Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Drittes Kapitel. Formen des Kindbettfiebers §. 31-80 - I. Normale Formen

44 Schmerzen dem Fieber voran. Sie sind anfangs oft wehenartig-, intermittirend, werden aber bald anhaltend und bleiben dann selten auf die ang-eg-cbenen Stellen beschränkt, sondern breiten sich gewöhnlich mehr oder minder über die ganze Bauchfläche aus. Sie sind bald gelind, bald heftig und werden in letzte­rem Falle durch tiefes Einathmen, Bewegung und Berührung sehr gesteigert; in anderen Fällen fehlen sie ganz, oder wer­den erst durch tieferen Druck hervorgerufen. Dabei ist der Leib weich, nicht aufgetrieben, der hochstehende Uterus meist gross, hart und empfindlich. Die Kranken werfen sich unru­hig hin und her, oder beobachten eine unveränderte Rückenlage mit angezogenen Schenkeln. Kopfschmerz fehlt selten, der Durst ist gross, Haut und Zunge zeigen je nach dem Krank- heits - und Fiebercharactcr ein verschiedenes Verhalten. Die Urinsecretion ist gewöhnlich vermindert. Die Lochien sind in der Regel sparsam, übrigens von normaler Beschaffenheit; be­deutendere Abweichungen derselben lassen auf ein Mitlciden der Uterinschleimhaut schliessen. Die Milchsecretion ist ent weder noch nicht eingetreten, oder geht regelmässig von Stat­ten , bisweilen ist sie vermindert, fast nie gleich anfangs un­terdrückt. Sehr selten entscheidet sich hier schon die Krankheit günstig und Schmerz und Fieber lassen nach; gewöhnlich stei­gern sich beide zu einer bedeutenden Höhe, entweder rasch und stetig, oder langsamer in abendlichen, bisweilen durch einen Frostanfall bezeichneten Exacerbationen. Der Leib treibt mehr und mehr auf, und alsbald treten die Erscheinungen der Statt gehabten Exsudation hervor. Die Exsudation erfolgt meistens sehr schnell und in bedeutender Menge, obwohl nicht so ab­geschnitten und plötzlich, als die meisten Autoren annehmen, indem die ersten, gewiss sehr frühen Anfänge derselben sich der Beobachtung entziehen. Die Beschaifenheit des Exsudates entspricht dem jedes­maligen Krankheitscharacter. Bisweilen ist es durch Verklebun­gen der Baucheingeweide abgesackt, gewöhnlich aber frei in der Bauchhöhle enthalten; es nimmt alsdann die tiefsten Stellen in derselben und im Beckenraume ein und wechselt sei­nen Ort, je nach der Lage der Kranken. Seine Gegenwart

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