Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 3/2 (Budae, 1855)

Continuatio prima regiminis imperatoris ac regis apostolici Francisci (II.) I.

6 Cura veiiereorum et scorbuticorum iit Nosocomiis. Conci. Cons. A? 4114. *) die 24. Febr. 1S01. (In seq. M. R. Jl? 929. ddto 30. Januarii 1801.) Comitatui Temessiensi. Significari: Suam Majestatem SSmam clementer resolvisse, ut circa mo- dalitatem iu cura et suppressione mali yenerei observandam, isthic advoluta copia / Opinionis et respective deductionis Medicae Facultatis Vindobonensis *) Finalem pertractationem nactum ddto 17. Martii a, 1. / Hochlvbl. Kiinigl. Ilungarische Hoflianűei! Die genaueste Durchsicht der hiemil wieder zurückfolgenden auf die in dem Temesvár er K o mit a t e herrschenden Lustseuche sich, beziehenden Aktenstücke hat bei der medizinischen Fakultät zu folgenden Betrachtungen Anlass gegeben. Kie ist wohl die Sorgfalt der Staatsverwaltung für das Gesundheitswohl der Landeseinwohner so dringend nothwendig , als bei einer Krankheit, die so wie die Luslseuche, trenn sie einmal tinier dem Volke eingerissen ist, nicht nur gleich der Fest und andern ansteckenden Krankheilen , die gegenwärtige sondern auch die zukünftige Bevölkerung schreckbar untergräbt. Wenn bei andern Seu­chen bestimmte Kennzeichen, schnelle Unglücksfälle, die Gesunden von dem Um­gänge mit Angeslecklen warnen, und bei jenen einen heilsamen Abscheu vor diesen erregen; so umhüllet oft hier ein äusserlicher Anschein von blühender Gesund­heit schreckbarste Gifte und die unbändigste aller Leidenschaften stürzet den Ge­sunden der Wuth dieses Ansleckungsstoffes gewaltsam entgegen. Volkreiche dem Sittenverderbnisse mehr untericorfene Städte schienen lange allein bestimmt den traurigen Beweiss dieser Wahrheit zu liefern; allein seit dem die Lustseuche un­ter den ungeheuren Heeren die jetzt so systemmässig auf beständig unterhalten wer­den müssen, zur alltäglichster Krankheit geworden ist, hat sich dieses Uebel auch selbst auf dem Lande, wenigstens nahe an die Hauptstädte, und da wo starke Garnisonen bestehen , auf eine schreckbare Weise verbreitet. Ist aber die Frage : wie solchen Folgen am besten gesteuert werden möge ? so versteht es sich von selbsten, dass, so lange nicht die sowohl gelegenheitlichen als nächsten Ursachen gehoben werden, auch die Wirkungen eines Uebels nie gründlich getilget werden mögen. Jene sind, so wie die vorliegenden Aktenstü­cke lehren, in dem Temesvárer Banate 1-lens die äusserst vernachlässigte morali­sche Erziehung, die Sitlenlosigkeit der Kinder und deren, eben hierauf sich grün­dende Hang zur Selbstbefleckung und zu unreifer Vermischung der Geschlechter; 2- tens das Beisammenschlafen der Eheleute mit ihren Kindern in einer und der nemlichen Stube oder in einem und dem nemlichen Bette und die unverhüllte Befriedigung ihrer Zeugungstriebe vor den Augen der letzteren. 3- tens. Die höchste Unreinlichkeit des Körpers, bei welcher besonders die ve­nerischen Lukalübel sich mit grösster Behendigkeit verbreiten. 4- lens. Die grösste Unwissenheit in Hinsicht auf den Anfang , den Fortgang, die Bedenklichkeit, Fortpflanzung der Luslseuche. Vorzüglich aus diesen zwei letz­teren Ursachen werden , nach den Berichten von Pallas in Russland ganze Dörfer und Strecken des Landes durch die Luslseuche verwüstet, und je unwissender , je abergläubischer, je sittenloser, je unreiner ein Volk ist, um so mehr und um so schneller muss diese Seuche, wenn sie unglücklicherweise auch nur wenige Indivi­duen bei solchen ergreifet, verbreitet werden. 5- tens. Der Aberglaube und das Zutrauen zu Segensprechern und Quack­salbern. Q'-tens. Der Mangel oder die geringe Anzahl sachverständiger und geübter Aerzte und Wundärzte. Die nächste Ursache der jetzt so ausgebreilelen Lustseuchen , ist gewiss auch in erwehnlem Banate der Mangel an Polizeiaufsicht auf den Gesundheitsstand lie­derlicher , feiler Dirnen ; vielleicht auch auf die aus der Hauptstadt abgeschobenen, noch nicht ganz geheilten, und dort nicht selten zur Ehe schreitenden ehemaligen 1501

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