H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

I. Der Fundort

ßigen Kreises mit einem Durchmesser von 100-150 m und einer Tiefe von 2-3 m. Laut Aussagen der Anwohner aber war man im Verlaufe der 15jährigen Sandförderung auf keinerlei archäologische Funde aufmerksam geworden.11 DIE GESCHICHTE DER ENTDECKUNG DER FUNDE12 Aus der Sandgrube wurde am 20. Februar 1971, einem Samstag, von zwei Arbeitergruppen Sand transporti­ert. Die erste arbeitete hier mit vier Transportern und einem Bagger. Die zweite Gruppe lieferte Sand zur Fertigstellung des Hauses eines ihrer Kollegen. Im Laufe des Vormittags nahmen die Transporter und der Bagger der LPG Egyetértés die im Nordab­schnitt der Grube befindlichen Förder- und Ladeplät­ze ein. Die Fahrzeuge der zweiten Gruppe mußten daher warten und stellten sich an der größeren, fast 4 m hoch ansteigenden Uferwand im östlichen Gru­benabschnitt auf, wo seit Herbst vergangenen Jahres kein Sand mehr gefördert worden war. Etwa 15-20 m vom Ladeplatz entfernt war an der Uferwand unter der von Wurzelwerk gehaltenen unteren Sand­schicht durch einen Erdrutsch im Frühjahr ein Stück eines gefäßartigen Gegenstandes sichtbar geworden. Die Entdecker gruben aus der Uferwand eine fast 70 cm hohe und im Durchmesser 45 cm messende kugelbauchige Amphore aus, die sie über deren en­gen Hals von rund 50 Liter Sand befreiten, aber nichts darin fanden. Nun wurden auch die auf der anderen Seite Arbeitenden aufmerksam, und einer grub mit einer Schaufel ein tieferes Loch an der Stelle des Gefäßes aus. Zuerst stieß er auf den Schädel - angeb­lich auf dem Gesicht liegend, wahrscheinlicher ist allerdings, daß beim Graben die Erde unter dem Skelett gestört wurde und sie die Funde nur noch in heruntergefallenem Zustand, also nicht an ihrer ur­sprünglichen Stelle entdeckten. 11. Das Gebiet ist in archäologischer Hinsicht weniger bekannt und in noch geringerem Maße erschlossen. In einem Brief aus dem Jahre 1936 berichtet Kálmán Szabó Direktor des Städti­schen Museums zu Kecskemét, über Scherben und Knochen­reste, die auf dem Tehénjárás benannten, zu Bábony gehören­den Grenzgebiet zum Vorschein kamen (MNM-Archiv 106, K. III.), während er in seinem Brief von 1944 den Bericht des Restaurateurs des Museums József Czakó zusammenfaßt - der zur Registrierung und Einsammlung der sarmatischen Gefäßfragmente und Siedlungsspuren in das Fundgebiet an der Straße von Bábony entsandt worden war -, jedoch eine Rettungsgrabung nicht für notwendig erachtet. In den 1950er Jahren erwarb der Lehrer Antal Halász aus Kunpeszér für die dortige ortsgeschichtliche Sammlung eine vom Gebiet Bá­bony stammende kupferzeitliche Steinstreitaxt. Im Verzeich­nis seines Werkes „Kelten im Karpatenbecken" erwähnt Hu­nyadi einen aus Bábony stammenden Hohlbuckelige, Fußrei­fen [Rég. Fűz. 2. 1957, 114 (MNM.Inv.Nr. 19/1886, 1-2)1, Nach dem Schädel und Wirbeln kam als erstes das Trinkhorn und danach das mehr als ein halbes Kilo­gramm wiegende Goldgefäß zum Vorschein. Dann förderten sie der Reihe nach die Beschläge, Riemen­zungen der unterschiedlichen Gürtel, die mit Goldbe­schlägen bedeckten Teile von Messern und eines Schwertes zutage. Während der Arbeit stürzte die Aushöhlung mehrfach ein. Auf die kleineren Gegenstände achtete man wie es scheint anfangs nicht sonderlich, da ein Teil davon mit dem herausgekratzten und beiseite geschaufel­ten Sand vermischt war. Von allen, die in der Nähe des Grabes gearbeitet hatten, wurde ein löffelartiger Goldgegenstand erwähnt. Den Aussagen zufolge muß er 200-220 mm lang gewesen sein, sein Löffelteil war rund, mit einem Durchmesser von etwa 40 mm, und aus glänzendem, dünnem, aber haltbar wirken­den Goldblech gefertigt. Sein Stiel bestand aus ge­drehtem oder doppeltem, auf jeden Fall aber aus minderwertigerem Material, da sich in der Mitte Kor­rosionsspuren befanden. An dieser Stelle hatte man ihn zusammengebogen, es gelang uns nicht etwas über sein weiteres Schicksal in Erfahrung zu bringen. Als sie keine größeren Gegenstände mehr fanden, gaben die Arbeiter das Suchen auf und beauftragten Gábor Szücs, die Funde zu melden. Anderntags begaben sich Studenten, die von den Funden erfahren hatten, zur Sandgrube. Ihnen kamen jedoch der Grubenmeister und eine Gruppe in der Nähe Wohnender zuvor. Sie erreichten das östliche Ende der Grabgrube und fanden dort zwei in einem Meter Entfernung voneinander stehende, schachtel­artige, aus dünnem vergoldeten Silberblech gefertig­te Gegenstände, die allerdings während der Arbeiten vom Sand verschüttet worden waren, so daß sie die dünne Folie nur in kleineren bzw. größeren Teilen zusammensammeln konnten. Gegen Mittag erblick­ten sie auf dem Heimweg in der Grube von weitem noch auf einem Haufen gestapelte, aus dem Grab stammende menschliche Skelettreste — darunter er­wähnten sie die Beckenschaufeln und Beinknochen Da Kunszentmiklós und seine Umgebung etwa 70 km von Kecskemét entfernt liegt und außerordentlich schwer zu er­reichen war, kam dieses Gebiet immer mehr in den Einflußbe­reich der Hauptstadt als des Komitatssitzes. Im Bewußtsein dessen waren wir schon in den 60er Jahren bestrebt, zu den Museumsfreunden der Gegend gute Kontakte und ein Netz der Anmeldung archäologsicher Funde auszubauen. Aus die­sem Grunde führten wir mehrere Geländebegehungen, Ret­tungsgrabungen durch, und dem ist es nicht zuletz auch zu verdanken, daß im Zusammenhang mit dem Grabfund von Kunbábony - wenn auch mit einiger Verspätung - zahlreiche Meldungen im Museum eingingen. 12. H. TÓTH-HORVÁTH: Die rekonstruierte Geschichte, wie der awarische Fürstenfund von Kunbábony zum Vorschein kam (A kunbábonyi avar fejedelmi lelet előkerülésének rekonstru­ált története.) Bericht: KJM Régészeti Adattára 73/383. 1-19. 13

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