H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

III. Die Requisiten und Rekonstruktion der Bestattung

eher den Mund bedeckt haben könnte, un somit eine vollständige Totenmaske gebildet wurde. Seiner Beurteilung zufolge bürgerten sich im Kreise der finn­ougrischen Völker zahlreiche Trachten- und viel­leicht auch Brauchelemente der entlang des Wolga­laufes vordringenden nomadischen Völker ein.132 Die sich mit den auch im Kreise des landnehmen­den Ungartums auftauchenden Totenmasken befas­senden István Dienes und István Fodor - der wiede­rum diesen Brauch aus dem Kreis der Finnougrier der Uralgegend ableitet -, verlegen dessen Herausbil­dung in das 6.-8. Jahrhundert.133 Sein wesentlichstes Kriterium ist die Verwendung des Totengesichtstu­ches, auf das die Augen und den Mund markierende Metallstücke, meist Silberbleche aufgenäht wurden. Der Grund, weshalb wir uns mit dieser Frage be­schäftigen, ist einerseits, daß wenn - wie man sieht- die Hände durch Handschuhe verhüllt wurden, man aller Wahrscheinlichkeit nach auch den Kopf mit ei­nem Gesichtstuch bedeckte. Andererseits aber wis­132. ERDÉLYI: 1978, 3. 133. DIENES: 1963, 108-112. FODOR: 1973, 163, 165, 172. sen wir, daß ein Teil der aus Goldblech ausgeschnitte­nen und Spuren des Aufnähens tragenden Bleche unmittelbar nach Entdeckung der Amphore, die in der Nähe des Schädels lag, zum Vorschein kam. Das sind vor allem die lunulenartigen und „T"-förmigen sowie einzelne der erhaltenen, aus dickerem Blech gefertigten „V-förmigen Bleche (Kat. 75. a-b, 76.) (Taf. XXV. 1—3.). In Abhängigkeit von ihrer Dicke sind sie unterschiedlich zerdrückt, doch keinesfalls auf die Weise, wie es die Verzierungen eines regelmäßig getragenen fürstlichen Gewandes wären. So könnten wir sie auch dann, wenn wir die be­kannte Reihenfolge des Auftretens dieser Funde au­ßer acht lassen, im Höchstfall für Schmuck des Ober­teils des Totengewandes oder der Kopfhülle halten. Unseres Erachtens nach ist es aber wahrscheinlicher, daß man auch das Gesichtstuch nicht unverziert ließ und ein Großteil der genannten Bleche auf dieses aufgenäht war. Parallelen können zur Entscheidung der Frage nicht zu Hilfe gezogen werden, da wir unter unseren awarenzeitlichen Funden nur aus dem Grab 14 des Gräberfeldes Hortobágy-Árkus (Abb. 40. 1-3.) einen 4,0 cm langen, aus einer Goldplatte kaltgehäm­merten, lunulenartigen Gegenstand kennen. Dieses 92

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