H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

III. Die Requisiten und Rekonstruktion der Bestattung

nauen Platzes an der Kleidung ist schon viel schwieri­ger, da die Auffindung der zahlenmäßig wenigen, mehr oder weniger verwandten Parallelen noch we­sentlich unsicherer ist. In Zusammenhang mit den im Grab von Cibakháza gefundenen Goldbändern ver­wies Gyula László138 auf deren Sonderstellung und die bei unseren landnahmezeitlichen Funden beob­achtete Verwandschaft. Er bestimmt die Goldbänder, die laut Aussagen der Finder durch je ein Loch an ihren Enden befestigt waren, als die das Gewand am Handgelenk und den Knöcheln zusammenfassenden Metallbänder. Auf dem Gräberfeld Kiskőrös-Vágóhíd, das ansich sehr viele Goldfolien mit Textilabdrucken erbrachte, kamen keine aus stärkerem Goldblech gefertigten Bänder oder aufgenähter Kleiderschmuck zum Vorschein. Ein unseren Funden ähnliches Gold­blech und dessen Fragmente sind lediglich aus dem Fund von Kunmadaras bekannt, für dessen Authenti­zität bezeichnend ist, daß über lange Zeit sogar der Ort der namensgebenden Gemeinde ungewiß war.139 Das von hier stammende weidenblattförmige, lange, schmale Blechpaar bestimmte Gyula László als die mit einem Ledersaum befestigten Goldbesätze einer Dolchscheide, da sich keine Spuren von Aufnagelung oder Annähen darauf fanden. So kann ihre Funktion mit der unserer zugespitzten oder rhombusförmigen Goldbleche, denen sie verhältnismäßig am nächsten stehen - und an denen neben den beim Anbringen, Aufnähen an den Rändern entstandenen Löchern auch Spuren der entlang des Saumes erfolgten Über- deckung erhalten blieben —, nicht gleichgesetzt wer­den.140 Solche finden wir lediglich unter den als mit unbekannter Bestimmung publizierten Goldblech­fragmenten.141 Diese durchbohrten Blechfragmente mit gewölbtem Saum lassen sich mit unseren oval abgerundeten, blattförmigen Goldblechen verglei­chen (Kat. 82.). Deren aus Silber gefertigte tatsächli­che Parallele kennen wir aus dem landnahmezeitli­chen Grab von Geszteréd,142 mit Spuren des Aufna- gelns und in der Nähe des schmaler werdenden Endes mit 2 grob eingeschlagenen größeren Löchern. Hinsichtlich seiner Abmessung ist es mit 15,5 cm Länge und 8,3 cm Breite etwas größer als unsere Goldbleche, dennoch kann seine analoge Funktion und Bestimmung nicht bezweifelt werden. Obwohl dieser Sammelfund infolge der Erosion des Treibsan­des ans Tageslicht kam, zeugen die an den Lochrän­dern beobachteten Kupferspuren davon, daß sich Nägel darin befanden. Und dies weist auf jeden Fall darauf hin, daß es — insofern es zur Tracht gehört hat 138. LÁSZLÓ: 1955, 239. 139. BÓNA: 1982-1983, 115-117. 140. LÁSZLÓ: 1955, 275, Taf. LXI. 5-6. 141. LÁSZLÓ: 1955, Taf. LXVI. 13-14. 142. KISS L.: 1938, 8, Taf. I. 86. — die Fußbekleidung verziert haben muß, die vermut­lich zum Zwecke der Bestattung gefertigt worden war.143 Ein passendes Paar zu unserem an den Enden sich gewölbt verbreiternden Bandfragment (Taf. XXVI. 3.) kennen wir nicht, nehmen allerdings an, daß man es ebenfalls mit einem Lederrand umsäumt am unteren Kleidersaum oder an der Fußbekleidung angebracht hatte. Darauf lassen neben den am Rand ringsum laufenden Faltspuren auch die am Blechrand verblie­benen und durchgerissenen Löcher zum Aufnähen schließen. Die geringe Zahl der zitierbaren awarenzeitlichen Parallelen sowie die Tatsache, daß wir in den Publika­tionen über die verwandten Funde in Osteuropa nachweisbar keine Blechfragmente ähnlicher Bestim­mung finden konnten, läßt darauf schließen, daß die auf die Kleider oder das Totengewand genähten ech­ten Goldbleche ein ausschließliches Vorrecht des höchsten Fürsten oder seiner nächsten Familienmit­glieder gewesen sein muß.144 DAS MIT BLATTGOLD GESCHMÜCKTE PRUNKCE­WAND (Kat.: 89. a—d) Etwas häufiger treffen wir im Kreis der awarenzeitli­chen Führungsschicht auf mit Blattgold geschmückte Prunkgewänder. Sie können unter den Funden des 1. Grabes von den vergoldeten Silberblechen des To­tenbettes einerseits durch ihr bedeutend dünneres, federleichtes Material unterschieden werden. Auch auf ihrer Rückseite zeigt eine grauschattierte Verfär­bung die Spuren von Versilberung. Innerhalb dessen muß unterschieden werden zwischen: a) den stärkeren und auf eine starrere Oberfläche applizierten Blechfragmenten, darunter den „V-­förmigen (Kat. 89. a), an ihren Rändern an 5 Stellen mit einem durchgestochenen, zum Aufnähen die­nerten Loch, die glatt, kaum zerknüllt, eher in brü- chi^m Zustand erhalten geblieben sind. Es gibt auch quadratische oder rechteckige bzw. trapezartige » Fragmente ähnlichen Materials und ähnlich erhalten, 143. Aus dem Grab kamen übrigens auch ein 22 cm langes, schmales Coldband, ein 32 cm langes Silberband sowie Gold- und Silberbleche unbekannter Bestimmung zum Vorschein. Es ist nicht auszuschließen, daß einzelne dieser Bleche über den Augen und dem Mund angebracht waren. KISS L: 1938, Taf. IV. 16-19, 20-22. 144. In Grab 5 des Gräberfeldes Tillya-Tepe in Afghanistan dienten ähnlich lange, in der Mitte etwas verbreiterte Bänder als Stirn­band. Eine analoge Funktion unseres Fundes halten wir aller­dings nicht für belegbar, eventuell könnten sie den Kragen des Kaftans geziert haben. SARIANIDI: 1985, 224—225. 94

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