Levéltári Szemle, 42. (1992)

Levéltári Szemle, 42. (1992) 1. szám - DOKUMENTUM - Gecsényi Lajos: A budapesti osztrák képviselet jelentéseiből, 1946–1947 / 57–76. o.

seiner altén Verbindungen zum mittleren und westlicheren Európa wieder erri­nere, anstatt wie gegenwartig immer mehr zum Handlager Moskaus zu werden. In Ungarn selbst wird allerdings dieser Einstellung von jenen Kreisen Vor­schub geleistet, denen die blosse Erwáhnung der Nützlichkeit eines Zusammen­arbeitens zwischen Ungarn und den mitteleropáischen Staaten als Beweis reaktionárer Gesinnung gilt. Und dem Einfluss dieser politischen Kreise ist es vor allém zuzuschreiben, wenn die massgebenden Personen in Regierung und Parlament davor zurückschrecken, auch nur schüchterne Versuche zur Anna­herung Ungarns an Mittel- und Westeuropa zu wagen, so dringend und heilsam f ür Ungarn diese auch waren. Ich habé letzhin mit einem hochgestellten Funktionár des hiesigen Ausse­namtes über dieses Thema und über die Rückwirkung dieses russophilen Ein­flusses auf das Verhaltnis zwischen österreich und Ungarn eine lángere, sehr interessante Unterredung gehabt. Wenn Mitredner es auch nicht offen ausges­prochen hat, so habé ich doch den bestimmten Eindruck erhalten, dass seine Áusserungen mit Vorbedacht und mit dem Zwecke vorgebraoht wurden, dass ich meiner Regierung hierüber berichte. Mein Gespráchspartner, der mir als besonderer Freund österreichs bekannt und seiner politischen Gesinnung nach linksbürgerlich eingestellt ist, hatte mich zu einer Besprechung unter 4 Augen in seine Wohnung gebeten und das Gesprách zunáchst damit begonnen, dass er sein Bedauern darüber aussprach, dass die Anerkennung der beiderseitigen politischen Vertretungen in Budapest und Wien seitens der interallierten Kontrollkommission noch immer nicht er­folgt ist. Was die ungarische Vertretungen in Wien betreffe, so scheine die Verzögerung mit persönlichen Intrigen zusammengehangen zu habén, die gegen die Person Leg. Rats Bartock (!) — wegen seiner angeblichen persönlichen Beziehungen zur Familie des vormaligen kroatischen Staatschefs — geschmie­det, mittlerweile aber als haltloses Geschwátz erkannt worden seien. 15 Die Verzögerung in der Anerkennung der österreichischen politischen Vertretung in Budapest führte mein Mitredner aber eher auf die prinzipielle Einstellung der Russen zurück, wobei er es durchaus nicht für ausgeschlossen hielt, dass entweder von hiesigen linksgerichteten politischen Kreisen oder von den sattsam bekannten Vorstandsmitgliedern des hiesigen österreichischen Hilfbüros, oder von beiden gemeinsam, bei den Russen intrigiert werde. Dies­bezüglich verweise ich auf meine Beriohte Zahl 151/46 vom 21.5.46 und Zahl 163/46 vom 24.5.46. 16 Mein Mitredner verwies in diesem Zusammenhang mit Nachdruck darauf, dass allé vernünftigen Leute in Ungarn die eheste Wiederherstellung normaler freundnachbarschaftlicher Beziehungen zu Österreich durchaus begrüssen, dass vor allém die wirtschaftliohen Kreise Ungarns dieselben schon seit langem im eigensten Interessé sehnlichts erwarten. Doch dürfe man sich nicht darüber tauschen, dass in Ungarn auch Kráfte am Werke seien, welche eine Annahe­rung an österreich zu verhindern, oder wenigstens nach Möglichkeit zu verzö­gern trachten. Man stehe in hiesigen kommunistischen Kreisen, die bekanntermassen weit über ihre Mandatszahl hinaus politische Bedeutung besitzen, der heutigen Entwicklung in Österreich doch noch immer einen „Hort der Reaktion" sehe, dessen demokratischer Einstellung man nicht recht treue. Es sei daher z. B. nicht verwunderlich, wenn gerade die wirtschaftliche Annaherung zu Österreich nicht im gewünschten Sinne Fortschritte mache — weil im hiesigen Handels­ministerium eben massgebliche Funktionare sássen, die der kommunistischen Partei nahestünden, von ihr Weisungen erhalten und die gutgemeinten Ab­sichten des ungarischen Aussenamtes retardierend beeinflussen. Das gleiche 70

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