Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)
Drittes Kapitel. Formen des Kindbettfiebers §. 31-80
42 Entzündungen anderer Organe verbunden, die bisweilen gleichzeitig aultreten, gewöhnlich aber sich erst später hinzugesel- len, thcils ziehen sie eine bald mehr bald weniger beträchtliche Reihe secundärcr Alfecte nach sich. So ergeben sich als normale Formen des Kindbettfiebers und zwar als Hauptformen diejenigen, bei welchen die Entzündung des Peritonäal- überzuges, oder der Venen, oder der Schleimhaut des Uterus vorherrscht, denen sich als Nebenformen diejenigen anschlies- sen, bei denen die Ovarien, oder die Lymphgefässe, oder die Scheide vorzugsweise ergriffen sind. Was die genannten Formen noch bestimmter als solche characterisirt, ist der Umstand, dass wenigstens jede der Hauptformen in ihren Combinationen mit anderen, primären sowohl als secundären Affecten eine gewisse, stets wiederkehrende Eigen- thümlichkeit zeigt, so dass sich aus dem Sitze und der Art dieser letzteren schon mit einiger Sicherheit auf das zum Grunde liegende Hauptleiden zurückschliessen lässt. Die ferneren Differenzen der einzelnen Formen werden durch den Krankheitsund Fiebercharacter gegeben. Als anomale Formen des Kindbettfiebers müssen diejenigen bezeichnet werden, bei denen das vorherrschende Leiden nicht in den Sexualorgancn seinen Sitz hat, sondern diese entweder gänzlich umgangen sind, oder die Affection derselben doch nur eine untergeordnete Rolle spielt. Diese Formen setzen niemals eine ganze Epidemie zusammen, sondern erscheinen nur einzeln, oder gruppenweise im Verlaufe derselben und geben sich einerseits dadurch, andererseits durch den im Uebri- gen durchaus gleichen Verlauf mit den jezcitigen normalen Formen als wahre Kindbettfieber zu erkennen. Hierher gehören diejenigen Fälle, wo die vorherrschende Localaffcction in den Respirationsorganen, oder auf der äussern Haut, oder im Zellgewebe wurzelt, oder wo der Krankheitsprocess, ohne sich zu localisiren, innerhalb der Blutmasse verläuft und nur durch eine mehr oder minder gewaltsame Störung der Functionen desNer- vensystemes sein Dasein bezeugt. Sie treten häufiger mit dem asthenischen, als mit dem sthenischen Krankheitscharacter auf. Beide, normale und anomale Formen sind jedoch in der Wirklichkeit nicht immer streng geschieden, sondern gehen