Die Ungarischen Archive (Budapest, 2007)

DAS UNGARISCHE STAATSARCHIV UND DIE STAATLICHEN FACHARCHIVE - Géza Érszegi - István G. Vass: Das Ungarischen Staatsarchiv

die mittelalterliche Grundlagen hatte und nach der Schlacht bei Mohács - veranlasst durch den habsburgischen Staatsapparat - ausgebaut wurde. Ihr Quellenmaterial ist im Vergleich zu anderen ungarischen Archiven vor allem in Bezug auf die Wirtschaft des 16-/17 Jhs. von besonderer Bedeutung. Zu dieser Zeit ist die Ungarische Kammer das einzige zentrale Regierungsorgan, das seine Tätigkeit ständig ausübte. Die Ungarische Kammer befasste sich ab 1528 ohne Unterbrechung mit den königlichen bzw. staatlichen wirtschaftlichen Angelegenheiten. Ihr Tätigkeitsbereich erstreckte sich teilweise auch auf die Verwaltung; als die zentrale vorgesetzte Behörde der Wirtchafts- und Finanzbeamten des Landes wurden von ihr - außer der Kriegssteuer - alle öffentlichen Einnahmen verwaltet und die Rechnungen überprüft. Die Krondomänen, Kammergüter, Salz- und Bergbauwesen, das Dreißigstel, Posthoheits­rechte sowie die wirtschaftliche Aufsicht über die königlichen Freistädte fielen in ihre Kompetenz. Die Ungarische Kammer fungierte in Pressburg, um aber auch die Verwaltung der fern liegenden Gebiete zu ermöglichen, wurde 1567 die ihr untergeordnete Zipser Kammer ins Leben gerufen. Nach der türkischen Herrschaft wurde in Ungarn die der Hofkammer untergeordnete Kameraladministration von Buda (Ofen) 1686 gegründet. Der königliche Landesjustizdirektor war der Rechtsanwalt des Königs, d.h. der Schatzkammer zum einen in Zivilrechtssachen, an denen die Schatzkammer finanziell interessiert war bzw. zum anderen der Staatsanwalt auch in Rechtssachen bezüglich Untreue und Majestätsbeleidigung. Das königliche Landesjustizdirektorat erhielt 1774 einen Amtsapparat, der bis 1853 fungierte. Die Geschäftsabwicklung der Kammer basierte auf dem Archivgut, das das Archiv der Ungarischen Kammer bildete. Der organisatorische Rahmen des Archivs wurde 1730 von seinem ersten Archivar Ádám Rajcsányi geschaffen, die Institution selbst wurde jedoch erst 1754 ins Leben gerufen. Sie verfügt über das reichlichste und abwechslungsreichste Archivgut. Hier befinden sich neben den Dokumenten bezüglich der Landgüter, die durch Aussterben oder Einziehung dem Herrscher hinzukamen auch die Materialien der wichtigsten landesweiten wirtschaftlichen Erhebungen. Die siebenbürgischen Regierungsarchive (1526 - 20.Jh. - Sektion F) entstanden aus dem bedeutenden Schriftgut des um die erste Jahrtausendwende gegründeten siebenbürgischen (Gyulafehérváréi 4 ) Bistums und des Kapitels. Unter dem Einfluss der Reformation kam es 1556 in Siebenbürgen zur Säkularisation, und die Archive des Bistums und des Domkapitels (kirchlichen Einrichtungen, die andere Beurkundungstätigkeiten ausübten, wie z.B. der Konvent von Kolozsmonostor (Appesdorf, heute in Rumänien), die Kapitel von Arad (heute in Rumänien), Csanád (Tschanad, heute in Rumänien) und Nagyvárad (Großwardein, heute in Rumänien) bildeten daher den Kern des entstehenden fürstlkheri Archivs. In diesem Archiv mussten die Königlichen Bücher (die Abschriftsbücher, die über die von der Kanzlei des Fürsten ausgegebenen rechtssichernden Urkunden geführt wurden)

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