Levéltári Szemle, 42. (1992)

Levéltári Szemle, 42. (1992) 1. szám - DOKUMENTUM - Gecsényi Lajos: A budapesti osztrák képviselet jelentéseiből, 1946–1947 / 57–76. o.

der Ostabteilung, dem Kommunisten Heltai, 5 begebe sich der ersterer dem­nachst voraussichtlich zur Gesandschaft nach Paris, um gemeinsam mit einem kommunistisch eingestellten Beamten des Aussenamtes dem Gesandten sozu­sagen als Beobachter beigegeben zu werden. Denn die Ernennung der unga­rischen Auslandsbeamten sei derzeit mehr eine Angelegenheit der politischen Partéién, welche eifersüchtig auf die Erhaltung ihres Einflusses auf die Be­setzung der massgebenden Stellen bedacht seien. Bei der Entschlusslosigkeit des Ministers habé das Aussenamt heute praktisch recht wenig zu reden. Als Chef der politischen Abteilung wurde in der letzten Zeit mehrf ach der sozialdeniokratische Abgeordnete, Gesandter Dr. Böhm genannt, der erst dieser Tagé auch noch zum Generaloberst ernannt wurde. Angeblich werde seine Be­stellung auch vom Aussenminiter befürwortet, doch wolle Dr. Böhm, welcher Jahre láng in skandinavischen Lándern im Exil gelebt habé, wieder dorthin zurück, und zwar als Gesandter in Stockholm, wohin erst vor kurzem sein Parteigenosse Dr. Szellő ernannt worden sei. 6 Um die Person des Honvédministers Dr. Tombor 7 gehen, wie bereits be­richtet, seit geraumer Zeit záhe Kámpf e der politischen Partéién. Er verkörpere, trotz seiner sehr nach links gerichteten Vergangenheit aus der Zeit der Ráte­diktatur, heute sozusagen die unpolitische Führung der Armee und habé wáh­rend der grossen innerpolitischen Krise vor zwei Wochen auch tatsáchlich sein Portefeuille zur Verfügung gestellt, seine Demission aber über Intervention des Staatsprásidenten dann wieder zurückgezogen. Dr. Auer glaubt, dass es dabei vorláufig sein Bewenden habén werde, soferne die mittlerweile eingetretene innerpolitische Beruhigung von lángerer Dauer sein sollte. Die Kommunisten habén ja in der inneren Verwaltung durch die Besetzung des Innenportefeuil­les und der Oberstadthauptmannschaft von Budapest durch ihre Leute (Rajk bzw. Pálffy-Qsterreicher) ohnehin schon eine Art Schlüsselstellung. 8 Nach Auffassung Dr. Auers wird die Weiterentwicklung der innerpoli­tischen Lage in Ungarn wesentlich von der Regelung der internationalen Streit­fragén abhangen, so dass jede Befriedung auf diesen Gebieten sich beruhigend auf die inneren Verháltnisse auswirken werde. Man sei hier der Auffassung, dass die Sowjetregierung, die aus rein finanziellen Grundén an einer fried­lichen Gestaltung ihrer Aussenpolitik, namentlich gegenüber den Vereinigten Staaten, interessiert sei, in der náchsten Zeit eine eher versöhnlichere Haltung einnehmen werde. Dr. Auer betont, dass sich die bürgerlichen Kreise Ungarns in einer de­mokratischen Mittelpartei sammeln, um dadurch eine Art Ausgleich zwischen den extrémen politischen Tendenzen zu schaffen und die Interessen des intel­lektuellen Mittelstandes besser wahrnehmen zu können. Dié aus der Kleinen Landwirtepartei kürzlich ausgeschiedenen Politiker hiebei wertvolle Funda­mente legén, um für die náchsten Wahlen bereits jetzt eine entsprechende Or­ganisation aufbauen zu können. Die kleine, katholisch orientierte Volkspartei habé sich bisher nicht recht durchzusetzen vermocht, weil sie zu spát in den Wahlkampf eintreten hátte können. An einen Zusammenschluss der sozialistischen mit der kommunistischen Partei sei unter den jetzigen Verháltnissen nicht zu denken, wenn auch ein Teil der Sozialdemökratischen Partei hiezu béreit wáre. Momentán herrsche innerpolitisch relatíve Ruhe, wenn auch Pessimisten die Möglichkeit eines neuerlichen Vorstosses der radikalen Linksgruppen nicht für völlig ausgeschlossen haltén. Als Neuerscheinung auf der politischen Bühne mache sich in letzter Zeit ein Wiederaufflackern antisemitischer Strömungen geltend, die hauptsáchlich aus den Kreisen der Nationalen Bauernpartei, (Péter Veres) einer nach links 61

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