Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 1 (Budae, 1852-1856)

Mantissa

728 ren ungestümm anklopfen, Getöse im Hause erwecken, und öfters gar den Tod verursachen sollen. Wessenicegen dann auch sehr viele kaiserl. königl. scharfe Befehle in alle Erbländer ausgeschicket worden , diesem Abentheuer des Aberglauben Schranken zu setzen, dergleichen nur unter Barbaren, Igno­ranten oder Boshaften zu finden sind. In allen chrislcatholischen andern Län­dern ist diese schädliche Meinung unbekannt. Nur in Ungarn, Mähren, Poh­len und Schlesien findet sie ihre Anhänger. Der Anfang dieses Uebels mag seinen Grund wohl ohne Zweifel in der schismatischen griechischen Einfalt haben, welche glaubt, dass der Teufel anstatt der Seele den Körper des Menschen besitzen könne. Ausser dieser kurzen Erinnerung weis ich meinem Leser nichts mehr Zusagen, als dass ich mich seiner Gewogenheit und Freundschaft ergebenst empfehle. Wamiiyriümns *). 1. §. Vom Vampyrismus überhaupt. Wann die Menschen ausserordenttiche Wirkungen wahrgenommen, derer Ursache sie nicht erkenneten, so leiteten sie dieselben von einer höheren Macht her, als diejenige ist, welche die Menschen besitzen. Die Geschichte zeiget uns in allen Jahrhunderten deutliche Spuren davon. Nun ist es gewiss, und durch die heilige Schrift bestättiget, dass Gott mit seiner Allmacht entiveder unmittelbar durch seinen Willen, oder durch die heiligen Engel, Propheten, Apostel und andere Heiligen, die erstaunlich­sten Werke hervorgebracht habe. Die Kirchengeschichte kann dessen auch die Ungläubigsten überführen, dass diese Wunderwerke in den ersten Zeiten des Christenthums zu unzähli­gen malen geschehen sind. Gelehrte und redliche Protestanten sogar haben es nicht läugnen können, dass der heilige Indianerapostel durch offenbare Wun­derwerke seine Mission erwiesen habe. Es ist auch gewiss, dass der böse Geist durch Zulassung Gottes Werke gethan, welche natürliche Ursachen gänzlich übersteigen. Was sich mit unserem Heilande zugetragen hat, als er in der Wüste in Versuchung geführt worden, ist allein genug, es zu erwei­sen. Kein Christ kamt es läugnen, dass es Menschen gegeben habe, welche vom bösen Geiste besessen waren; mithin der böse Geist über die menschli­chen Leiber eine Macht habe. Eben also ist es auch wahr, dass der Teufel durch Getűmmel, durch abscheuliche Veblendungen etc. die Menschen in Furcht gebracht habe. Selbst die Protestanten bekennen es, dass die Heiden, welche in Indien die Götzen anbeten, alle die Bosheiten ihres verfluchten Meisters erfahren, dem sie die­nen ; sobald sie aber durch das heil. Sacrament der Taufe von der Leibeigen­schaft des Teufels los, und Mitglieder der Kirche werden, alle diese teufli­schen Verblendungen ein Ende nehmen, welches zur Bekehrung sehr vieler Heyden Anlass gegeben hat. Daher ist hier die Frage nicht: ob dergleichen ausserordentliche Wir­kungen möglich sind ? sondern die ganze Schwierigkeit beruhet darauf, zu er­weisen , dass ein gewisser Zufall wirklich geschehen; und, wenn er gesche­hen , auch zu erweisen, dass es ein solcher Zufall sey, welcher die Kräften der natürlichen Ursachen übersteige. Seitdem die Wissenschaften und Künsten in Aufnahm gekommen sind, hat man auch die natürlichsten Ursachen derjenigen Wirkungen, welche die *) Initium Tractatus cell. Van Swieten. — Author. —

Next

/
Thumbnails
Contents