H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

einzelter Perlen und schreibt diesen Brauch ebenfalls einem abergläubischen Hintergrund zu.853 István Bo­na zieht aufgrund einer umfangreicheren Material­sammlung in Zweifel, daß die vornehmen, mit Waf­fen ausgestatteten Männer diese wenigen - pro Grab meist ein bis drei - Perlen um den Hals getragen haben sollen.854 Ausgehend von ihrer im Grab beob­achteten Lage in der Umgebung des Halses bzw. Körpers ist er der Ansicht, daß sie erst anläßlich der Bestattung ins Grab gelangt sind. Bei der Ergänzung seiner Zusammenstellung versuchen wir, aufgrund der vorhandenen Daten und Lage der Perlen in den Gräbern, den Hintergrund dieses Brauches näher zu beleuchten. Die Parallelen wurden von uns entspre­chend der Angaben kategorisiert, an welcher Stelle des Grabes die Perlen zum Vorschein kamen. Auf die ungewohnte Erscheinung wurden nicht nur die Ausgräber aufmerksam. Gyula László hatte mit Nachdruck betont, daß der „Fürst von Bocsa zwei Bernsteinperlen um seinen Hals getragen hat".855 Der Durchmesser der einen ist 1,7 cm, der anderen aber 2,0 cm. Diese Perlen sind auch als Schmuck nicht zu verachten, und so kann mangels Beobachtungen zurecht angenommen werden, daß sie am Hals getra­gen wurden. Aus einem Männergrab kam neben Kunbábony und Bocsa bisher allein im Grab 3. des Gräberfeldes Kunpeszér-Felsőpeszéri ut, - dem Grab eines mit goldbeschlagenem Schwert, silberbeschla­genem Schwert — und Köchergürtel sowie Goldohrge­hänge Bestatteten - eine Bernsteinperle zum Vor­schein.856 Die runde Bernsteinperle fand sich an der linksseitigen Beckenschaufel in Begleitung einer dem Exemplar von Kunbábony ähnlichen Pasteperle. Be­malte und Augen-Pasteperlen bzw. weniger typische Perlenformen sind in unseren Gräbern aus dem 7. Jh. schon wesentlich häufiger anzutreffen. Die bemalte Perle des Grabfundes von Kecske- mét-Sallai utca ist auch in dieser Hinsicht mit der Perle aus Grab 3 von Kunpeszér verwandt: sie kam an der rechtsseitigen Beckenschaufel zum Vorschein und wurde aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso in der Tasche aufbewahrt, wie die mit ihr zusammen gefundenen, als Rohmaterial zusammengeknüllten Fragmente einer Silberriemenzunge und das Feuer­zeug.857 Angesichts der Reihenfolge der Funde scheint es, daß auch in Grab 60 des Gräberfeldes Környe zwei Augenperlen gefunden wurden, die ne­ben dem rechten Oberschenkelknochen in der Nähe 853. CARAM: 1972, 171. 854. BÓNA: 1979, 27-28. 855. LÁSZLÓ: 1955, 231, Taf. XXXV-XXXVI. 22-23. 856. H. TÓTH. 1980. (Manuskript) 857. H. TÓTH: 1980, 147, Abb. 8.3, dsgl. 1981, 24-26, Abb. 5.3. eines Feuerstahls und Feuersteins lagen, also eben­falls in der Tasche aufbewahrt worden sind.858 Aus dem frühawarenzeitlichen Grab Nr. 44 des Gräberfel­des Előszállás-Öreghegy kam gleichfalls in der Umge­bung der Hüfte eine Perle zum Vorschein,859 in Gesell­schaft einer beinernen Schnalle, eines Feuersteins und Eisenfragmenten-vermutlich ein Feuerzeug. Um eine solche handelt es sich wohl auch im Falle der grünen Glasperle, die in Grab 16 eines Mannes mit gepreßtem Blechgürtel des Gräberfeldes Jánoshida gefunden wurde.850 ln Grab 67 eines Mannes mit ärmlichen Beigaben des Gräberfeldes Szentes-Kaján lag neben dem am linken Oberschenkelgelenk ge­fundenen Eisenhaken eine kleine, runde, zerdrückte Perle,861 die in der an der linken Seite getragenen Tasche des unbewaffneten Mannes — er hatte insge­samt nur zwei Messer — gewesen sein könnte. Im Grab 25. des frühawarischen Gräberfeldes Mór fand man am rechten Handrücken Feuerstahl, Feuer­stein und eine auf schwarzem Grund weißbemalte Perle, über der rechten Schulter aber eine auf wei­ßem Grund grün und rot bemalte Perle.862 Sicherlich hat sich also die eine in der Tasche befunden, die andere wurde vermutlich am Hals getragen. Aus der Umgebung des Halses kam eine auf wein­rotem Untergrund mit gelblichroten Streifen bemalte und blaukörnig verzierte Perle im Gräberfeld Jánoshi­da zum Vorschein, und zwar im Grab 26 eines Man­nes, dem ein Gürtel mit schildförmigen gepreßten Beschlägen beigegeben war.863 Über die bemalte run­de Perle aus Grab 12 eines vornehmen bewaffneten Mannes des Gräberfeldes Várpalota-Unio—Homokbá­nya wissen wir — da sie in der Fundbeschreibung nicht aufgeführt war - nur soviel, daß sie auf der ursprüng­lichen, nicht publizierten Grabskizze an der rechten Seite des Schädels sichtbar ist,854 sie muß offensicht­lich am Hals getragen worden sein. Im Grab 2. des Gräberfeldes Kiszombor „O" lag eine irisierende, wei­ße Glaspasteperle auf dem Hals des Skeletts.865 In dem Grab kamen ein einscheidiges Schwert mit „P"'- Halterung und unter anderem eine Phokas-Münze sowie ein Ohrgehänge mit Silberring und Goldkugel­anhänger zum Vorschein. Eine rot-weiß-blaue Au­genperle fand man in Grab 8 von Mokrin unter dem Kinn.866 Unter den Funden des Grabes waren unter anderem: der Knüpfer eines Silberohrgehängerings, 858. SALAMON—ERDÉLYI: 1971, 19, Taf. II. 11-12. 859. MAROSI-FETTICH: 1936, 31, Abb. 9. 860. ERDÉLYI: 1958, Taf. X. 7. 861. KOREK: 1943, 71, Taf. XIX. 10, IV. 862. TÖRÖK: 1954, 58, Taf. XI. 6, 16. 863. ERDÉLYI: 1958, Taf. X. 7. 864. BÓNA: 1956, 189, Taf. XXXI. 25. 865. CSALLÁNY: 1939, Taf. III. 3. 866. CSALLÁNY: 1966-67, 61-62, Taf. I. 203

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