Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Drittes Kapitel. Formen des Kindbettfiebers §. 31-80 - I. Normale Formen

53 Sehr häufig· erfolgt der Tod und zwar meistens rasch und auf der Höhe der Krankheit. Has Ficher nimmt nach geschehe­ner Exsudation an Heftigkeit zu, der Puls wird immer frequen­ter, aber die Energie desselben sinkt, er wird klein, weich und schwach, nur selten bleibt er bis zu Ende hart. Die Schmerzen lassen nach und hören bisweilen ganz auf, in an­deren Fällen steigern sie sich, oder kehren nach einer trügeri­schen Ruhe mit erneuerter Heftigkeit oft unter Frostanfällen zu­rück. Der Leib treibt mehr und mehr auf, das Athemholen wird immer erschwerter und kürzer, Angst und Beklemmung erreichen den höchsten Grad. Das Gesicht ist bleich und ent­stellt, auf den eingefallenen Wangen zeigt sich oft eine um­schriebene Rőtbe, die Extremitäten sind kühl, in den wölken Brüsten ist alle Secretion versiegt; ein bitteres, grünspanfar­biges Erbrechen quält die Kranken unaufhörlich und hindert sie, ihren brennenden Durst zu stillen. Dabei dauert das Be­wusstsein in der Regel ungetrübt fort, die Hoffnung und Liebe zum Leben weicht nicht, bis zu ihrem letzten Athemzuge bit­ten die Unglücklichen angstvoll und flehentlich, man möge sie retten und so sterben sie bisweilen kaum 30 Stunden nach Ein­tritt der Krankheit. Andere schleppen sich in dem angegebe­nen Zustande noch mehre Tage lang hin. Ejn betäubtes, schlum­mersüchtiges Dahinliegen wechselt mit grosser Gesprächigkeit, Unruhe, Stöhnen und Wehklagen. Die Sprache wird undeut­lich, die Stimme ist kaum hörbar, das Schlingen erschwert, die Kräfte sinken mehr und mehr, die Athemnoth wird immer grös­ser, der Puls klein und fadenförmig, kaum zählbar, das Er­brechen hört auf, oder eine kaffeesatzartige Masse wird durch dasselbe entleert, die Stuhlgänge erfolgen unwillkürlich, Sin­gultus, Sehnenhüpfen und Flockenlesen stellen sich ein, die Respiration wird röchelnd und nicht selten beschliessen Zuckun­gen die Scene» Diese Art des Ausganges findet sich vorzugs­weise bei der sthcnischcn Form. In anderen Fällen tritt in Folge der starken Exsudati­onen und Entleerungen eine völlige Erschöpfung ein, die Kran­ken sind leichenblass und ausserordentlich matt, alle Schmer­zen haben aufgehört, der gänzlich unempfindliche Leib ist ent­weder furchtbar aufgctricben, oder wird weicher und fällt bei.

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