Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 1 (Budae, 1852-1856)
Mantissa
652 ft-. Pulver von Kamillen. • Eyicisch- Wurtzen. Haar-Linsen , von jedem gleichen Theil. Koche solches mit Leinöl, mische darunter etliche gebrattene Zwiefel, und ein wenig Safran. Solté sich aber der Beulen mehrers zertheilen, als zur Zeitigung schicken, mit Nachlassung des Fiebers und der Krankheit, so dienet das genannte Schivitz-Pßaster darüber zu legen. Zeiget der Beul hingegen in der Mitte weich zu werden, dass man mit dem Finger unterhalb die Materie verspüre, so muss solcher mit einer Lan- cetten, oder ansonst mit einem scharfen und spitzigen Messerl, so lang er ist, aufgeschnitten werden. Wann die Materie ausgeflossen,' so legt man in die Hole von Leinwat ausgezupfte Fäserlein, so viel man hineinbringt, welche mit dem Digestiv oder Zeitigungs-Salb bestrichen; dieses Salbei wird also gemacht: ft> Gereinigten Terpentin 1 Pfund. Eyer-Dotter, so viel man darein rühren kann, dass es die Dicke eines Salbeis erhalt. Ueber dieses muss gleichwol beständig ein Pflaster geleget werden, theils die hineingeschobene Fäserlein zu erhalten, theils aber die noch übrige Härte zu erweichen. Wurden sich nach einiger Zeit und Tagen die Beulen innerlich unrein, und Speck-mässig zeigen, so ist unter das obige Zeitigungs-Sälbel das Egyp- tisclie Sälbel mehr und weniger nach Beschaffenheit der Unreine zu vermischen; wann endlich der Beulen in seinem Umkreis gäntzlich weich, und rein scheinet, so kann er hernach bis zur gäntzlichen Schliessung nur mit trockenen Fäserlein verbunden werden. Belangend die Carbunkeln, muss man solche, sobald sich ein Blätterlein zeiget, eröffnen , das unterhalb brändige Fleisch ist mit einer Lancette, oder anderem scharfen Instrument etwelchemal aufzuritzen und alsdann mit dem Zeitigungs-Sälbel, und darauf gelegtem Magnet, oder auch Kienruss- Pflaster zu versorgen. Um aber zu verhüten, dass dieses brändige Fleisch nicht weiter um sich greiffe , so pflegt man den gantzen Carbunkel, und zwar in dem noch gesund scheinenden Theil, besonders da solcher in einem Ort haftet, welches mit genügsamen Fleisch versehen, mit einer Lancetten eines guten Messerrückens tief von dem übrigen rund herum abzulesen, oder aber, sonderlich wann unterhalb wenig Fleisch aber mehr Nerven seyn sollen, selbigen mit dem Antimoni- Oel ein paarmal zu umfahren. Scheinet also der Carbunkel Materie zu fassen, und sich zur Absonderung zu begeben, so solle man unter das besagte Sälbel auch etwas von dem Egyptischen vermischen, bis das gantz brändige Stuck Fleisch sich abgesondert und ausgefallen ist, hernachmals können die trockne Fäserlein alleinig in die Wunden gelegt, und selbige mit einem jeden Kühl- Pflaster bis zur gäntzlichen Schliessung bedecket teer den. Weilen sich aber auch ereignet, dass ein Carbunkel sich auf einem Beulen selbst sehen lasset, so ist dieser Zufall alleinig als ein Carbunkel anzusehen, und in der Cur demselben gleich zu hallen. Mit diesen bis anhero berührten Zufällen vergesellschaften sich andere, ivelche auch ihre besondere Vorsehung erforderen: und zwar erstlich des Nasenblutens zu gedenken, so ist wohl acht zu haben, ob auf solches die Puls geschwinder oder matter werde, das Gesicht erblasse, Uebelkeiten und Ohnmächten zustössen ; da ist sich nicht zu verweilen, auf stopfende Mittel ge