Solymos Ede (szerk.): Studien zur europäischen Traditionellen Fischerei - Bajai dolgozatok 3. (Baja, 1976)
Andrásfalvy, Bertalan: Fischerei und allgemeine Wirtschaft in den Überschwemmungsbebieten Ungarns
Donaustrom entgegengesetzter Richtung. Dadurch gelangte das Wasser ohne zerstörende Kraft ins Überschwemmungsgebiet und konnte auch nach der Hochwasserperiode ruhig abfliessen. Die überfluteten Wälder, Wiesen und Weiden nahmen durch das Hochwasser keinen Schaden, weil das Wasser durch die fokok rasch wieder zurückgehen konnte. Eben in diesen jährlich bewässerten Donaugebieten entstanden im Mittelalter die grössten und berühmtesten Obstgärten Ungarns. Die Wiesen des Überschwemmungsgebietes dienten grossen Rinder-, Schweine- und Pferdeherden zur Weide. Aus weit entfernt liegenden Gebieten wurden Schweine zur Mast hierher getrieben, aber auch Pferde und Rinder wurden zur Überwinterung von weit her gebracht. Auf natürlichen und künstlich angelegten Hügeln wurden Hürden und Stallungen als Zuflucht vor dem Hochwasser errichtet, welche im Winter mit Heu versorgt wurden. Ein anderer wirtschaftlicher Vorteil erwuchs aus der reichlichen Düngung dieser inselartigen Plätze durch das weidende Vieh, so dass die Erträgnisse einer reichhaltigen Gartenkultur von hier aus exportiert werden konnten. (Kraut, Linsen, Paprika, Zwiebeln, Leinsamen, Bohnen etc.) Auch viele Imker profitierten aus dem fruchtbaren Überschwemmungsgebiet. Bienenzüchter mit 200—300 Bienenstöcken waren keine Seltenheit. Die geschilderte Wassernutzung mit all ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten verschwand jedoch schon während der Türkenkriege und der nachfolgenden türkischen Besetzung Ungarns. Die Instandhaltung der fokok und Kanäle wurde vernachlässigt, teilweise sogar mit Absicht, denn die rasch versumpfenden und verwildernden Gebiete boten der Bevölkerung Schlupfwinkel in den Kriegszeiten. Nach dem 17. Jahrhundert gibt es gerade in dieser unwirtlich gewordenen Landschaft noch Dörfern während die Hügellandschaft nahezu entvölkert ist. Im 18. Jahrhundert versuchte man stellenweise, die ehemalige Wirtschaftsform wieder aufzurichten, doch die neuen Gutsherren — sie waren meistens Fremde — konnten sich mit dem ihnen Unbekannten nicht vertraut machen und versuchten auch, den Bauern das Fischrecht zu bestreiten. So strebten sie im Verein mit der Regierung eine Flussregulierung und die Entwässerung der Sumpfgebiete nach westeuropäischem Muster an, um neues Ackerland zu gewinnen. Die steigende Nachfrage nach ungarischem Getreide förderte überdies jenes Interesse-. Die Bauern in den Überschwemmungsgebieten richteten Bittschriften an die Behörden, um diese vom Nachteil einer solchen Unternehmung zu überzeugen. Aus dem Studium von einschlägigem Archivmaterial wissen wir, dass die Befürchtungen der Bauern zu Recht bestanden. Mehr als 100 Jahre lang bemühte man sich mit wenig Erfolg, die Donau durch entsprechend starke Dämme zu bändigen. Erst zu Ende des vorigen Jahrhunderts 63