin bringen. Die erschüttern­den Worte von Tiborc hat der aus den Reihen der ungarischen Bauern stammende Lederarbeiter Bálint Gyurasits unter dem donnernden Beifallsgetöse des Publikums mit erschütternder Kraft interpretiert. Die Vorführung hielt minutenlang inne. Man konnte spüren, daß das leidenschaftliche Reagieren des Pub­likums nicht der Vergangenheit, sondern der Gegen­wart galt. Am Schluß des verletzten Aufzuges kommt es zur dramatischen Begegnung zwischen Bánk und der Königin. Bánk überschüttet mit mächtiger dramati­scher Kraft die fremde Königin mit ihren Sünden: die furchtbare Unterdrückung des ungarischen Vol­kes, ferner die Verletzung seiner eigenen Ehre und die Zerstörung seines Familienglückes. Es folgt die unvermeidliche Handlung: Bánk stößt durch die Tötung der Königin die Tyrannei vom Throne. Bei dieser Szene begann das Publikum — was in Theater kreisen ungewöhnlich ist — in stürmischer Form zu demonstrieren. Dies richtete sich schon gegen den Hitlerfaschismus und den Krieg. Am Ende der Vorführung hat das Publikum die Arbeiterschau­spieler lange gefeiert. Schließlich wagte sich die Poli­zei, die bei der Vorführung auch eine Verstärkung verlangte, nicht hineinzumischen und die Vorführung des größten ungarischen Dramas zu verhindern. Der Spielleiter war bestrebt, den revolutionären Geist der Freiheitskämpfer — der Absicht des dra­matischen Dichters entsprechend — hervorzuheben und mit den individuellen menschlichen Zügen des dramatischen Konflikts in Harmonie zu bringen. Das Spiel des Ensembles bewegte sich natürlicherweise auf dem Niveau eine selbsttätigen Schauspielerei, jedoch konnten die Laienschauspieler außergewöhn­lichen Talents im Eifer ihrer aufrichtigen Überzeu­gung keine erkünstelten, sondern wahren Leiden­schaften auf die Bühne bringen. Die ungarische Presse hat sich wochenlang mit der Vorführung befaßt. Es wurde das hervorrangende Spiel der folgenden Schauspieler hervorgehoben: Péter Szmóla (Bánk Bán), Sándor Orbán (Petur Bán), Bálint Gyurasits (Tiborc), Margit Pogány (Königin Gertrud). Auch die wichtige kulturpoliti­sche Bedeutung der Vorführung wurde betont, was in überzeugenden Weise zugleich bewiesen hat, daß die ungarische Arbeiterklasse zur Übernahme der nationalen, historischen Traditionen fähig ist. Die Vorführung wurde in einem Vorort in einem Theater des einen Vorortes noch zweimal wiederholt. 397

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