Bárth János (szerk.): Tükörképek a Sugovicán - A kecskeméti Katona József Múzeum Közleményei 8. (Kecskemét, 1997)

Schellack, Fritz: Hajós – Ein ungarndeutsches Dorf im Umbruch. Zum Alltagsleben nach der politischen Wende von 1989

der Gesetze eines freien Marktes und in Überschätzung eines überlieferten, jedoch de facto überkommenen Arbeitsethos. 1995 war in dieser Beziehung längst Ernüchterung eingetreten, bei den sogenannten mittelständischen Betrieben und vor allem bei den vielen Kleinstproduzenten. Ein Diplom-Agraingenieur schildert die Situation wie folgt: „Es gibt sehr viele, die bekommen das nicht heraus, was sie in das Feld hineingesteckt haben. Vielen geht's so. Nur ein kleines Problem, dann ist er gleich fertig. So geht's den meisten. Oder sie bekommen das heraus, was sie hineingesteckt haben, aber das sind die wenigsten, die einen Gewinn haben. Das ist bei uns jetzt schlecht, weil das Land nicht hilft.“10 In Hajós war 1995 eine steigende Tendenz bei der Aufgabe von Kleinbetrieben feststellbar und sie scheint 1996 ungebrochen. Besonders schmerzlich wurde von vielen unserer Informanten empfunden, daß alles, was vor 1989 im privaten Bereich produziert wurde, zusätzlich vorhanden war, während gegenwärtig die Eigenproduktion kaum mehr ausreicht, den Bedarf zu decken. Aber auch außerhalb der Landwirtschaft, die in Hajós in der Genossenschaft oder bei der Großweinkellerei an der Straße nach Baja vor 1989 das Gros der Arbeitskräfte beschäftigte, konnten längst nicht alle von den geänderten wirtschaftlichen Bedingungen profitieren." Nach den Berichten unserer Informanten ist es einfach, Arbeitsstellen im Tagwerk zu bekommen, da die Hajóser Arbeiter bei den Betrieben beliebt seien: "Nach Hajós kommen sie aus dem ganzen Umkreis, um Arbeiter zu suchen, weil die Hajóser Leute kann man einstellen, weil die Hajóser Leute sind fleißige Leute."1' Eine Aussage, die zugleich als Indiz für eine besondere Wertschätzung des Begriffes Arbeit steht. Schon früh morgens werden die Arbeiter von Fahrern der einzelnen Betriebe abgeholt und mit dem Auto zum jeweiligen Arbeitsplatz gefahren. Wie selbstverständlich erzählte ein Interviewpartner, daß es für einen Hajóser keinen Urlaub gebe, in den Ferien gingen auch viele Jüngere ins Tagwerk. Dementsprechend herrscht morgens, wenn die Arbeiter für das Tagwerk abgeholt werden, am Treffpunkt "so ein Gedränge, als ob die Leute auswandern würden."1’’ Mit Sicherheit sind die Hajóser sehr fleißig, aber es darf nicht vergessen werden, daß dieses hohe Maß an Arbeitseinsatz nicht aus "reinem Vergnügen", sondern vor allem aus der schlechten wirtschaftlichen Situation heraus entsteht, die vor allem zahlreiche Rentner dazu zwingt, ihr niedriges Einkommen aufzustocken. Weitere Arbeitsmöglichkeiten bietet das Handwerk. Vor allem Männer arbeiten im Baugewerbe, Frauen als Näherinnen oder als Friseurinnen. Einige Frauen verdienen sich ein geringes Zubrot durch Sticken oder andere Handarbeiten. Bekannt ist in Hajós eine Gruppe alter Frauen, die sich in den Sommermonaten täglich zum gemeinsamen Sticken vor ihren Häusern trifft. Andere Frauen beschränken das Handarbeiten auf die Wintermonate, da sie im Sommer im Tagwerk arbeiten. Da viele Kontakte nach Österreich und Deutschland bestehen und der Tourismus auch Hajós erreicht, ergeben sich Absatzmöglichkeiten für regionaltypische ungarische Erzeugnisse.14 Der Tourismus bietet durch Zimmervermietung und den Verkauf eigener Er­zeugnisse wie Wein zusätzliche, wenn auch begrenzte, Verdienstmöglichkeiten. In kleinem Umfang werden auch touristische Programme wie Kutschfahrten oder Folkloreveranstaltungen angeboten." Erwähnt wurde auch die Möglichkeit, eine Arbeit im westlichen Ausland anzunehmen. Viele Männer aus Hajós arbeiten für einige Wochen, etwa während des Urlaubs, zum Teil aber auch für mehrere Jahre in Österreich 11

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