H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

III. Die Requisiten und Rekonstruktion der Bestattung

feldes von Üllő — auf das sich Bóna bezieht — unter dem Unterkiefer gefundene kleine Bronzeplättchen, den im Grab183 von Mezőfalva neben dem Schädel gefundenen, aus Bronzeblech gefertigten Obolus mit 1,7 cm Durchmesser'14 und das kleine runde Bron­zeblech mit punziertem Rahmen114 115 aus dem bekann­ten Grab von Mártély in Betracht zieht. So wird es schon verständlicher, weshalb wir neben den Gold- und Bronzeobolussen auch auf Obolus-Beigaben treffen können, die aus Silber sind. Umso mehr, da die 2 St. Münzimitationen, die aus dem Grab 53 des Gräberfeldes Kiskőrös— Pohibuj-Mackó zum Vorschein kamen, ebenfalls aus Silber gefertigt wurden, und zwar in Anleh­nung an die Solidi Constans II. und Constantinos IV.116 Einerseits ist es also nicht ausgeschlossen, daß sich auch im 1. Grab von Kunbäbony, ebenso wie im o.a. Frauengrab des Gräberfeldes Kunpe- szér, ein aus Silberblech gefertigter Totenobolus befunden hat. Andererseits stellt sich zurecht die Frage, warum dem Toten ein Obolus aus Silber mitgegeben wurde, wo auf der anderen Seite für die allein zum Zwecke der Bestattungszeremonie gefertigten Gegenstände - von der großen Zahl der goldenen Gegenstände als Beigaben gar nicht zu sprechen — doch eine ansehnliche Menge Gold verwendet wurde? Auf diese Frage ist es bis zum heutigen Tage nicht gelungen, eine befriedigende Antwort zu finden. Eindeutig scheint aber, daß der dem Obolus von Kunpeszér analoge Silbero­bolus nicht infolge der Verarmung oder aus Man­gel an Gold in das Khagangrab von Kunbäbony gelangte, doch es ist wesentlich wahrscheinlicher, daß dies kultische Gründe gehabt hat.117 Ohne auf diese Frage näher eingehen zu wollen, möchten wir an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, daß der angenommene Silberobolus in un­serem an Gold reichen Grab als Erscheinung nicht ohne Beispiel dasteht. Auf dem in jüngster Zeit er­schlossenen Gräberfeld Tillya-Tepe in Afghanistan kamen in dem fürstlichen Frauengrab 6 mehr als 2 000 kleinere oder größere Goldgegenstände mit 114. HORVÁTH T: 1935, 19, 21, Taf. VI. 17. BÓNA: 1980, 76. 115. HAMPEL: 1905, II. Bd. 108, III. Bd. 85/14. FARKAS: 1892 415-416. CARAM: 1978, 215. 116. LÁSZLÓ: 1935, 28-30, Taf. XI. 4-5. TÖRÖK: 1975 a, 295-297. DAIM—LIPPERT: 1984, 84-86. 117. LÁSZLÓ: 1955,183-184. Die Beurteilung des kleinen Silberblechs der Katalog Nr. 74. ist unterschiedlich Viele, darunter auch meine Lektoren, sehen ihre Definition als Obolus nicht als bestätigt an, wahrend für andere diese Möglichkeit auf der Hand liegt. einem Gesamtgewicht von beinahe 1,5 kg zum Vor­schein. Dennoch fand man im Mund der Toten Sil­bergeld, in ihrer linken Hand aber eine Goldmünze.118 TOTENRINGE (Kat. 80. a-c) Abweichend von der sorgfältigen Anfertigung der übrigen mit Draht- und Perlenreihe gerahmten bzw. gravierten und zisellierten Verzierungen geschmück­ten Bandringe des Fundes - mit denen wir uns im Rahmen der Schmuckstücke befassen —, scheint es sich bei den unter der Katalog Nr. 80 geführten 3 St. fast übereinstimmenden Kopfringen (Abb. 2-4a-b) (Taf. XI. 4-5, 7a-b) um eine flüchtige Ausführung zu handeln. Auf ein glattes Goldblech hatte man den Kopfring mit breitgehämmerten Enden und unge­wöhnlich großem Durchmesser als Nachahmung ge­rippter Bandreifen bzw. einer Perlenreihen-gerahm- ten Fassung aufgelötet. Der Durchmesser dieser Rin­ge sowie deren Ausführung und Zustand deuten in gleicher Weise darauf hin, daß sie nicht für den alltäglichen Gebrauch, sondern lediglich zum Zwek- ke der Bestattung gefertigt waren, und man hatte sie dem Toten wohl auf die behandschuhten oder mit Linnen umwickelten Finger geschoben. Der Ringkopf ähnelt in seiner Abmessung und Verzierung dem unter der Katalog Nr. 27 geführten Ring mit Perlenrei­henfassung (Abb. 37. 1,1a) des Fundes. Es scheint, als wenn seine gepreßte Fassung nicht nur zur Unter­bringung einer Paste- oder Glaseinlage geeignet war, sondern es könnte sich da sie einen umrandeten Eindruck macht, auch eine Füllung darin befunden haben, nur daß diese zu Staub zerfiel. Unter unseren Fürstenfunden ist der zum Zwecke der Bestattung gefertigte Ring bei weitem kein Einzel­118. SARIANIDI: 1985, 47, 258. BENKŐ: 1987-1988,186-187. Im teilweise gestörten Grab 3. kam ebenfalls eine Gold- und Silbermünze zum Vorschein (SARIA­NIDI 1985, 28, 34, 241-242). Zwar in anderer Lage, aber auc ein gemeinsames Vorkommen von Gold- Und Silberoboli beob­achtete Aurél Stein bei seinen Ausgrabungen in Ostturke- stan: „Die Berührung von Ost und West wird von den byzanti­nische Münzen imitierenden Goldstücken veranschaulicht. Römische Oboli legte man nach Art der Criechen in den Mund des Verstorbenen, auf seine Augen aber persische Silbermün­zen, die die Sassanidenkönige des 6. Jh. hatten prägen lassen, vgl. STEIN: 1928, 646—648, 670 und STEIN: 1934, 193. Zum Teil bei einer erneuten Studienreise durch den Osten konnte Mihály Benkö seine Datensammlung im Zusammen­hang mit der Bestattung und dem Brauch der Obolusbeigabe erweitern. Seine Studie, die auch die hervorragende Rolle des Goldes und Silbers im Totenkult beleuchtet, steht kurz vor Vollendung. Für seine freundliche Mitteilung möchte ich ihm auf diesem Wege bedanken. 87

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