H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

Schlußfolgerung, daß „der Gürtelzierrat mit gewölb­ten Seiten und Granulationsverzierungen, die doppelt schildförmigen, gepreßten Beschläge, Riemenzungen und der Fundkreis der Gürtel mit goldenen Pseudo­schnallen zeitlich einander sehr nahestehen". In ihren späteren Arbeiten modifiziert sie diesen Gedanken­gang teilweise.484 Die Funde von Hajdúszoboszló und Tolna-Némedi verlegt sie in die erste Periode der Frühawarenzeit und datiert damit die Fertigung der granuliert verzierten Funde des Karpatenbeckens in die erste Hälfte des 7. Jh. Die Anfertigung des ver­wandten Gürtels von Madara setzt sie unter Bezug­nahme auf N. Fettich - der der Ansicht war, daß „dieser nicht weit vom Ende des 6. Jh., eventuell von der ersten Hälfte des 7. Jh. entfernt sein dürfte" - auf die Wende vom 6. zum 7. Jh. an.485 Unserer Einschät­zung nach kommt deren Fertigungszeit Nándor Fet­tich mit seiner ursprünglichen Formulierung näher. „P"-FÖRMIGE TASCHENBESCHLÄGE MIT GRANU­LIERTER VERNIETUNG (Kat. 40a-b) Dieses Beschlagpaar (Abb. 64.1.), dessen gegeneinan­der gewandte, geradlinige, offene Ränder schmaler, dicht gekerbter Golddraht umrahmte, ist nur durch die am unteren, schmaleren Ende befindlichen Fas­sungen mit Kugelreihenrahmen mit den bisher be­handelten Riemenzungen und Beschlägen zu ver­knüpfen. Eine der Verbindungsnieten aus Silber, die zur Befestigung des Materials zwischen Vorder- und Rückseite dienten, blieb fragmentarisch erhalten, die vermutlich dunkelblauen Glaseinlagen gingen verlo­ren. Ein ähnliches, an die „P"-förmigen Schwertaufhän­ger erinnerndes, aber entgegengesetzt stehendes Sil­berbeschlagpaar kam am Ende des vergangenen Jahrhunderts, 1893, unter der Bezeichnung „Fund von Peszér-Adács" in die Sammlung des Ungarischen Na- tionalmuseums;dessen wirkliche Bestimmung jedoch wurde erst in jüngster Vergangenheit enträtselt. Zu­sammen mit einem großen, pyramidenförmigen, ku­gelgeschmückten Goldohrgehänge und Toilettgegen- ständen gelangte es über zahlreiche Umwege ins Museum.486 Weder der nähere Fundort, noch die Umstände, unter denen die Funde zum Vorschein kamen, wurden geklärt, und infolge des zwischen­484. GARAM: 1988, 169. 485. MAROSI-FETTICH: 1936, 58. s. 98-99 GARAM: 1988, 169. 486. HAMPEL: 1905, Bd. II. 357, III. 269/4. zeitlichen Verlusts von Urkundenmaterial läßt sich das auch nicht mehr nachvollziehen. Die Lösung des Problems wurde auch durch die Tatsache nicht er­leichtert, daß gerade der keinesfalls als Schwertauf­hänger verwendbare „P"-förmige Silberbeschlag (Abb. 64.2.) fragmentiert war (umversehrtes Exemplar — L.: 7,9 cm, B.: 2,8 bzw. 1,5 cm). Doch auch der Autor, der den Fund publizierte hielt es wohl für offensichtlich, daß man die Beschläge in konträrer Stellung zueinan­der benutzt haben mußte, das bestätigten auch die an der Vorderseite linsenköpfig ausgearbeiteten und an der Rückseite breitgehämmerten Silbernie­ten.487 Dem schenkte die spätere Forschung keine Beachtung und publizierte die Silberbeschläge als Analogien der „P"-Halterung des Schwerts in paralle­ler Stellung.488 Als das Beschlagpaar von Kunbábony zum Vorschein kam, wurde die Verwendung dieses Beschlagtyps in entgegengesetzter Stellung offen­sichtlicher, wobei im Fall von Kunbábony die geraden Ränder der Vorderseite gerippter Draht, die Stellen der Nieten an den unteren Enden eine Steinfassung in granuliertem Kugelreihenrahmen ziert. Für die Be­stimmung seiner Funktion aber waren erst die Beob­achtungen neuerer Funde ausschlaggebend. Mit dem in jüngster Vergangenheit zum Vorschein gekommenen und erschlossenen awarischen Gräber­feld auf dem Gebiet des einstigen Peszéradacs gelang es uns mit großer Wahrscheinlichkeit, den Fundort der Gegenstände vom Ende des vergangenen Jahr­hunderts zu identifizieren. Diese kamen seinerzeit sicher beim Durchschneiden des Sandhügels im Rah­men der Straßenbauarbeiten ans Tageslicht.489 Wie berechtigt diese Annahme ist, wird unter anderem durch die Tatsache belegt, daß wir im Grab 26 des Gräberfeldes Kunpeszér die bis dahin einzigen, aus Silber gefertigten Parallelen zu den Halterungsbe­schlägen von Peszér-Adacs fanden.490 Die beiden silbernen Beschläge lagen in dem hochrangigen Frauengrab auf der linken Beckenschaufel zwischen einer dicken Lederschicht, in der Nähe einer silbernen Pinzette, in entgegensetzter Stellung und nur einigen Zentimetern Abstand voneinander. L.: 7,5 cm, B.: an ihren oberen, sich gewölbt verbreiternden Enden 1,5 cm, unten 1,0 cm. Das vorder- und rückseitige Sil­berblech der Beschläge wird von einem aus rotem Kupfer ausgeschnittenen, flachen Band umrahmt und zusammengefaßt. Aus ihrem verbreiterten Teil ragt 487. HAMPEL: 1897, 480-481. CCCXXVI. 4. 488. FETTICH: 1926a, IX. 1-2. 489. H. TÓTH: 1984, 11. 490. H. TÓTH: 1987 (Manuskript). Unter den Funden des Grabes waren ferner ein silbernes Bommelohrgehänge-Paar, 2 St. Bernsteinperlen, eine silberne Pinzette, ein weiteres Eisenmes­ser, eine Ahle, ein Bleispinnwirtel und eine Eisenschnalle. 152

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