Die Ungarischen Archive (Budapest, 2007)
PRESSE- UND MEDIENSAMMLUNGEN - Anikó Józsa: Das Archiv des Ungarischen Fernsehens
entschieden wird, welche Programme endgültig archiviert werden. Die Redaktionen versuchten alle Programme, die künstlerische, geschichtliche oder kulturelle Werte vertreten, für die Nachwelt zu erhalten. Wegen der ständigen Veränderung und Modernisierung der Fernsehtechnik wurden die Programme auf verschiedenen Film- und Videoträgern ins Archiv übernommen. Im Archiv des Fernsehens gab es am Anfang des Jahres 1999 29.371 Stunden Sendungen, davon 8.000 Stunden in Film (150.000 Dosen) und der Rest als Video. Mit dem Auftreten anderer öffentlich-rechtlicher bzw. kommerzieller Fernseh- und Kabelgesellschaften sind die Archivalien des Ungarischen Fernsehens (MTV) immer gefragter und werden daher nicht mehr nur den eigenen Mitarbeitern zur Verfügung gestellt. Der technische Zustand der im Archiv des Ungarischen Fernsehens (MTV) aufbe- wahrten Materialien ist ziemlich veränderlich. Ab 1996 wurde mit der Erneuerung von alten Materialien begonnen. Dabei wurden zuerst die Sendungen auf 2-Zoll- Datenträgern erneuert. Durch die ständige Kontrolle der Filmmaterialien wurde festgestellt, dass ein Teil der Rollen zusammengeschrumpft, verschmutzt ist oder Perforationsfehler hat, bei Farbmaterialien kommen Verfärbungen oft vor. Ihre Korrektur wäre daher eine dringende Aufgabe. Anfang 1999 wurde die da-Vinci-Filmrestaurierungs- und Filmerneuerungs- vorrichtung, mit deren Hilfe die Erneuerung der im Laufe von etwa 25 Jahren ent- standenen Materialien des Fernsehens begonnen wurde, übergeben. Bei Filmen in einem sehr kritischen Zustand werden die Programmhersteller selbst ersucht, an Restaurierungsarbeiten mitzuwirken. Die ersten restaurierten Filme wurden 1999 aufs Programm gesetzt: A koppányi aga testamentuma (Der Testament des Aga von Koppány), Komáromi fiú (Der Junge von Komárom), A fekete város (Die schwarze Stadt), Mézga család (Die Familie Mézga) usw. Die Nachrichten bzw. die sonstigen früheren Magazinprogramme (wie z.B. НЕТ (Die Woche), Panoráma (Das Panorama), Kék fény (das Blaulicht) usw.) sind auf Umkehrmaterialien in viel schlechterem Zustand erhalten geblieben. Während der Erneuerung müssen alle Reportagen vor der Reinigung und dem Kopieren pro Schnitt wieder geklebt werden. Die Nachrichtenreportagen zwischen 1957-1963 sind heute schon auf Beta-Kassetten festgehalten. Die zu erneuernden Programme werden auf analoge und digitale Beta-Kassetten aufgenommen und es wird eine Vorschaukopie erstellt. Das Archiv des Ungarischen Fernsehens steht natürlich auch den Forschern zur Verfügung. Die Benutzung des Archivs ist zurzeit wegen der knappen technischen und finanziellen Möglichkeiten nur in einer begrenzten Anzahl und nach vorheriger Besprechung sowie Bezahlung von technischen Kosten möglich. Im Archiv kann jeder - und nicht nur die anderen Fernsehsender - für eigene Zwecke eine Kopie von einer Reportage oder einem Film bestellen. Dies ist jedoch 151