Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)
Erstes Kapitel: Nosologie des Kindbettfiebers §. 1-10
2 ist' denn auch der Name Kindbettfieber, den so manche besonders neuere Autoren als unstatthaft verbannt wissen wollen, vollkommen gerechtfertigt; er ist eben ein Ausdruck für ein gemeinsames Grundleiden, das sich in verschiedenen Localaf- fecten offenbart. §. 2. Das Kindbettfieber ist eine Krankheit des Blutes. Die Gründe, welche für diese Ansicht sprechen, sind folgende: 1. Gewöhnlich werden mehre Organe gleichzeitig befallen , nur ausnahmsweise bleibt die Affection auf ein einzelnes Organ oder Gewebe beschränkt. 2. Das Fieber geht meistens dem örtlichen Leiden vorher. Fast alle Beobachter stimmen darin überein, dass es mit einer oft enormen Pulsfrequenz das erste Symptom der Krankheit sei. 3. Die wahrnehmbaren Veränderungen der festen Tlieile stehen oft in keinem Verhältnisse zur Heftigkeit des Fiebers und der Krankheit. Gerade in denjenigen Fällen, die am rapidesten verlaufen sind, weiset die Section wenige oder gar keine Spuren eines Localleidens nach. 4. Eine künstliche Alteration des Blutes bringt Erscheinungen hervor, die dem Principe nach mit denen des Kindbettfiebers identisch sind. Nach Injectionen von Jauche oder irgend einer anderen schädlichen Flüssigkeit in die Venen eines Thieres entstehen Unruhe, Fieber und mehr oder minder entzündliche Exsudationen in verschiedenen Organen neben einander, vorzugsweise auf Schleim - und serösen Häuten oder der Tod erfolgt rasch unter heftigen nervösen Symptomen und ohne nachweisbare Veränderungen in irgend einem besonderen Organe. 5. Alle Miasmen und Contagion scheinen durch eine entsprechende Alteration des Blutes wirksam zu sein. §. 3. Worin aber die Alteration des Blutes beim Kindbettfieber bestehe, wissen wir eben so wenig als uns dieses Verhältniss beim Typhus oder einer anderen derartigen Krankheit bekannt ist. Die Pathologie des Blutes ist eine erst im Entstehen begriffene Lehre und muss um so dunkler sein, als so wichtige Fragen in Bezug auf die normale Zusammensetzung desselben z. B. über die wandelbaren Extractivstoffe noch ungelöst sind. Und dann, wie schwierig, ja fast unmöglich ist