Solymos Ede (szerk.): Studien zur europäischen Traditionellen Fischerei - Bajai dolgozatok 3. (Baja, 1976)

Andrásfalvy, Bertalan: Fischerei und allgemeine Wirtschaft in den Überschwemmungsbebieten Ungarns

Aus Urkunden wissen wir um die hohe Wertschätzung von Fischteichen. Im Donautal und neben anderen Flussläufen in der Tiefebene waren die meisten Fischteiche Altarme und stehende Gewässer im Überschwemmungs­gebiet des Hauptflusses, welche durch fokok Wasser- und Fischzufuhr erhiel- . ten. (Im Hügelland benützte man durch Talsperren aufgestaute Becken als Fischteiche.) Neben den ständig mit Wasser gefüllten Altärmen benützte man auch tiefliegende Wiesen, sowie Rohr- und Sumpfgebiete als Fisch­teiche, welche nur während der kurzen Zeit des Hochwassers unter Wasser gesetzt wurden. Durch fokok und Kanäle wurden diese Becken mit anderen Gewässern verbunden, so dass die unter optimalen Bedingungen heran­­wachsende Fischbrut einen Weg zurück zum Fluss fand. Es genügte jedoch nicht, fok und Kanal zu graben. Man musste diese Einrichtungen ständig erneuern, von Treibgut und Ablagerungen säubern. Die Kanäle wurden zwischen Uferrücken und höher gelegenem Terrain geleitet, aber auch durch sumpfige Wiesen und Schilfrohrgürtel, so dass sie als Verkehrswege Verwendung finden konnten. (Bis heute werden solche ehemaligen Kanäle csónak-út, zu deutsch „Kahnweg” genannt.) Daneben wurden auch mehrere Kilometer lange Kanäle gebaut, die das Passieren von pferdegezogenen Schiffen erlaubten und eine ganze Reihe von fokok mit Wasser versorgten. Solche grossen Einrichtungen waren natürlich im Besitz eines Gutsherrn. Sie wurden in oft jahrelanger Arbeit von dessen Leibeigenen gebaut. Im Jahre 1497 schrieb der Erzbischof Péter Váradi in einem Brief, er sei dem Wunsch seiner sich gegen ihn auflehnenden Unter­tanen nachgekommen und habe so einen Kanal bauen lassen, der den Mas­­tonga-Fluss mit der Donau verbinde und seine Burg Bács mit frischem Wasser versorge. Der Erzbischof verglich die bei diesem Kanalbau geleistete Arbeit mit den Taten des Xerxes und des Hannibal, und er berichtete weiter, von welch grossem Vorteil dieser Kanal für die Fischerei sei. Kleinere Mulden und Teiche manchmal auch künstliche Teiche, wurden mit kleineren fokok und Kanälen versorgt, die ihr Wasser aus grösseren Teichen oder Kanälen bezogen. Diese kleinen Einrichtungen wurden von den Bauern selbst gegraben und erhielten ihre Namen von ihren Erbauern. Nach traditionellem Recht (jure prima occupationis) befanden sich in der Nähe dieser von Bauern gebauten Kanäle und fokok auch die Wiesen, Obstbäume und Pferche jener Bauern. Auf alten, handgefertigten Landkarten kann man erkennen, dass die unmittelbar neben einem Fluss und tiefer gelegenen Landflächen immer von unten mit Wasser gefüllt wurden. Das heisst, dass das fok immer am tiefesten Punkt des Überschwemmungsgebietes und donauabwärts gegraben wurde. Wenn die Flut kam, bewegte sich das Wasser im Inundationsgebiet in zum 61

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