H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

607-610 geprägte Goldsolidus des Phocas nicht das Ohrgehänge mit Pyramidenanhänger, sondern das goldene Ohrringpaar mit Kugelanhänger aus Grab 3 datiert. Ferner bezeichnete er es als wahrscheinlich, daß der zwischen 565-578 geprägte Tremissis Justi- nus II. die Datierung des granuliert verzierten, großku­geligen Ohrgehänges und des kugelgeschmückten Ringes des 1. Männergrabes ergibt. Aufgrund all des­sen datiert er die Gräber von Szentendre scharf in die 30 Jahre zwischen 580-610.429 Die o. a., aus zwei Hälften gepreßten Ohrgehänge mit großem Kugelschmuck und an den Ohrring an­schließenden drei bis vier kleineren Kügelchen vertre­ten den am meisten verwendeten frühawarischen Fundtypus. Auf ihren bedeutenderen bzw. größeren Exemplaren erscheint die Granulationsverzierung, die die Auflötung der Kügelchen-Anhänger und die Befe­stigung des Ohrrings verbarg, ebenfalls nur als Begleitelement. Ilona Kovrig behandelt die Silbervarianten und Bronzenachahmungen dieser Ohrgehänge mit Gra­nulationsdekor zum Großteil innerhalb der I. Gräber gruppe des Gräberfeldes Alattyän430 und stellt fest daß sie auf ungarischem Gebiet mit Melonenkernper len nicht Vorkommen. Ihre Herkunft verlegt sie ähn­lich wie die der Pyramiden-Ohrgehänge in die Pon- tusgegend und das Gebiet des Kaukasus, ihre Ver­wendung datiert sie aufgrund der durch eine Phokas- Münze datierten Gräber von Szentendre, Jutás. Sie konstatiert, daß die in die 70er Jahre des 7. Jh. datier­baren Funde von Ozora und die annähernd analogen von Igar und Dunapentele diesen Typus nicht mehr aufweisen. Der II. chronologischen Gruppe des Grä­berfeldes ordnet sie die Typen der Ohrgehänge klei­neren Formats und mit großem Formenreichtum zu, 429. BÓNA: 1982-83, 103-104, 140-141. Auf der Grundlage der Pyramiden-Ohrgehänge datiert Béna auch die frühawarische Gräbergruppe von Kunpeszér (Peszér- adacs), die in der Nachbarschaft der Gräber von Kunbábony gelegen sind, in das erste Viertel des 7. Jh. Leider gelangte das knappe Dutzend der einheimischen Ohrgehänge-Funde zum Großteil ohne Beobachtungen und begleitende Funde, oder nur mit bescheidenen, im allgemeinen in die Frühawa­renzeit datierbaren Funden in die Sammlungen. Dennoch wäre es nicht begründet, ein frühes Verschwinden der Ohrge­hänge dieses Szentendre-Typus anzunehmen. Denn weder historische Ereignisse, noch die Lebensdauer anderer Varian­ten des Fundtypus' sind hinreichende Stütze dafür, daß wir zwischen den verwandten Produkten der fürstlichen Werk­statt mehr als die Zeitspanne einer Generation einsetzen. H. TÓTH: 1984, 17-18. 430. KOVRIG: 1963,109,111,136-137. Die bescheideneren Silber­und ßronzeexemplare dieses Typs können auch im letzten Drittel des Jahrhunderts in einzelnen Gebieten noch in Benu­tzung gewesen sein. DAIM: 1984, 78, Abb. 15. deren noch auftauchende glatte bzw. mit kleinen Silberkugeln verzierte Varianten sie mit den bekanten Fürstenfunden der mittleren Awarenzeit verbindet. Tatsächlich ist dieser Großkugel-Typus für einzel­ne, in der Mittelawarenzeit begonnene und in der Spätawarenzeit weiter belegte große Gräberfelder, wie z. B. Kisköre, Zsély (Zelovce) usw. nicht charakte­ristisch. Bei einigen unserer von der Frühawarenzeit an ständig belegten großen Gräberfeldern gelangte ein Teil der Granulations-Ohrgehänge während der mittleren Awarenzeit in die Gräber. Ihre Varianten des granulierten, ovalen, spitz auslaufenden Anhän­gers mit Kugelreihen- oder Rhombusverzierungen waren während der Mittelawarenzeit in Gebrauch. Als Beispiele dazu können die Gräber mit goldenen Ohrgehängen des Gräberfeldes Gátér dienen 431 Da­neben finden wir solche allerdings auch im letzten Drittel des 7. Jh. in Grab 66 des Gräberfeldes Ho­mokmégy,432 in Grab 89 von Kecel-Határdű- lö,433 in Grab 34 des Gräberfeldes Tiszaderzs,434 in Grab 54 von Kiskörös-Pohibujmackö,435 in Grab 210 von Jänoshida und in zahlreichen Gräbern des Gräberfeldes Alsógellér (Holiare)436 In den Grä­bern die durch einen für die mittlere Awarenzeit typischen Goldobolus datiert sind — wie beispielweise aus dem Gebiet von Endröd-Doboskert437 — kam ein Paar Goldohrgehänge mit großkugeligem Granula­tionsrahmenschmuck und Steineinlagenimitation zum Vorschein, und im Grab 11/10. von Dunapentele fand sich ebenfalls ein Ohrgehänge mit granulierter Rhombusverzierung.438 Ohrgehänge mit Granulationsschmuck kommen auch in der Spätawarenzeit vor. Als Beispiele dafür können wir das Grab 28. des Gräberfeldes Ordas439 und vielleicht einzelne Gräber des awarischen Grä­berfeldes Kunszállás-Fülöpjakab440 anführen. Die Granulationsverzierung verschwindet also unter un­seren heimischen Funden nicht völlig, weder zur Mitte oder im letzten Drittel des 7. Jh., noch im 8. Jh. Das byzantinische Goldgeschmeide von Rang wird in der mittleren Awarenzeit nicht selten durch eine Reihe größerer Granulationskugeln verziert. Und auf 431. KADA: 1905, 383. 432. CARAM: 1975, 39, Abb. 15.2. 433. CS. SÓS: 1958, 13, Abb. 1a-b. 434. KOVRIG: 1975, 230, Abb. 14.2. 435. TÖRÖK: 1975 a, 297, Abb. 9.2. 436. ERDÉLYI: 1958, 36, Taf. XXXVII. 1. TOÓIK: 1968, Taf. LM. 10, LXI. 10-11, LXIl. 27. 437. JANKOVICH-MAKKAY-SZŐKE: 1989, 137, Taf. 53. 1-2. 438. MAROSI-FETTICH: 1936, Taf. IV. 7. CARAM. 1976, 139, Abb. 5. BÓNA: 1982-83, Abb. 16.1. 439. HAMPEL: 1905, Bd. II. 99, Bd. III. Taf. 78.2. 440. H. TÓTH: In Bearbeitung im Katona József Museum. 146

Next

/
Thumbnails
Contents