H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

Bernsteinperlen finden sich auch unter den abge­lieferten Funden des Gräberfeldes Nagyharsány, zu denen noch eine silberne Scheibenfibel, Teile einer Bulle usw. gehören.891 Aus Grab 16 des vom Ende des 7. Jh. stammenden awarischen Gräberfeldes Szabad- szállás-Batthyány út kam auch eine durchbohrte amorphe Bernsteinperle zum Vorschein, in Beglei­tung eines Eisenmessers, Spinwirtel und scheiben­gefertigten grauen Tongefäßes, und aus benachbar­ten Gräbern kennen wir auch Gürtelbeschläge mit Greifenornamentik.892 Und schließlich, aber nicht letztendlich finden wir in dem von einem gläsernes Trinkhorn und einem Glas mit Standring gekenn­zeichneten Frauengrab Nr. 47 des Gräberfeldes Kiskö­re in der Reihe der karneol-, bzw. blauen, grünen und farblosen Glasperlen ebenfalls einen Bernsteinperle.893 Im Zusammenhang mit den awarenzeitlichen Bernsteinfunden können wir also — obwohl unsere Materialsammlung nur einen Auszug darstellt - fest­stellen, daß diese im nordöstlichen bzw. südöstlichen Winkel Transdanubiens, im Zentrum des Gebiets zwi­schen Donau und Theiß, in der Umgebung von Sze­ged und an einzelnen Fundorten vom gegenüberlie­genden Ufer der Theiß Vorkommen. Das entspricht praktisch der fürstlichen Residenz im Zwischen­stromgebiet von Donau und Theiß sowie den Sied­lungsgebieten der einstigen germanischen Völker wie Langobarden und Gépidén in Transdanubien und der Tiefebene894 ARMREIFEN-PAAR (Kat. 25-26.) Zu unserem Fund gehört ein Paar aus breitem Band gefertigter, dreizeilig gerippt verzierter Bandarmreifen mit Scharnierverschluß. Ihr Ursprung wird ohne je­den Zweifel von den ähnlich ausgeführten, aber an­ders verzierten, etwas schmaleren Bronzearmbän­dern des Gräberfeldes Keszthely bestätigt.895 Die Be­nutzung solcher Bänder läßt sich bis zum Ende des 7. Jh. beobachten, wie z. B. das Grab 5. des an der Grenze zu Kaposvár erschlossenen awarischen Grä­berfeldes beweist896 (Fundort Nr. 33). Während der dreiteilige Scharnierverschluß dieser Armreifen mit dem des Paares aus Kunbábony vollständig identisch ist - deren Enden man mit einem im Scharnier einge­891. PAPP: 1963, 116. 892. H. TÓTH: 1990 893. GAR AM: 1979, Taf. 12, 1. 894. BÓNA: 1974, 28-29. 895. HAMPEL: 1905, Bd. II. 170-171, Taf. 143, 8. FETTICH: 1951, Taf. XXXVII. 68-74. 896. BÁRDOS: 1978, 47. schobenen schlechten Silberstift befestigt hatte—, ist das aus glattem Bronzeblechband gefertigte Arm­band mit aufeinander genieteten Enden aus dem Fund von Szeged-Öthalom897 sowie das gegossene Bronzearmband mit offenen, abgerundeten Enden des spätawarischen Gräberfeldes Ordas898 nur sehr entfernt mit diesen verwandt. Abb. 83 1. Kaposvár (Bárdos) Unter den Fürstenfunden aus Südrußland läßt sich nur das Paar Bandarmreifen mit grob gearbeiteten Fassungen des Fundes von Maloje Perescepino mit den Stücken von Kunbábony in eine annähernde Beziehung setzen.899 Zum Teil ähnelt diesen die Ver­zierung des an ihren Rändern verlaufenden, längsge­rippten Bandes, teilweise der Scharnier-Stift—Ver­schluß.900 Der die beiden Enden des Armreifens ver­bindende, rechteckige Beschlag mit kugelgerahmtem Zellwerk und Smaragdeinlagen sowie die Reihe der Fassungen, die sich über den ganzen Umkreis der Armbänder erstrecken, sind stark abweichend und erinnern an byzantinische Vorbilder, was sich im Falle unserer Armbänder von Kunbábony nur im übertra­genen Sinne so betrachten läßt. Für beachtenswert halten wir es, daß sowohl die Blecharmbänder von Maloje Perescepino, als auch das meisterhaft gear­beitete Armreifenpaar byzantinischer Fertigung mit Scharnierschraubverschluß und eingravierten Stein­einlagen von ihren Maßen her auf eine Männerhand hindeuten, wobei eines für eine stärkere, das andere für eine schwächere Hand gearbeitet worden wäre. 897. HAMPEL: 1905, Bd. I. 415, Fig. 1171. 898. TERGINA: 1880, 336-340. NAGY: 1891, 117, 120. HAMPEL: 1905, Bd. I. 101, Taf. 79, 8. 899. BOBRINSKE 1914, Taf. XE 32-33. 900. WERNER: 1984, 18-19, Taf. 23. 1-2. 206

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