Horváth Attila – Solymos Ede szerk.: Cumania 5. Ethnographia (Bács-Kiskun Megyei Múzeumok Közleményei, Kecskemét, 1978)

Szilágyi M.: A magyar halászat néprajzi kutatásának elméletei és módszertani próblémái

MIKLÓS SZILÁGYl DIE THEORETISCHEN UND DER ETHNOGRAPHISi DER UNGARISC Die Fischerei bildet fast seit einem Jarhundert eines der zentralen Themen der ungarischen ethnographi­schen Forschungen. Dieses große Interesse wird nicht durch die gegenwärtige besondere Bedeutung dieses Berufszweiges begründet, da ja durch die im 19. Jahrhundert durchgeführten Hochwasser-schutzar­beiten die natürlichen Gewässer an Größe eingebüßt haben, ihr Fischbestaud hat mengenmäßig abgenom­men und sich auch in qualitativer Hinsicht verändert. Durch diese Faktoren w r urde die Fischerei als Be­schäftigung immer mehr in eine peripherische Lage verdrängt. Die ethnographische Untersuchung der ungari­schen Fischerei wurde aber zur gleichen Zeit von einer „Präkonzeption" theoretischen Wertes beein­flußt. Das Wesen dieser liegt im folgenden: in gründ­licher Kenntnis der mit ethnographischen Methoden untersuchbaren Fischereiformen und -gerate läßt sich die Technik dieser einen „Uberschäftigung" - nämlich die „prähistorische" Technik — rekonst­ruieren; die Fischerei bietet mehr Möglichkeiten zu urgeschichtlichen Schlüssen, als alle anderen Berufs­zweige. Dieser sich in den Geistesströmungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts festgeankerte Gedanke hat durch die Tätigkeit des Naturwissenschaftlers Otto Herman auch in den ungarischen ethnographi­schen Forschungen Wurzeln gefaßt. Otto Herman — der Initiator Die erste große Leistung der sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts selbständig machenden ungarischen materiellen ethnographischen For­schungen war das Werk: Л magyar halászat könyve (Das Buch der ungarischen Fischerei, Herman, 1887). METHODISCHEN PROBLEME CHEN FORSCHUNGEN HEN FISCHEREI Otto Herman, der ursprünglich Naturwissenschaftler war, hat im Laufe der Untersuchung der Fischfauna das Forschungsprogramm der Volksfischerei festge­legt. Die wichtigsten Ergebnisse seiner Monographie können im folgenden hervorgehoben werden: Er beschrieb die Werkzeuge und Fanearten, die er zugleich in ein logisches, von den systematischen Prinzipien der Naturwissenschaften inspiriertes Sy­stem zusammenfaßte. Das Grundprinzip seiner Syste­matisierung fand er im Verhältnis des Fisches und des zum Fang dienenden Gerätes. Bei der konse­quenten Durchführung dieses Prinzips war ihm seine große Beschlagenheit in der Fischbiologie zur I Ulfe, da er auf diese Weise die Fangarten mit den biologi­es о sehen Eigenschaften der Fische interpretieren konn­te. (Über all dies hat er im Zusammenhang mit den Geräten der Sperrfischerei auch ausführlicher berich­tet: Herman, 1901/B.) Auf die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Zeit basierend entschloß er sich auch das sich auf die Fischerei beziehende archäologische Material und die diesbezüglichen Archivalien zusammenzufassen, ferner gab er mit Flilfe der ethnographischen Parallele für die mögliche Auslegung des archäologischen und historischen Materials ein gutes Beispiel. Er ging aus dem (heute bereits stark bestreitbaren) theoretischen Satz aus, wonach die Fischer bis zum 19. Jahrhun­dert all diejenigen Geräte „bewahrt" haben, die schon in der Urzeit bekannt waren. (Zur Auslegung des archäologischen Materials mit Hilfe ethnographi­scher Parallelen s. Herman, 1902/B.) Er wies auf die Notwendigkeit der vergleichen­den ethnographischen Untersuchungen hin und be­tonte, daß die Parallelen der ungarischen Fischer­geräte unter den von den an der Wolga und am Kaspisee seßhaften Völkern gebrauchten Geräten zu

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