H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

Stück deuten auf den Typ mit stark gestreckter Spitze und kaum gewölbten, schmalen Flügeln hin. Die ähnlich große Zahl an Pfeilspitzen (25. St.) des Fundes von Bocsa ist zum Großteil dem selben Typus zuzurechnen, obwohl ihre Beurteilung auf der Grund­lage der stark verkleinerten Abbildungen in der Publi­kation schwierig ist.569 Und doch ist es möglich, daß sich auch Exemplare mit gekappter spitze darunter befinden. In ihren Proportionen, Abmessungen lassen sie sich zu den Pfeilspitzen (11. St.) des Führergrabes von Kecel in Beziehung setzen,570 obwohl sich an deren Flügelrändern auch eine blattförmige Abrun­dung oder fallweise eine gelappte Einwölbung erah­nen läßt. Es ist eine bedauerliche Tatsache, daß uns aus den weiteren bedeutendsten awarischen Fürstenfunden keine Pfeilspitzen erhalten blieben. So bleibt uns nur der Versuch, die Spur des Vorkommens unseres Pfeil­spitzentypus mit schmaler, stumpfwinkliger Flügel­spitze in den als altersbestimmend zu betrachtenden Gräberkomplexen - ohne Anspruch auf Vollständig­keit - weiter zu verfolgen. Solche lassen sich neben den Typen mit gekappter Spitze und Dreieckform u.a. beispielsweise im Grab 125. des Gräberfeldes Jutás571 sowie im Grab 212. des Gräberfeldes Gátér572 vermu­ten. Den behandelten nahestehende Pfeilspitzen­typen können sich in Grab 5 des Gräberfeldes Tárná­méra,573 in den Gräbern 20, 54 des Fundortes Pécs— Köztemető574 und in Grab V des Gräberfeldes Kiskö­rös-Vágóhídi dűlő575 befunden haben. Im Fund von Igar576 und im I. Grab von Dunapentele577 können wir ihr Vorkommen nur vermuten, doch im Falle des Grabes von Szeged-Átokháza sind wir dessen voll­ständig sicher.578 Am häufigsten sind die mit unserem Fund ver­wandten Pfeilspitzen unter den Funden des Gräber­feldes Alattyän vertreten. Von den 13 Gräbern mit Pfeilspitzenbeigaben der 2. Gräbergruppe müssen sich in zehn (3, 37, 73, 77, 102, 115, 448, 472, 564, 607)579 aufgrund der Abbildungen nach dem Typ gut zu dem Fund von Kunbäbony passende Pfeilspitzen 569. LÁSZLÓ: 1955, Taf. XLVI. 9. 570. LÁSZLÓ: 1955, Taf. Uli. 24. a-p. 571. RHÉ-FETTICH: 1931, 23, 26, Taf. IV. 27. 572. KADA: 1906, 214. 573. SZABÓ, J. GY.: 1965, 63, Taf. IV. c. 18. 574. KISS: 1977, Taf. XXXIV. 20. 1, XL. 54.6. 575. LÁSZLÓ: 1955, Taf. IV. 27-29. 576. FETTICH: 1929, Taf. VIII. 5-8. FÜLÖP: 1988, 161, Abb. 8.8 577. MAROSI-FETTICH: 1936, Taf. I. 7. HEKLER: 1909, 97-105. BÓNA: 1982-1983, 120-124. 578. CSALLÁNY: 1940, Taf. LXXV. 14-15. 579. KOVRIG: 1963, Taf. I. 30, II. 32, VI. 13, IX., 25-26, XI. 7-8, XXIX. 43, XXXI. 51, XXXVI. 45, XXXIX. 6. befunden haben. Der Publikation zufolge sind sie 2,2 cm breit und 9,0 bis 10,0 cm lang. Sie zeigen nicht die breitblättrige Form der Frühawarenzeit, sondern die schmalere gestreckte Form, die von der Mitte des 7. Jh. an in den awarischen Funden scheinbar das Übergewicht erlangt. Zum Großteil ähnliche Pfeilspit­zen kamen aus den Gräbern des Gräberfeldes Kisköre zum Vorschein.580 Die Beurteilung der in den Gräbern gefundenen Zahl an Pfeilspitzen durch unsere Forschung ist ver­schieden, je nachdem aus welchem Abschnitt der Awarenzeit die Gräber stammen, mit denen sich die Forscher befassen. Eine unbestreitbare Tatsache ist, daß die jeweils 25 Pfeilspitzen der Fürstengräber von Bocsa und Kunbäbony, die 12 vom Fundort Budaka- läsz-Dunapart, Grab 14, und Öcsöd, Grab 96/a, die 11 St. aus Kecel und Grab 1 von Csengele, die 10 St. aus Grabes 71 von Környe, die jeweils 9 Pfeilspitzen der Fundorte Kecskemét-Sallai u. und Környe, Grab 18, die 10 St. aus Grab 8 von Szárazd, ferner die jeweils 8 Pfeilspitzen aus den Gräbern 23, 78,109 von Környe und Grab II des Gräberfeldes Rúzsa ihre Träger voneinander unterscheiden. Ebenso typisch sind die jeweils 7 Pfeilspitzen aus den Gräbern 3, 6, 8, 9 und 27 des Gräberfeldes Kunpeszér—Felsőpeszéri út. sowie aus Grab 60 des Gräberfeldes Környe usw. (siehe Tabelle,). An dieser Tatsache ändert sich auch da­durch nichts, daß in den Gräbern mit bescheideneren Beigaben ebenfalls Pfeilspitzen Vorkommen, was le­diglich bestätigt, daß die in den Gräbern von Gräber­feldern des Gemeinvolkes der unterschiedlichen Zeit­räume der Awarenzeit bzw. der verschiedenen Ge­meinschaften gefundenen Pfeilspitzen sich nicht mit ein und demselben Maße messen lassen.581 Es scheint also, daß die Mitglieder der frühawarenzeitlichen Führungsschicht gleichtzeitig auch berufsmäßige Waffenträger gewesen sind, ebenso wie der Khagan von Kunbäbony, bevor er in sein Amt eingesetzt wurde.582 In der Spätawarenzeit bildete sich allerdings eine vermögende Mittelschicht heraus, die nicht so sehr eine militärische, als eher eine Führungsrolle spielte, und gleichzeitig damit verlor die Schicht der freien Waffenträger an Bedeutung.583 580. GARAM: 1979. 581. SZENTPÉTERI: 1987. Manuskript. 582. Nach Auffassung Péter Tomkas wurde der mit mindestens 25 Pfeilen gefüllte Köcher dem Khagan-Grab für den Weg ins Jenseits beigelegt. Seine aus den Quellen gezogene Schlußfol­gerung ist, daß die awarischen Herrscher höchstens als Heer­führer an den Kriegszügen teilnahmen. Im folgenden versu­chen wir jedoch darauf hinzudeuten, daß ausgehend von einzelnen anthropologischen Anzeichen und Begleitfunden der Bestattete vor Übernahme der fürstlichen Würden wahr­scheinlich an den Kämpfen seines Volkes teilgenommen hat. 583. HORVÁTH-H. TÓTH-V. SZÉKELY: 1988. 54. SZENTPÉTERI: 1987. Manuskript. 162

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