H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

Vorwort

der Ausstellung „Das Volk der Khagane” — im Rahmen einer erfolgreichen Fachkonferenz — in Kecskemét und anschließend in Szeged präsentierten. All das erwies sich als gute Grundlage für die erweiterte und überarbeitete repräsentative Ausstellung „Awaren in Europa”, mit der der Fund 1985 in Moskau, danach in Frankfurt am Main, Nürnberg, Paris (1986), anschlie­ßend in Wien und Budapest zu Gast war (Awaren in Europa 1986). Und seit März 1987 ist er Bestandteil der archäologischen Ausstellung des Kecskeméter Katona-József-Museums (in: Horváth-H. Tóth-V. Szé­kely - 1988). In Kenntnis des Fundes von Kunbäbony zeichnete sich allerdings auch schärfer ab, was alles die bisheri­ge awarische Forschung noch schuldig war, und so­mit wirkte sich seine Entdeckung unbestreitbar als Anreiz, Stimulierung darauf aus, diese Schulden zu begleichen. So konnte István Béna in seiner anläßlich der awarenzeitlichen Konferenz von Kecskemét vor­gestellten und später weiterentwickelten Studie die leider auch heute gültige Feststellung treffen, daß es „nicht zu einer kritischen Veröffentlichung der in den Jahren zwischen 1832 und 1910 ins Museum gelang­ten großen awarischen Funde gekommen ist" (Béna: 1982—83). In seiner Arbeit war er den Möglichkeiten entsprechend bemüht, die zwischenzeitlich wegen der verschiedensten Ausstellungen durcheinander gebrachten Funde zu sortieren und unternahm den Versuch, Grabkomplexe zu rekonstruieren. In diesem Zusammenhang machte er darauf aufmerksam, daß der Fund von Pusztatóti, „obwohl sich die Forschung mit seinen Fundumständen und Gegenständen mehr befaßt hat als mit anderen awarischen Funden, ent­gegen der allgemein verbreiteten Auffassung bis zum heutigen Tage nicht publiziert ist”. Zwar schloß man seither die Aufarbeitung unserer fürstlichen Goldfun­de und ihres Begleitmaterials des Ungarischen Natio­nalmuseums ab, doch ist sie noch immer nicht zu­gänglich, ebenso wie zahlreiche andere auf ihre Her­ausgabe, ihr Erscheinen wartende bedeutende Wer­ke. Im 1984 erschienenen Band der Geschichte Un­garns gibt István Bóna eine zusammenfassende Dars­tellung des einheimischen Awarentums, in welcher er den Khagan von Kunbábony als den Enkel Bajans, des lange Zeit herrschenden Fürsten der bis 670 reichenden frühawarischen Epoche erwähnt. Seine Zusammenfassung basiert auf der modernen Aus­wertung des bis in die 70er Jahre bekannt geworde­nen archäologischen Fundmaterials, die er im Rah­men seiner Dissertation vornahm und die zwar nicht publiziert wurde, in Manuskriptform jedoch ähnlich wie seine anderen Arbeiten Einfluß auf die einheimi­sche Forschung hatte (Bona: 1972). Der Mangel an vollständigen Fundpublikationen ist für die verwandten Funde vom Gebiet der Sowjetu­nion leider kennzeichnend, doch sind einzelne, zwi­schenzeitlich erschienene Fundberichte für die Be- wertbarkeit dieses Fundkreises von entscheidender Bedeutung (Lwowa—Semenow:1985, Marschak:1986, Semenow: 1986-1990). István Erdélyi konnte mit sei­ner Arbeit „Awarentum und Osten im Spiegel der archäologischen Quellen” (Erdélyi: 1982) die fehlen­den Grundlagenpublikationen zwar nicht ersetzen, trug damit aber zur besseren Orientierung in diesem Fundmaterial bei. Und erweitert wurde dieser Kreis durch die in das neuere Fundgut der Steppen einge­bettete, vor kurzem erschienene Zusammenfassung von Csanád Bálint (Bálint: 1989). Auch in bezug auf die Beurteilung anderer Fragen unserer Awarenzeit und des mit ihr verwandten Fundkreises brachte unser Fund Bewegung in die Erforschung der Periode, um nur einige dieser Arbei­ten auszugsweise zu erwähnen. Darunter waren nicht wenige Werke, die nach Abschluß des Manu­skripts, an dem wir in den 80er Jahren ununterbrochen schrieben, publiziert wurden, und deshalb notwendi­gerweise erst nachträglich in unsere 1990 endgültig vollendete Arbeit einfließen konnten. Csanád Bálint, der sich mit den Schwertern mit „P”-Halterung und der Rolle der vom historischen Gesichtspunkt bisher nur wenig gewürdigten granulierten Beschläge befaß­te, gelangte zu der Schlußfolgerung:die Verwendung der Schwerter mit „P"-Aufhängung brach bei den Awaren des Karpatenbeckens gegen 670 ab (Bálint: 1978). Die archäologische Hinterlassenschaft der mit- telawarischen Epoche genauer umreißend und die awarischen sowie zeitgenössischen Fürstenfunde aus Südrußland vergleichend stellt Éva Garam fest, „die Hinterlassenschaften des Kreises von Tótipuszta und von Bocsa unterscheiden sich streng voneinander, Bindeglieder finden wir nur wenige” (Garam: 1976). Im Anhang zu ihrer Studie sagt sie allerdings, „die beiden obigen Fundgruppen stehen einander zeitlich sehr nahe, so daß das ... Vorkommen ähnlicher Metallge­fäße kein Zufall ist.” Eine ihrer wichtigen Feststellun­gen ist noch, daß der Pseudoschnallen-Gürtel, das Schwert, der Köcher, das Trinkhorn usw. des Fürsten von Maloje Prescepino, der unserem Fund am näch­sten steht, in gleicher Weise auf awarischen Ursprung verweisen. Joachim Werner identifizierte in seiner Arbeit diesen Fund mit dem Grab des bulgarischen Khagans Kuvrat und datierte dessen Bestattung in die Jahre um 650 (Werner: 1984). In Verbindung mit der Aufarbeitung des fürstlichen Goldschwertfundes von Nagykörös erklärt L. Simon das Fehlen der als Toteno­bolusse zu betrachtenden Münzen oder ihrer Blech­imitationen in den Gräbern von Kecel, Bocsa und Kunbábony mit abweichenden Bestattungsbräuchen. Deshalb hält er es nicht für erforderlich, die fürstli­chen Gürtel mit Gold-Pseudoschnallen in den Zeit­8

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