Bárth János: Úz-völgyi magyarok (Kecskemét, 2004.)
NÉMET KIVONAT
János Bárth Ungarn im Úztal (Auszug) In der Mitte des heutigen Rumäniens, am östlichen Rand des Grossungarns, zwischen den ostszeklerischen Dörfern und Moldau erstreckt sich der 30-40 Km breite Gebirgszug der östlichen Karpaten, welche einst über Jahrhunderte die Bewohner der Szeklerdörfer als Alm besassen. In der Nähe des Dorfes Csíkszentmárton (Sínmartin), am Berg namens Rugát entspringt der Bach Úz, der Richtung Moldau durch die Berge fliesst. Im Band verstehen wir unter Úztal das Einzugsgebiet des Baches. Über Jahrhunderte besassen und benutzten die Bewohner von Csíkszentmárton (Ciucsîngeorgiu) die riesigen Wälder, Grasländer und Weiden des Úztales (Valea Uzului). Im 20.Jahrhundert verkauften viele von ihnen ihre weitliegenden Almen. Die Käufer kamen vom Norden, aus der Region Gyimes, deren ungarische Bevölkerung bereits mit Überbevölkerungsproblemen kämpfte. Sie bauten Häuser und Speicher auf den erworbenen Weiden und wurden dort sesshaft. So entstand die Streusiedlung des Úztales, wo es Anfang des 21 Jahrhunderts in etwa 100 Einzelhöfen etwas mehr als 300 Menschen leben. Die Einwohner des Úztales sprechen Ungarisch. Rumänisch können sie nur soviel, wie sie in der Schule und bei der Militär gelernt haben. Sie nennen sich selber - ähnlich zu ihren im Gyimes gebliebenen Verwandten -csángó. Damit unterschieden sie sich von den ebenso Ungarisch sprechenden Szekler-(székely) Bewohnern der historischen Dörfern. Sie unterscheiden sich auch von den Ungarn in Moldau, welche man auch als csángó bezeichnet. Der Grund dieser Unterschiede ist in den kulturellen Eigentümlichkeiten zu suchen. Das zentrale Thema des Bandes ist die Gesamtheit der auf ungarisch als tanya (Einzelhof) bezeichneten Siedlungseinheiten, also das Einzelhofsystem. Die grosse Mehrheit der Einzelhöfe im Úztal stehen in den Bachtälern. Ein kleinerer Teil von ihnen befinden sich an den Berghängen, auf der Hochebene. In den Bachtälern ist teilweise nur wenig Platz, deshalb ist es hier über die Jahrzehnten hinweg mit dem Bevölkerungswachstum immer enger geworden. Es kommt vor, dass sich die Einzelhöfe des tiefen Bachtales zu einer "leichtbesiedelten Kette" zusammenfügen. Die Einzelhöfe bestehen aus zwei Teilen: 1. Aus dem Hof der Bewohner, dem Haushof und 2. aus dem Hof der Tiere, dem Scheunenhof. Die beiden sind durch einen Zaun getrennt. Wenn man am Haupttor reinkommt, gelangt man zuerst in den Hof der Tiere, hier durchlaufend kann man zum Hof der Bewohner und zum Wohnhaus kommen. Diese alte Siedlungsweise war in Ost-Mittel-Europa einst sehr verbreitet. Im 21.Jahrhundert treffen wir sie nur noch in den Bergsiedlungen in Siebenbürgen an. Die Bewohner des Úztales führen auf Heukultur, Heuanbau und Rinderhaltung basierte Milchwirtschaft. Ungefähr so, wie die Almhütten des als Alpwirtschaft bezeichneten Wirtschaftssystems in Österreich, in der Schweiz und in Süd-Deutschland. Während aber die Agrarpolitik im 20.Jahrhundert die Alpenhöfe unterstützte und sie zu Wirtschaftsstellen entwickelte, die mit hoher Infrastruktur auf Weltniveau produzierten, vergass die hiesige Agrarpolitik die Einzelhöfe des Úztales. So produzieren ihre Einwohner ohne Maschinen, mit traditionellen Methoden, sie können ihre Produkte nur schwer verkaufen und leben auf einem niedrigen Lebensniveau.