H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

ner Gruppe unserer gegossenen Riemenzungen mit Tiergestalt-Ranken, wie sie in dem Streufund von Dunapentele zu finden sind.505 Im Rahmen der Behandlung des goldbeschlagenen Köchers können wir jedoch auch die Frage nicht umgehen, an was für einem Gürtel dieser Köcher gehangen haben könnte bzw. was für Gürtel und Köcher die Awaren im 7. Jh. überhaupt getragen haben. Auf einen bedeutenden Teil unserer frühawari- schen Köcher können wir nur aufgrund der in den Gräbern gefundenen und zu einem Haufen zusam­mengerosteten Pfeilspitzen schlußfolgern. Zusam­men mit den Pfeilspitzen und Bogenversteifungen kamen häufig auch gepreßte, aus Silber oder versil­bertem Blech gefertigte, mit Kugelreihen gerahmten, Rosetten-verzierte Gürtelbeschläge vor, daß sie von fast allen Forschern für die Gürtelbeschläge der Pfeil­köcher gehalten wurden — bzw. warf man auch die Möglichkeit ihrer Verwendung als Köcherzierrat auf.506 Früher hielt man sie noch für Beschläge des Schwertgürtels oder Verzierungen des Bogenbehäl­ters.507 Mit diesen wurde der Verstorbene nicht um­gürtet, man plazierte sie lediglich abwechselnd an seiner rechten oder linken Seite bzw. zusammen mit dem Bogen über ihm.508 Unter den seither erschlosse­nen Gräberfeldern bestätigen dies unter anderem auch die ungestörten, gut beobachteten und doku­mentierten Männergräber mit Gürtel, Schwert und Köcher des frühawarenzeitlichen Gräberfeldes Kunpeszér-Felsőpeszéri út.509 Tatsächlich kennen wir aus den in mehr als 30 Gräbern zum Vorschein gekommenen rosettenver­zierten Gürtelbeschlag-Ensembles auch Pfeilspitzen, dazwischenverrostete Köcheraufhänger, beinerne Bo­genversteifungen,510 usw. Im Gegensatz dazu wissen wir nur von einigen wenigen Gräbern, aus denen zwar ein oder mehrere Rosetten-Gürtelbeschläge zum Vorschein kamen, in denen sich aber sonst kleinerlei Ausrüstungsgegenstände eines Bogen­schützen befanden, oder zumindest wissen wir nichts 505. MAROSI-FETTICH: 1936, Taf. VIII. 46. 506. TÖRÖK: 1954, 59. Abb. 3. BÓNA: 1956, 189. KOVRIG: 1957, 129. SALAMON-ERDÉLYI: 1971, 52-54. 507. CSALLÁNY: 1939, 129. MITSCHA-MÄRCHEIM: 1949, 126-128, Abb. 2. 508. BÓNA: 1979, 29. 509. H. TÓTH: 1987 (Manuskript) 510. Csengele: Grab 1; Gátér: Grab 212; Győr: Grab 106, 324; Hajdüdorog: Grab 1; Kiskörös-Város alatt: Crab 9; Környe: Gräber 23, 24, 60, 75, 78, 99, 103, 109, 149; Kunpeszér-Felsó­peszéri út:Gräber 3, 6,8, 9, 27;Mór:Grab 25;Tárnáméra:Grab 1; Törökbálint: Grab 2; Üllő: Grab 257; Várpalota: Unió: Grab 12; Linz-Zizlau: Grab 74. darüber.511 Und so könnte man auch sagen, daß der behandelte Rosettentypus - der sich aufgrund der großen Anzahl Funde in Környe genau definieren und in vier Gruppen einteilen ließ512 - schon aufgrund seines Vorkommens mit 90prozentiger Wahrschein­lichkeit von einem Pfeilköcher stammt. Überra­schend ist hingegen, daß wir aus dem bisher publi­zierten Material die zusammen mit rosettenverzier­ten Gürtelbeschlägen zum Vorschein gekommen Knochenschnitzereien als Schmuck der Köcheröff­nung lediglich von zwei Fundorten her kennen; aus Grab 1 in Zsämbok513 sowie aus den Gräbern 21 und 24 von Mór-Akasztódomb.514 Sowohl hinsichtlich dieser, an den Anfang des 7. Jh. datierten Gräber, als auch im Hinblick auf die Datierung der knochenversteiften Köcher scheint un­sere Forschung keine einheitliche Meinung zu vertre­ten. Ilona Kovrig, die sich mit den Funden von Csen­gőd befaßt hat, bestimmte sie bei der Zusammenstel­lung der bekannten Parallelen — davon ausgehend, daß sie immer in der Nähe von Pfeilspitzen liegen - als Verzierungen von Pfeilköchern.515 Das Alter der Gräber dieses Gräberfeldes setzt sie aufgrund der gepreßten Beschläge und des Bogens mittlerer Breite in die Mitte des 7. Jh. als spätesten Zeitpunkt an, da eine spätere Datierung „das mit Zahnschnitt verzierte Armband aus Grab 8 unwahrscheinlich macht".516 Zwischenzeitlich wurde zur Gewißheit, daß wir mit zahnschnittverzierten Funden auch im letzten Drittel des 7. Jh. rechnen müssen, ja unsere Forschung un­ternahm sogar den Versuch, die Zahnornamentik vom Beginn des Jahrhunderts und von dessen zweiter Hälfte zu trennen.517 Eine feinchronologische Einord­nung ließe sich im Falle des publizierten Armband­fragments schwer durchführen heute jedoch würden wir die Knochenbeschläge des Bogens mit sich ver­breiternden Enden keinesfalls mehr in die erste Hälfte des Jahrhunderts datieren. Die Erklärung dieser Knochenplatten als Verzie­rung von Köcheröffnungen wurde auch bei den aut­hentischen Grabungsbeobachtungen an den Grä­511. KOVRIG: 1963, 13, Taf. III. 44-49. SALAMON-ERDÉLYI: 1971, Taf. 6, 27-37. BAK AY: 1973, 65. TÖRÖK 1975 c, 317, Abb. 2. 512. SALAMON-ERDÉLYI: 1971, 52-54. 513. GARAM: 1983, 143, Abb. 3.5. 514. TÖRÖK: 1954, 55-56, Abb. 5, Taf. XII. 23. 515. KOVRIG: 1946/48, 341-343, Abb. 2-3. Kiskőrös „A"; Szentmár- tonkáta; Győr: Gräber 324, 757, 160, 705; Mosonszentjános: Grab 63; Kiskórös-Cebe: Grab 6; Dunapentele: Crab 7. Nán­dor Fettich erwähnt diese Funde als Beispiele für die Beziehun­gen der beingeschnitzten und zahngemusterten Verzierun­gen. MAROSI-FETTICH: 1936, 51. 516. KOVRIC: 1946-48, 344. 517. BÓNA: 1982-83, 120. 157

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